Hamburg. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, schallte es am Sonnabend durch das Volksparkstadion. Die Fans von Holstein Kiel feierten nach dem 1:0-Sieg beim Hamburger SV lautstark ihre Mannschaft. Die Störche stehen immer dichter vor dem historischen Bundesliga-Aufstieg als Krönung einer schon jetzt hervorragenden Saison.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Die KSV überzeugte im Topspiel einmal mehr mit einer geschlossenen Mannschaftsleitung, Kampfgeist und vor allem viel Lust aufs Verteidigen. „Wir haben es uns hart erarbeitet und verdient gewonnen“, betonte Innenverteidiger Patrick Erras, einer der besten KSVer an diesem Abend, die Bedeutung der Grundtugenden als Grundlage des Erfolgs.

Holstein Kiel muss Rückschläge während des Spiels verkraften

Die Stimmung im Gästeblock war spätestens nach dem Schlusspfiff bundesligareif gewesen. Ehe Holstein Kiel aber gemeinsam mit den 6000 mitgereisten Fans feiern durfte, mussten die Kieler mehrere Rückschläge verkraften: Schon nach 24 Minuten war für Finn Porath in seinem 150. Spiel im Störche-Dress aufgrund einer Verletzung Schluss. Auf rutschigem Rasen zog es Porath in den Oberschenkelmuskel.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Dann rückte der Videbeweis in den Vordergrund. Kurz vor dem Pausenpfiff blockte Hamburgs Ludovit Reis im eigenen Strafraum einen Schuss von Timo Becker mit dem ausgestreckten Arm. Schiedsrichter Sascha Stegemann entschied nach Prüfung der Videobilder zum Unverständnis der Kieler nicht auf Strafstoß.

Bei der zweiten VAR-Entscheidung des Tages hatten die Störche mehr Glück: Im Vorfeld des 1:0 durch den für Porath eingewechselten Tom Rothe (59.) hatte Marko Ivezic den HSV-Keeper Matheo Raab im Fünfmeterraum mit Armen und Körper behindert. Aberkannt wurde der Treffer durch Stegemann, der den Zweikampf nach dem Spiel als „handelsübliches Positionsgerangel“ erklärte, aber nicht.

Störche verteidigen 1:0-Führung in Unterzahl mit viel Leidenschaft

Danach drängte der HSV auf den Ausgleich, doch Holstein Kiels Defensivverbund um Patrick Erras und Carl Johansson entschied alle wichtigen Zweikämpfe für sich. Nach 72 Minuten drohte die Statik des Spiels noch einmal zu kippen. Lewis Holtby war Miro Muheim auf den Fuß gestiegen und sah die Gelb-Rote Karte, nachdem er erst eine Minute zuvor verwarnt worden war.

Jubel nach Schlusspfiff: Störche-Cheftrainer Marcel Rapp umarmt Innenverteidiger Patrick Erras.

Jubel nach Schlusspfiff: Störche-Cheftrainer Marcel Rapp umarmt Innenverteidiger Patrick Erras.

Nach dem Spiel sprach Holtby seinen Teamkollegen ein großes Lob aus. „Ich kriege hier eine dumme Gelb-Rote Karte, aber die Jungs fighten wie Löwen. Sie schmeißen sich in jeden Schuss, verteidigen die Flanke, jeder hat Gas gegeben“, sagte er bei Sport 1. „Das ist eine Mannschaft.“

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Patrick Erras: „Als Verteidiger ist das natürlich ein Traum“

In der Tat: In Unterzahl verteidigten die Störche das eigene Tor in den letzten 20 Minuten leidenschaftlich. „Wir wollten unbedingt die Null halten, weshalb sich jeder voll reingeschmissen hat“, erklärte Patrick Erras. Der Turm in der Holstein-Defensive ging selbst voran, gewann über zwei Drittel seiner Kopfballduelle. „Als Verteidiger ist das natürlich ein Traum, wenn du sechsmal in Folge zu null spielst“, sagte Erras, der sich nicht nur über den Sieg freute, sondern vor allem darüber, dass die KSV erneut kein Gegentor kassiert hatte.

Diese Serie, die inzwischen den neuen Vereinsrekord darstellt, sei kein Zufall, sondern Teil der Störche-DNA. „Wir erarbeiten es uns“, so Erras. „Uns wird nichts geschenkt, sondern wir werfen uns in die Bälle, klären auch noch auf der Linie.“ Dass jeder KSV-Spieler die „Geilheit aufs Verteidigen“ voll verinnerlicht hat, ist ein Verdienst von Störche-Coach Marcel Rapp, der nur mit dem Spiel nach vorne nicht zufrieden war. „Fußballerisch war das nicht das, was ich mir vorgestellt habe“, so Rapp.

Lesen Sie auch

Am späten Sonnabendabend war das nicht mehr als eine Randnotiz. Holstein Kiel klopft als Tabellenführer immer vehementer an das Tor zur Bundesliga. „Wenn man da steht, wo wir stehen, ist nicht die Relegation das Ziel“, sagte Erras deutlich. Trotz der Siege der direkten Konkurrenten FC St. Pauli (gewann Sonntag 2:1 bei Hannover 96) und Fortuna Düsseldorf (1:0 gegen Greuther Fürth) ist Holstein Kiel weiter auf bestem Wege zum direkten Aufstieg.

KN



Source link www.kn-online.de