Innenstadt. „Wir gehen heute den Leidensweg Christi bis zu seiner Auferstehung nach – auf dem ältesten Kreuzweg Deutschlands“, sagt Probst Christoph Giering. Die Jakobikirche ist gefüllt an diesem Morgen des Karfreitag. Rund 650 Menschen sind gekommen, schätzt Jakobi-Küsterin Marina Niemeyer, um gemeinsam den ökumenischen Kreuzweg zu gehen.

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Dann setzt sich der Zug in Bewegung, verlässt durch das Nordportal die Kirche. Giering und die Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtags, Christina Herbst, tragen das große Holzkreuz. Die Prozession erinnert an den Weg, den Jesus nach seiner Verurteilung bis zum Kreuzberg gegangen sein soll. Mit 1650 Metern ist er genauso lang wie der historische Kreuzweg in Jerusalem.

An fünf Stationen machen die Gläubigen Halt, singen und beten. Dazu gibt es Lesungen der Passionsgeschichte und Redebeiträge, unter anderem von der Leiterin der Utkiek-Schule, Marita Glöckner, dem Journalisten Matthias Baerens und der amtierenden EKD-Ratsvorsitzenden, Bischöfin Kirsten Fehrs.

Motto „was eint“ bezieht sich auch auf Proteste gegen rechts

Den Anfang macht Erzbischof Dr. Stefan Heße gleich draußen vor der Kirche. Das Motto des Kreuzweges „Was eint“ bedient eine große Sehnsucht, sagte er. Er bedankt sich bei allen, die in den letzten Wochen gegen rechts auf die Straße gegangen seien, gegen Kräfte, die die Gesellschaft spalten wollten. Das Kreuz sei ein Symbol der Einheit, indem es „die Horizontale, Oben und Unten zusammen bringt“. Jesus habe den spaltenden Kräften seiner Zeit Liebe entgegen gesetzt. Der Kreuzweg sei damit auch ein „Liebesweg“.

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Durch die Große Burgstraße geht es weiter. In leichtem Nieselregen singen die Menschen „Ubi Caritas et amor“, einige tragen die Jakobsmuschel, das Symbol der Pilger. Auf dem Burghof appelliert Christina Herbst, sich nicht von Angst anstecken zu lassen. „Wir sind nicht allein, auch in schwierigen Zeiten nicht“, sagt sie.

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Den Lübecker Kreuzweg stiftete der Kaufmann Hinrich Konstin 1482 aus seinem Nachlass. Er kannte die Kreuzwege aus Jerusalem, wohin er eine Pilgerreise gemacht hatte. Der Lübecker Kreuzweg führt von der Jakobikirche zum Jerusalemsberg, der extra dafür aufgeschüttet wurde. Dort steht, umrahmt von 17 Eichen, ein Denkmal. Bis zu 800 Gläubige gehen den Kreuzweg seit den frühen 2000ern jedes Jahr am Karfreitag.

LN



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