Sind die Bewertungen der US-Börsen überhaupt noch nachhaltig?
Es ist unseres Erachtens falsch, derzeit von einer allgemeinen Bewertungsblase an den US-Börsen zu sprechen. Richtig aber ist, dass einige Segmente derzeit im Vergleich zu ihrer eigenen Historie teuer geworden sind. Aber der Kursaufschwung an den amerikanischen Aktienmärkten konzentriert sich bisher auf wenige Aktien, die „Magnificent Seven“: Apple, Microsoft, Meta, Nvidia, Tesla, Amazon und Alphabet.
Das Thema Künstliche Intelligenz sorgt für Anlegerfantasie …
Diese Technologieaktien stehen für den Trend zu Digitalisierung und künstlicher Intelligenz und somit für einen Trend, den Anleger nicht ignorieren sollten. Nvidia elektrisiert die Märkte in besonderem Maße und konnte mit höheren Gewinnen im 4. Quartal 2023 überraschen. Der Tech-Bereich, inklusive der Hersteller von Halbleitern, dürfte auf lange Sicht einen attraktiven Investmentbereich darstellen. Allerdings bereitet uns die hohe Konzentration auf diese Titel zunehmend Sorgen. Auch bei den „Magnificent Seven“ gehen wir selektiv vor: In Tesla, das eine freie Cashflow-Rendite von weniger als einem Prozent aufweist, sind wir beispielsweise nicht investiert.
Und wie schaut es jenseits von Big Tech aus?
In diesem Jahr hat sich die Aufwärtsbewegung am amerikanischen Aktienmarkt fortgesetzt. Der Aktienindex S&P 500 hat seit Jahresbeginn 2024 um rund 5 Prozent zugelegt. Die gute Börsenstimmung an der Wall Street wird zudem von einer Konjunktur getragen, die sich trotz der Leitzinsanhebungen der Jahre 2022 und 2023 überraschend robust zeigt.
Prof. Dr. Jan Viebig ist Chief Investment Officer der ODDO BHF SE. Er ist für die diskretionäre Vermögensverwaltung im Private Wealth Management der Bank sowie für die Polaris-Fondspalette der ODDO BHF Asset Management verantwortlich. Davor war der Wirtschaftswissenschaftler in leitenden Positionen bei der Schweizer Vontobel Asset Management, bei der Credit Suisse und der DWS tätig. Zudem lehrt er an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Warum sind die US-Aktien so robust?
Das Bruttoinlandsprodukt in den USA wird in diesem Jahr vermutlich um rund 2 Prozent real steigen. Der Anstieg wird von einer großen Breite an Komponenten getragen: vom privaten Konsum, den Staatsausgaben und den Investitionen der Unternehmen. In den USA lagen die Zahlen der Unternehmen über den Geschäftsverlauf im vierten Quartal 2023 überdurchschnittlich häufig am oberen Ende der Erwartungen. Die Gewinne in den USA sind im letzten Quartal um rund 4 Prozent gestiegen.
Gleichzeitig geht die Inflation weiter zurück. Der Arbeitsmarkt zeigt sich ebenfalls robust. Die Arbeitslosenquote in den USA ist im Januar 2024 saisonbereinigt bei 3,7 Prozent geblieben.
Aber es kann ja nicht ewig so weitergehen, oder?
Genau, die Kehrseite dieses positiven Konjunkturbilds ist, dass die Zinssenkungseuphorie an den Märkten mittlerweile abkühlt. Derzeit wird erwartet, dass die amerikanische Notenbank Fed später mit Zinssenkungen 2024 beginnen und auch nur drei bis vier Zinssenkungen für dieses Jahr beschließen wird. Im vergangenen Jahr 2023 haben die Marktteilnehmer zeitweise mit bis zu sechs Zinsschritten beginnend im März 2024 gerechnet.
Als Risikofaktor bleiben die geopolitischen Risiken – und die US-Präsidentschaftswahlen.
Womit müssten Anleger bei einem Wahlsieg Donald Trumps rechnen?
Trump dürfte eine deutlich aggressivere Handelspolitik als Biden verfolgen. Mit dem „Project 2025“ hat die Heritage Foundation mit anderen konservativen Partnern dargelegt, wie die Regierungspolitik unter einem republikanischen Präsidenten aussehen könnte. Peter Navarro – ein früherer Berater unter Trump – fordert, dass die konfrontative Handelspolitik nochmals verschärft und die Zölle auf die meisten importierten Waren angehoben werden sollten.
Trump hat zudem angekündigt, dass er die Steuern für Unternehmen und Privatpersonen weiter senken möchte. Eine geringere Steuerlast in den USA wäre ein weiterer Grund für europäische und deutsche Unternehmer, verstärkt in den USA zu investieren.
Besonders stark unterscheiden sich Biden und Trump in der Energiepolitik. Unter einem Präsidenten Trump würden die Energiekosten in den USA relativ zu denen in Europa vermutlich weiter sinken.
Hinzu kommt, dass Trump klar angekündigt hat, dass die USA unter seiner Präsidentschaft nicht länger rund 40 Prozent der militärischen Hilfszahlungen für die Ukraine leisten werden. Europa wird dann einen höheren Anteil der Ukraine-Hilfen finanzieren und auch mehr Geld für die eigene Verteidigung aufwenden müssen. Mit Trump würde nicht nur ein unberechenbarer Präsident in das Weiße Haus einziehen.
Das „Project 2025“ sieht die Einsetzung von Tausenden von Bundesbeamten vor, die primär nach politischen Erwägungen ausgewählt werden sollen. Mit einem Präsidenten Trump würden weitreichende institutionelle Veränderungen der U.S.-Regierung einhergehen, die zu einer autoritäreren Wirtschafts- und Handelspolitik führen würden. Der Ausgang des Wahlkampfes in den USA ist derzeit völlig offen. Aber es ist schon heute absehbar, dass Europa und China die zentralen Verlierer sein werden, falls die Amerikaner Trump tatsächlich im November 2024 zum 47. Präsidenten der USA wählen werden.
Was bedeutet dies für Investments in den USA?
Die Vereinigten Staaten werden auch in Zukunft zu den innovativsten Volkswirtschaften der Welt zählen – unabhängig davon, ob Trump oder Biden die Wahl gewinnen werden. Auch im Hinblick auf die Größe des Inlandsmarkts sind die USA weitgehend konkurrenzlos. Wer sich auf dem US-Markt durchgesetzt hat, bringt bereits ein großes Absatzvolumen mit sich und ist auf dem Weltmarkt ebenfalls gut positioniert.
Innovative Gründer und Entwickler profitieren von einem leichten Zugang zu Risikokapital. Gute Infrastrukturbedingungen sowie innovative Cluster und eine seit Jahren sinkende Unternehmenssteuerlast in den USA locken Kapitalgeber an. Es ist kein Wunder, dass wir dort besonders häufig „großartige“ Unternehmen für unsere Portfolios finden. Diese bieten wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen an, die sich am Markt gegen die Konkurrenz durchsetzen, und erwirtschaften langfristig eine Eigenkapitalrendite über den Eigenkapitalkosten und schaffen Werte für uns Aktionäre.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Seit 1999 schlug die Eigenkapitalrendite von US-Werten laut MSCI mit durchschnittlich fast 14 Prozent die europäischer Werte um über 3 Prozentpunkte. Auch wachstumsseitig können die USA überzeugen: Die Gewinne pro Aktie sind in den USA seit 1969 deutlich stärker als in Europa gestiegen. Unsere Portfoliomanager suchen systematisch nach Aktien, die von langfristigen Wachstumstrends profitieren könnten.
Zu diesen langfristigen Trends zählen beispielsweise Künstliche Intelligenz, Halbleiterwachstum, Cloud Computing, Elektrifizierung/Dekarbonisierung, Medizintechnik und transformative Medizin. Eine Vielzahl von Unternehmen wie Microsoft, Alphabet, Amazon, Vertex, Thermo Fisher und Amphenol, die von diesen und anderen langfristigen Trends profitieren, sind in den USA beheimatet.
Infolge des Kursanstiegs und der sehr positiven Stimmung an den Märkten ist die Wahrscheinlichkeit eines kurzfristigen Rückschlags an den Aktienmärkten allerdings zuletzt gestiegen.
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