Das US-Justizministerium hat am Donnerstag eine umfassende Kartellklage gegen Konzertkartenanbieter Ticketmaster und seine Muttergesellschaft Live Nation Entertainment eingereicht. Beiden Firmen wird darin vorgeworfen, ein illegales Monopol auf Live-Veranstaltungen in den USA auszunutzen, um den Wettbewerb zu unterdrücken und die Preise für Fans in die Höhe zu treiben. Die Klage, die bei einem Bundesgericht in Manhattan eingereicht wurde, zielt darauf ab, dieses Monopol zu zerschlagen mit der Begründung, es schade kleineren Veranstaltern und den Künstlern. 

Vor allem strebt das Justizministerium an, dass sich Live Nation von der Plattform Ticketmaster trennt, über die online Karten für verschiedene Events verkauft werden. In der am Donnerstag eingereichten Klage heißt es unter anderem, Live Nation sichere sich mit wettbewerbswidrigem Vorgehen die Kontrolle über die Branche in den USA und könne dadurch den Verbrauchern überhöhte Gebühren aufbürden.

Live Nation sei zusammen mit Ticketmaster “allgegenwärtig” im Geschäft mit Live-Veranstaltungen und habe ein “illegales Monopol” aufgebaut, sagte Justizminister Merrick Garland bei der Ankündigung der Klage. Die Behörde verweist unter anderem darauf, dass Live Nation zahlreiche Konzertarenen kontrolliere und auch bei mehr als 400 Musikern das Management übernommen habe. 

Als Folge des rechtswidrigen Verhaltens von Live Nation müssten Fans höhere Gebühren zahlen, während die Künstler weniger Chancen auf Auftritte hätten und kleinere Veranstalter verdrängt würden. Zudem hätten die Veranstaltungsorte weniger echte Wahlmöglichkeiten für den Kartenservice. “Es ist an der Zeit, Live-Nation-Ticketmaster aufzulösen”, erklärte Garland. Das Unternehmen ersticke den Wettbewerb, unter anderem durch Drohungen und Deals mit potenziellen Rivalen.

Die Regierung verweist darauf, dass in anderen Ländern mit mehr Konkurrenz die Gebühren niedriger seien. In Deutschland konkurriert Ticketmaster unter anderem mit Eventim.

Ticketmaster bestreitet Monopol

Live Nation bestritt in einer ersten Reaktion, ein Monopol zu besitzen. Das Justizministerium ignoriere, dass für die Preisanstiege bei Konzerttickets unter anderem höhere Kosten und Wiederverkäufer verantwortlich seien. Zudem behalte Ticketmaster nur einen kleinen Anteil der zusätzlichen Gebühren. Der Konzern verwies auch darauf, dass die Fusion mit Ticketmaster 2010 von den US-Wettbewerbshütern gebilligt worden sei, da sie keine negativen Folgen für den Konzertmarkt erwarteten.

Als bekannt wurde, dass gegen das Unternehmen im Jahr 2022 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, teilte der Konzertveranstalter mit, dass Ticketmaster einen so großen Marktanteil erobert habe, weil die Qualität seines Systems den Wettbewerbern überlegen sei. Konkurrierende Ticketverkäufer beklagen allerdings seit langem, dass Live Nation es ihnen schwer mache. So würden zum Beispiel Künstler zurückhalten, wenn die Veranstaltungsorte nicht bereit seien, den Service von Ticketmaster zu nutzen. 

Konzert kontrolliert mehr als 260 US-Konzerthallen

Ticketmaster ist der weltweitgrößte Kartenverkäufer und verkauft jedes Jahr 500 Millionen Karten in mehr als 30 Ländern. Im vergangenen Jahr verzeichnete Live Nation einen Umsatz von 22,7 Milliarden Dollar (21 Milliarden Euro).

Rund 70 Prozent der Tickets für große Konzertveranstaltungen in den USA werden über Ticketmaster verkauft, ging aus der Klage aus dem Jahr 2022 hervor. Nach Angaben des Justizministeriums besitzt oder kontrolliert das Unternehmen mehr als 265 Konzerthallen und Dutzende große Amphitheater in Nordamerika.

Der Ticketverkäufer löste im November 2022 Empörung aus, als seine Website während des Vorverkaufs für eine Stadiontournee von Superstar Taylor Swift abstürzte. Das Unternehmen teilte mit, seine Website sei sowohl von Fans als auch von Bots überschwemmt worden, die Karten weiterverkaufen wollten. Das Debakel führte zu Anhörungen im Kongress und zu Gesetzentwürfen in den Einzelstaaten, die einen besseren Schutz der Verbraucher durchsetzen sollen.

Das Justizministerium gestattete Live Nation und Ticketmaster den Zusammenschluss, solange Live Nation sich verpflichtete, zehn Jahrelang keine Vergeltungsmaßnahmen gegen Konzertveranstalter zu ergreifen, die andere Kartenanbieter nutzen. Im Jahr 2019 untersuchte das Ministerium den Fall und stellte fest, dass Live Nation wiederholt gegen diese Auflage verstoßen habe. Es verlängerte daraufhin das Verbot von Vergeltungsmaßnahmen gegen Konzertveranstalter bis 2025.



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