»Die einzige Örtlichkeit, in der es weder den Russen noch sonst wem gelungen ist, uns abzuhören, ist dieses Badezimmer.« Also sehen wir Berit, die Chefin von E 39, auf der Kloschüssel und ihre beiden Agenten, Sophie und Harald, auf dem Rand der Badewanne sitzen. »Ihre Handys lagen in Silberfolie eingewickelt in einer Büroschublade …« Die norwegische Premierministerin vor den dunklen Machenschaften ihres Finanzministers zu schützen, zumindest das hat die kleine Spezialeinheit inzwischen geschafft. Den amerikanisch-russischen Verbindungen eines zwielichtigen Reeders sind sie auf die Spur gekommen – und haben persönlich so manche gefährliche Situation überstanden. Insofern bietet »Strahlendes Eis« von Michael Lüders Action-Spannung noch und noch, so wie es sich für einen Thriller gehört.
»Die folgende Geschichte ist frei erfunden. Die historischen Bezüge allerdings sind es nicht.« Mit dieser Ankündigung öffnet der Autor indes noch einen viel größeren Spannungsbogen. Viele, die dieses Buch lesen, mögen nicht einmal gewusst haben, dass es US-amerikanische Militärbasen auf Grönland gab und gibt und dass die Inuit dafür vertrieben wurden und die Umwelt verseucht wird. Auf einer Konferenz in Reykjavik sollte das angeprangert werden, wobei es auch darum geht, Norwegens Ausstieg aus der Erdöl-Exploration rund um Spitzbergen juristisch zu erzwingen. Umweltaktivistinnen wie Brigitta Arnósdóttir und Natan Hammond machen sich als Stimme der Inuit stark. Brigitta hat gerade den Absturz eines Hubschraubers überlebt, in dem mehrere krebskranke Männer saßen, die nun nicht mehr an der Konferenz teilnehmen können. »Sie wollten erzählen, was ihnen geschehen ist, 1968 in Grönland. Als sie dort verstrahlt worden sind.« War das Unglück gewollt, um sie daran zu hindern?
Der Buchtitel »Strahlendes Eis« bezieht sich auf den Absturz eines US-amerikanischen B-52-Bombers am 21. Januar 1958. Vier Wasserstoffbomben waren an Bord. Beim Aufprall auf der Wasseroberfläche wurden die Sprengladungen ausgelöst, die nähere Umgebung wurde kontaminiert. »Klimaerwärmung? Big Business hat Vorrang«, seufzt Natan Hammond. Durch ihn und seinen Vater Aqqaluk bringt Michael Lüders das uralte Wissen der Inuit ins Buch. Wir lernen, was Qideq bedeutet – die Einheit von Körper, Seele und Bewusstsein. »Das sei die größte Herausforderung. Eins zu werden mit der Vergangenheit wie auch mit der Zukunft, um die Gegenwart mit Leben zu erfüllen. Einem Leben, das sich nicht erschöpfe in Mehrwert und Gewinn, auf Kosten des Planeten.«
Michael Lüders: Strahlendes Eis. C. H. Beck, 345 S., geb., 18 €.
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