Wismar. Die Lage ist top, doch die Häuser sind nicht mehr im besten Zustand. Deshalb wollte die städtische Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) die Blocks in der Etkar-André-Straße in Wismars ältestem Standteil Wendorf schon einmal abreißen.

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Doch dieser Plan, der im Jahr 2020 verkündet wurde, ist mittlerweile vom Tisch. Stattdessen sollen die etwa 240 Wohnungen weiterhin genutzt werden. Die Wobau möchte nachhaltig agieren und setzt jetzt auf die Modernisierung der dreigeschossigen Mehrfamilienhäuser: Die sollen künftig verschiedene Wohnformen ermöglichen.

Die Blocks sind längst nicht mehr voll vermietet. Ungefähr 20 Prozent der Wohnungen stehen leer, berichtet Wobau-Geschäftsführerin Katharina Franzke. Das bestätigt ein älterer Herr, der seit Jahren dort wohnt. Er wartet mit seiner Frau gespannt darauf, wie es weitergeht. „Wir würden gerne hier bleiben“, erzählt er. Schon einmal sei seine Familie umgezogen – weil das Mietshaus modernisiert wurde. „Damals sind wir in die Etkar-André-Straße gekommen“, erinnert er sich. Die liegt in der Nähe von Einkaufsmöglichkeiten und nur wenige Kilometer vom Ostseestrand entfernt.

Studenten-Entwürfe sollen berücksichtigt werden

In den vergangenen Monaten seien in leere Wohnungen Geflüchtete gezogen, erzählt der Wismarer. Gerne würde er mit seiner Frau in eine Wohnung mit Balkon umziehen. Bislang haben die Häuser keine Veranden. Das könnte sich ändern. Ideen zum Umbau der Blocks werden gerade gesammelt. Vor wenigen Tagen ist ein Projekt mit der Hochschule Wismar zu Ende gegangen. Angehende Architekten und Innenarchitekten haben Entwürfe für das Wohngebiet erarbeitet und nun ihre Visionen präsentiert.

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Die Studenten hätten sich „viele tolle Gedanken gemacht, von denen wir auch einige berücksichtigen wollen“, betont Katharina Franzke. Da es sich um mehrere Gebäude handele, seien verschiedene Nutzungsformen möglich. „Wir müssen nicht alle Häuser gleich umbauen“, ergänzt sie. So sollen auch Gespräche mit sozialen Trägern stattfinden, um zum Beispiel Menschen etwas anbieten zu können, die betreut werden müssen.

Quartier mit verschiedenen Wohnformen geplant

Dass das Wohngebiet ein großes Thema in Wendorf ist, hat Katharina Franzke beim Stadtteilgespräch 2023 gemerkt. Damals hätten sich Mieter einen schnellen Baubeginn erhofft. Doch konkrete Pläne könnten vermutlich erst 2025 präsentiert werden. Denn: Für die Mieter, die dort wohnen, müssten für die Bauphase andere Unterkünfte gefunden werden. Die Gebäude sollen für die Modernisierung komplett leer sein. Das Problem ist, dass es leere Wohnungen überall in den Blocks gibt. Eine Möglichkeit wäre, die Mieter gesammelt unterzubringen. Dann könnten sie dort entscheiden, welche Wohnform sie zukünftig nutzen wollen.

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Ein studentischer Entwurf, wie die Häuser umgebaut werden könnten.

Ein studentischer Entwurf, wie die Häuser umgebaut werden könnten.

Geht es nach den jungen Leuten der Hochschule, sind statt großen eher effektive Wohnflächen gefragt. Zum Beispiel solche mit großen Einbauschränken, sodass die Zimmer nicht zugestellt werden müssen, oder mit Zwischenwänden, die Eingangs- und Wohnbereiche trennen.

Graue Energie sparen

Die Wohnungen in der Etkar-André-Straße gehören zu den ältesten im Wismarer Stadtteil Wendorf. Sie wurden in den Jahren 1948 bis 1951 gebaut. Die Wohnungen wurden 1992/93 saniert – damals im bewohnten Bestand. Sie sind 40 bis 45 Quadratmeter groß.

Seit der Sanierung hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) nur noch in einzelne Wohnungen investiert und Hausflure hergerichtet. Größere Investitionen gab es seither nicht mehr.

Durch Modernisierung statt Abriss soll graue Energie gespart werden. Sie ist die in Gebäuden gebündelte Energiemenge, die für Bau, Herstellung und Transport aufgewendet wurde.

Ein Teil könnte altersgerecht umgebaut werden

Isabell Sehorsch (25) studiert Innenarchitektur und hat eine altersgerechte Wohnung für ein Ehepaar entworfen. Mit einem Vorraum zum Abstellen eines Rollators, einem Handgriff durch den Flur, einer Blickachse durch die gesamte Wohnung, einem privaten Balkon und einem öffentlichen Vorgarten zum Treffen mit Nachbarn. Die Küche ist eher klein gehalten.

Isabell Sehorsch (25) studiert Innenarchitektur. Sie hat eine altersgerechte Wohnung für ein Ehepaar entworfen und damit den ersten Preis gewonnen.

Isabell Sehorsch (25) studiert Innenarchitektur. Sie hat eine altersgerechte Wohnung für ein Ehepaar entworfen und damit den ersten Preis gewonnen.

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Ihr Konzept wäre in den Häusern umsetzbar. Es ist für Menschen ab 65 gedacht, die sich räumlich verkleinern wollen. Vier Monate hat sie sich mit dem Entwurf beschäftigt. Sie hat sich auch vor Ort umgeschaut. Die Mühe hat sich gelohnt. Die Jury – bestehend aus Hochschul- und Wobau-Vertretern – hat sie mit dem 1. Platz belohnt. Sollte ihr Entwurf in einem der Gebäude berücksichtigt werden, wäre sie stolz. Auf jeden Fall sei es schön, dass die alten Häuser erhalten bleiben.

OZ



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