Kiew. Die ukrainische Armee hat sich im Abwehrkampf gegen die russischen Angriffstruppen aus taktischen Gründen aus drei Dörfern im umkämpften Osten des Landes zurückziehen müssen. Dies teilte der ukrainische Generalstabschef Olexander Syrskyj am Sonntag über den Nachrichtenkanal Telegram mit. Die russischen Truppen starteten anhaltende Angriffe „entlang der gesamten Frontlinie“ von mehr als 1000 Kilometern. Offene Feldschlachten tobten etwa in Donezk westlich der Kleinstadt Awdijiwka, die die russischen Streitkräfte nach verlustreichen monatelangen Gefechten im Februar eingenommen hatten.

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Zuvor warnte Syrskyj, dass die strategische Lage auf dem Schlachtfeld sich für die ukrainischen Truppen zunehmend verschlechtere. Die Armee wartet auf dringend benötigte Waffen aus einem großen US-Hilfspaket, das erst kürzlich vom Kongress in Washington nach einer monatelangen Hängepartie gebilligt worden ist. Am schwierigsten sei die Situation in Richtung Pokrowsk und Kurachowe, wo noch immer heftige Scharmützel im Gange seien, schrieb der Generalstabschef unter Verweis auf die zwei von der Ukraine gehaltenen Städte in der Region Donezk.

„Der Feind hat bis zu vier Brigaden in diesen Richtungen attackiert, versucht eine Offensive westlich von Awdijiwka und Marinka zu entwickeln und sich nach Pokrowsk und Kurachowe vorzuarbeiten“, erklärte Syrskyj. Ukrainische Verteidigungseinheiten seien auf neue Stellungen westlich der Ortschaften Berdytschi, Semeniwka und Nowomychajliwka ausgewichen, um Leben und Gesundheit ihrer Soldaten zu schützen.

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Zwei dieser Dörfer liegen weniger als 50 Kilometer östlich von Pokrowsk, der dritte Ort befindet sich mehr als 30 Kilometer von Kurachowe entfernt.

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Weitere russische Gebietsgewinne erwartet

Die in Washington ansässige Denkfabrik Institute for the Study of War erklärte, russische Truppen würden in den kommenden Wochen wahrscheinlich „bedeutende Gewinne“ erzielen, während die Ukraine auf dringend benötigte Waffen aus einem großen US-Hilfspaket warte. Invasionstruppen hätten Möglichkeiten, um bei Awdijiwka vorzustoßen und das nahe gelegene Tschassiw Jar zu bedrohen.

Dessen Einnahme gäbe den Russen die Kontrolle über eine Anhöhe, von der aus sie andere Schlüsselstädte angreifen könnten, die das Rückgrat der Verteidigung der Ostukraine bilden. Das ISW schätzte aber, dass diese russischen Vorstöße wahrscheinlich nicht dazu führen werden, dass die Verteidigungslinien der Ukraine zusammenbrechen.

Am Sonntag meldete das russische Verteidigungsministerium zudem die Einnahme eines Dorfes rund 15 Kilometer nördlich von Awdijiwka, nachdem das ISW dies vor einigen Tagen prognostiziert hatte. Zu diesem Zeitpunkt beschrieb die US-Denkfabrik die Geländegewinne Russlands als „relativ rasch, aber noch relativ marginal“. So seien die Angriffstruppen in der vergangenen Woche nicht mehr als fünf Kilometer vorangekommen.

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RND/AP



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