Es ist nicht ungewöhnlich, dass Marko Pesic vor Spielen mit großem Respekt vom Gegner spricht. In der Euroleague ist das meist der Qualität der Gegner geschuldet. Auch in der Bundesliga ist der Geschäftsführer der Basketballer des FC Bayern darum bemüht, dem nächsten Kontrahenten stets mit Anerkennung zu begegnen, das wiederum ist seinem Sportsgeist und der Höflichkeit geschuldet. Aber als Pesic kürzlich über die kommende Partie bei den Würzburg Baskets sprechen sollte, da war ihm ehrliche Hochachtung anzumerken. “Das Spiel wird ein echter Gradmesser”, urteilte der 47-Jährige, auf dem Weg seiner Mannschaft, den ersten Platz in der Hauptrunde der Basketball-Bundesliga (BBL) zu sichern. Diese Wertschätzung ist berechtigt. Würzburg ist neben dem Tabellenzweiten und Aufsteiger Chemnitz und hinter Berlin als Vierter im Tableau auf bestem Wege, sich direkt für die Playoffs zu qualifizieren, wofür der sechste Platz vonnöten ist.

Die Würzburger haben teils krachende Erfolge gegen diese vermeintlichen Schwergewichte eingefahren und eine ganze Reihe an Traditionsklubs wie Bonn, Oldenburg oder Ludwigsburg abgehängt – auch die Bamberg Baskets. Spätestens seit der 104:65-Demütigung im Februar, die Bambergs Trainer Oren Amiel den Job kostete, ist Würzburg die sportliche Nummer eins im Frankenland.

Das hat gute Gründe. Die sportlich Verantwortlichen vereinen eine große basketballerische Expertise. Sportdirektor Kresimir Loncar hat jahrelang auf europäischem Topniveau gespielt. Der eingebürgerte ehemalige kroatische Nationalspieler weiß, was Profis benötigen, um sich wohlzufühlen. Trainer Sasa Filipkovski ist ein Spielerversteher, er hat zusammen mit Co-Trainer Dejan Mihevc mit großem Feingefühl ein Kollektiv geformt, das auf und neben dem Spielfeld funktioniert. Alle drei sind bestens vernetzt, das Scouting ist hervorragend, die Ergebnisse sind es selbstredend auch. Gegen die Bayern aber “können wir nicht verlieren”, sagt Geschäftsführer Steffen Liebler, “wir wollen aber eine große Show liefern”. Und wieso soll keine Überraschung gelingen, wie beim 76:75-Triumph gegen Berlin?

Dabei waren die Würzburger, die 2007 gegründet wurden und neben einer großen Tradition auch auf einige Erfolge zurückblicken können (2012 Bundesliga-Vierter und Teilnahme am Uleb-Cup, BBL-Viertelfinale 2016 und Fiba-Europe-Cup 2018/19), in jüngerer Vergangenheit meist mit dem Klassenerhalt oder dem finanziellen Überleben beschäftigt. Nun aber wollen die Baskets auch wirtschaftlich die Grundlage für bessere Zeiten schaffen. Dafür werden demnächst fünf Gesellschafter verantwortlich sein: Liebler wird zukünftig die Riege der Gesellschafter um die bewährten Jochen Bähr und Jürgen Meissner verstärken. Dazu wird der ehemalige Gesellschafter Christian Schenk als solcher reanimiert werden. Und in Wolfgang Heyder hat der Verein ein weiteres, sehr prominentes Gesicht geholt. Somit wird ein erfahrenes und bestens vernetztes Quintett die Würzburger Basketballer in Zukunft führen.

Wolfgang Heyder hört bei den Baskets Bamberg auf, Anton Gavel kommt als Trainer zurück

Heyder ist erst kürzlich bei den Bamberg Baskets ausgeschieden, seine Arbeit als Jugendkoordinator war nach dem Gesellschafterwechsel nicht mehr benötigt: Die Vorstellungen der neuen Geschäftsführung und ihm seien “einfach zu weit auseinandergegangen”, wie er sagt. Heyder ging nicht im Groll, auf diese Feststellung legt er wert, er habe sich vielmehr von Bähr und Liebler nach jahrelangem Werben zur Zusammenarbeit überzeugen lassen.

In Würzburg wird sich der 67-Jährige, der als Geschäftsführer die großen Bamberger Jahre mit sechs Meisterschaften und drei Pokalsiegen geprägt hatte, vorrangig in der Jugendarbeit einbringen, seiner Kernkompetenz. Die sei ohnehin schon gut aufgestellt, in Felix Hoffmann, Maximilian Ugrai, Julius Böhmer und Elijah Ndi stünden vier Eigengewächse im Profikader. “Das Jugendthema liegt mir schon immer am Herzen”, sagt Heyder, zudem könne er seine Expertise bei den Plänen für eine neue Halle einbringen. Sowohl in Bamberg als auch zuletzt bei den Löwen Erfurt hat er diesbezüglich Erfahrungen gesammelt. Liebler weiß künftig nicht nur “enorm viel Expertise und Know-how” im neuen Führungsquintett, er erhofft sich von den bekannten und gut vernetzten Klubeignern weitere Partner und Finanzquellen.

Von einer Wachablösung im fränkischen Basketball wollen aber weder Heyder noch Liebler etwas wissen, dafür seien die Voraussetzungen noch zu weit auseinander. “Bamberg hat ganz andere wirtschaftliche Möglichkeiten”, sagt Liebler. Auch die sportliche Expertise werde dort mit dem neuen Trainer Anton Gavel wieder spürbar steigen, glaubt Heyder. Der Ulmer Meistertrainer wird kommende Saison als Chefcoach an den Ort seiner größten sportlichen Erfolge zurückkehren. Im Übrigen nicht, weil er sich bei den Schwaben nicht wertgeschätzt fühlte, wie zu seinem Ärger gemutmaßt wurde: “Ich habe mich in Ulm stets wertgeschätzt gefühlt. Als junger Trainer habe ich die Chance erhalten, in der ProB ohne größere Vorerfahrungen an der Seitenlinie zu coachen, genau dasselbe Vertrauen wurde mir später für die BBL entgegengebracht”, erklärte er. “Dafür bin ich den Verantwortlichen sehr dankbar.” Sein Wechsel habe ausschließlich persönliche Gründe, er kehre eben in die Heimat zurück. Die hat Wolfgang Heyder, mit dem er die großen Bamberger Erfolge gefeiert hat, gerade verlassen.



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