VfB Stuttgart – FC Bayern München 3:1 (1:1), Tore: 1:0 Leonidas Stergiou (29.), 1:1 Harry Kane (37., Foulelfmeter), 2:1 Wooyeong Jeong (83.), 3:1 Silas Katompa Mvumpa (90.+3)

Eine Viertelstunde war gespielt, dann musste man tatsächlich daran denken, dass es beim FC Bayern ja gerade noch ein anderes bedeutendes Thema gibt außer der verzweifelten Suche nach einem neuen Trainer: das Rückspiel im Champions-League-Halbfinale in Madrid am Mittwoch. Raphael Guerreiro war offenbar umgeknickt, Eric Dier hatte sich eine Platzwunde zugezogen, beide mussten behandelt werden. Zwei Neue auf der Liste angeschlagener Münchner Fußballer? Sechs Spieler wollte Thomas Tuchel insgesamt schonen: Noussair Mazraoui, Konrad Laimer, Leon Goretzka, Thomas Müller und Leroy Sané saßen zunächst auf der Bank, Jamal Musiala war gar nicht im Kader.

Goretzka kam für Guerreiro, Dier spielte mit einem Pflaster weiter, klärte kurz darauf einen Schuss von Serhou Guirassy mit dem Kopf auf der Linie, blutete erneut – und während er noch mal behandelt wurde (später machte er zunächst mit einem Kopfverband weiter und blieb dann zur zweiten Halbzeit draußen), gingen die Stuttgarter mit einem herrlich von Deniz Undav vorbereiteten Tor durch Leonidas Stergiou in Führung. Harry Kane glich durch einen von Serge Gnabry herausgeholten Elfmeter aus. Doch Stuttgart war die bessere Mannschaft, hatte deutlich mehr Ballbesitz und erzielte völlig verdient das 2:1 durch einen Kopfball von Woo-Yeong Jeong, bei dem dessen Gegenspieler Alphonso Davies und Torwart Manuel Neuer nicht gut aussahen. In der Nachspielzeit gelang dem VfB auch noch das dritte Tor.

Die siebte Saisonniederlage für die Bayern dürfte die am wenigsten dramatische der Saison sein, aber sie war vor der Reise nach Madrid natürlich auch alles andere als wohltuend. Und einen neuen Trainer haben die Münchner in Stuttgart auch vorerst nicht gefunden. VfB-Coach Sebastian Hoeneß, Neffe von Uli Hoeneß, hat bekanntlich jüngst seinen Vertrag beim VfB verlängert. Zur Feier der Stuttgarter Champions-League-Qualifikation stieg er nach dem Schlusspfiff zu den Ultras auf den Zaun.

Borussia Dortmund – FC Augsburg 5:1 (4:1), Tore: 1:0 und 3:0 Youssoufa Moukoko (4., 30.), 2:0 Donyell Malen (20.), 3:1 Ruben Vargas (32.), 4:1 Marco Reus (34.), 5:1 Felix Nmecha (64.)

Dem Schwaben schreibt der Volksmund bekanntermaßen eine gewisse Sparsamkeit zu, dem schwäbischen Fußballprofi kann man nach dieser Saison eine gewisse Genügsamkeit nachsagen. Offenbar reicht den Augsburger Spielern in dieser Saison der Beweis, dass man zu den ernsthaften Anwärtern aufs internationale Geschäft zu zählen ist. Denn nach der 0:3-Heimpleite gegen Bremen folgte nun in Dortmund der nächste Auftritt, dem man entnehmen musste, dass die Schwaben nicht so recht wissen, um was es geht.

Die Gelegenheit war gut, BVB-Trainer Edin Terzic rotierte nach dem bemerkenswerten 1:0-Sieg gegen Paris in der Champions League auf zehn Positionen. Doch auch gegen die gelb-schwarze B-Auswahl benötigten die Gäste eine halbe Stunde für den ersten Nachweis, dass sie vielleicht doch im Europacup antreten wollen. Blöderweise lag der FCA beim ersten Tor durch Ruben Vargas bereits 0:3 hinten: Zweimal Youssoufa Moukoko und Donyell Malen hatten getroffen, vor der Pause beseitigte der Mann des Spiels jegliche Restzweifel: Marco Reus veredelte einen Konter per Lupfer zum 4:1.

In der Kabine erinnerte FCA-Trainer Jess Thorup die Seinen offenbar nochmals daran, dass man sich im Wetteifern um einen europäischen Startplatz befinde, jedenfalls drückten die Gäste auf den zweiten Treffer, aber Mads Pedersen, Ermedin Demirovic und Arne Maier vergaben. Felix Nmecha beendete jegliche Träume auf Vorlage von Reus, der auf seiner Abschiedstour eine sehenswerte Leistung bot. Ein Tag vor dem Spiel hatte der BVB verkündet, dass der zweitbeste Torschütze der Dortmunder Klubhistorie seinen Vertrag im Sommer nicht verlängern wird.

SV Werder Bremen – Borussia Mönchengladbach 2:2 (1:1), Tore: 0:1 Robin Hack (8.), 1:1 und 1:2 Nick Woltemade (45. und 65.), 2:2 Florian Neuhaus (90.+1, Handelfmeter)

Der Europapokal ist im Laufe der Saison immer näher an den SV Werder herangerückt wie das Meer bei Flut an den Norddeich. Sollte dem 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokalfinale nicht Wundersames gelingen, wird der achte Tabellenplatz zur Teilnahme an der Europa Conference League berechtigen – doch um den Platz zu belegen, hätte Bremen die Führung gegen Gladbach über die Zeit bringen müssen.

Die Borussia, selbst immer noch mit akuten Abstiegssorgen, ging zunächst durch Robin Hack – ihren besten Spieler seit Wochen – in Führung. Dann begann der große Auftritt des gebürtigen Bremers Nick Woltemade. Der 1,98-Meter-Juniorennationalspieler galt immer als großes Talent im doppelten Wortsinne, schaffte es aber, trotz seines Arbeitsbereichs in der Offensive, in 48 Spielen kein einziges Mal zu treffen und nur ein einziges Tor vorzubereiten. Der VfB Stuttgart glaubte davon unbenommen an sein Potenzial und sicherte sich seine Dienste ab Sommer. Gegen die Borussia traf Woltemade erst zum Ausgleich, dann flog der Riese durch die Luft und köpfte eine Eckballflanke aus dem zweiten Stock wuchtig ins Gladbacher Tor. Alles sah nach Heimsieg aus – doch dann sprang Marco Friedl der Ball aus kurzer Distanz im Strafraum an die abgespreizte Hand – Florian Neuhaus verwandelte den Elfmeter zum 2:2.

VfL Wolfsburg – SV Darmstadt 98 3:0 (2:0), Tore: 1:0 Patrick Wimmer (8.), 2:0 Jonas Wind (10.), 3:0 Vaclav Cerny (90.+3)

Torsten Lieberknecht hatte ein Versprechen gegeben: Trotz aller Enttäuschung über den vorzeitigen Abstieg werde Darmstadt 98 die Saison anständig zu Ende spielen. Nicht einmal elf Minuten waren gespielt beim VfL Wolfsburg, da stand die Frage im Raum, ob das spielende Personal das ebenso sieht wie der Trainer. Erst traf Wolfsburgs Österreicher Patrick Wimmer mit einem strammen Flachschuss, dann stellte Jonas Wind mit einem ebensolchen früh die Verhältnisse klar, nachdem Sturmkollege Lovro Mayer nach einem schnell vorgetragenen Angriff Darmstadts Keeper Alexander Brunst ausgespielt und fein quergelegt hatte. Vaclav Cerny erhöhte nochmal in der Nachspielzeit.

Und die anständigen Gäste? Nahmen das Ganze mehr oder weniger widerstandslos zur Kenntnis. Lediglich 98-Stürmer Tim Skarke, der in Halbzeit eins die beste Gelegenheit hatte, aber knapp von Halblinks über den Kasten schlenzte, war das Bemühen abzunehmen, sich gegen Niederlage Nummer 21 zu stemmen. Die schlechte Nachricht für den Absteiger: Skarke, der schon von 2019 bis 2022 für die Südhessen gespielt hatte, ist von Union Berlin ausgeliehen und will nach eigener Aussage erstklassig bleiben. Interessenten gibt es dem Vernehmen nach, entsprechend engagiert trat der Stürmer in Erscheinung. Er war offenbar der Einzige, der sich empfehlen wollte, so war es für Wolfsburg nicht sonderlich schwer, den nächsten großen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu machen – und Trainer Ralph Hasenhüttl den vierten Sieg in seinem sechsten Spiel zu kredenzen.



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