Wismar. Der Alte Hafen ist das Ausflugsziel Nummer eins in der Stadt. Touristen und Einheimische flanieren gerne an den Kaikanten, den Geschäften und Restaurants entlang. Mit dem 1,5 Millionen Euro teuren Spielplatz, der im Oktober 2022 eröffnet wurde, halten sich dort jetzt noch mehr Menschen auf.

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Vor allem an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien ist es richtig voll – auch in den Läden. Denn in denen wollen viele Menschen nicht nur etwas kaufen oder essen, sondern nur mal kurz auf die Toilette gehen.

Toilette im Wismarer Baumhaus nicht öffentlich

Andreas Bethke hat die WC-Frage schon oft gehört. Er kümmert sich um die Gäste des Baumhauses. Das ist nur etwa 70 Meter von der Hafenspitze entfernt, zeigt eine maritime Ausstellung und wird vom Förderverein der Poeler Kogge betrieben.

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Toiletten gibt es zwar in dem Gebäude, aber die sind nicht öffentlich. „Ich muss die Leute wegschicken, denn der Verein kann sich keine Putzkraft leisten“, erklärt Andreas Bethke.

In einer Woche 250 Unterschriften gesammelt

Der Wismarer hat eine Unterschriftenaktion gestartet, mit der er sich für ein öffentliches WC im vorderen Bereich des Alten Hafens starkmacht. 250 Unterstützer hat er in nur einer Woche gefunden. Weitere Listen liegen aus.

Aktuell befinden sich die nächsten öffentlichen Toiletten ungefähr 300 Meter vom Baumhaus entfernt – im Parkhaus der Stadt. In der danebenstehenden Markthalle hatte es bis Ende 2023 weitere WCs gegeben, doch mit dem Verkauf der Immobilie sind die jetzt weggefallen. Als Ersatz plant die Stadtverwaltung ein neues Toilettenhäuschen in der Nähe der Markthalle.

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Für Andreas Bethke ist das nicht der beste Standort. „Die Toiletten sollten im Umfeld des Spielplatzes entstehen. Kinder geben ihren Eltern nicht zehn Minuten vorher Bescheid, wenn sie müssen, sondern auf den letzten Peng.“ Auch Menschen mit Gehbehinderungen und Rollatoren hätten so kürzere Wege zum nächsten WC. „Es ist schon vorgekommen, dass Kinder in den Türmen des neuen Spielplatzes blankgezogen haben“, erzählt Andreas Bethke. Warum er die Unterschriftensammlung gestartet hat, erklärt der ehemalige Kampfsportler so: „Reden ist das eine, Machen das andere. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

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Im Oktober 2022 ist ein neuer Spielplatz aus Holzelementen eröffnet worden – dieser erfreut sich großer Beliebtheit.

Im Oktober 2022 ist ein neuer Spielplatz aus Holzelementen eröffnet worden – dieser erfreut sich großer Beliebtheit.

WC könnte in ein kleines Backsteingebäude

Ein Toilettenhäuschen an den Speichern wäre nicht neu. Dort hat es schon einmal eines gegeben, doch es wurde abgerissen. Ein möglicher neuer Standort wäre für Andreas Bethke eine kleine Fläche auf dem neuen Sportfeld neben dem Spielplatz. Alternativ könnte es auf der Freifläche hinter dem Baumhaus entstehen. Andreas Bethke wünscht sich „ein kleines ebenerdiges Back- oder Ziegelsteingebäude, das sich optisch gut in die Gesamtgestaltung des Alten Hafens integriert.“

Vor dem Baumhaus hat es schon einmal ein öffentliches WC gegeben.

Vor dem Baumhaus hat es schon einmal ein öffentliches WC gegeben.

Einen potenziellen Pächter habe er schon gefunden. Einen Geschäftsmann, der einen Laden an der Hafenspitze betreibt und dort auf die reinen WC-Gäste gerne verzichten möchte.

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Momentan stehen die Chancen, mit der Unterschriftenaktion etwas zu erreichen, schlecht. Laut Auskunft der Stadtverwaltung gebe es einen Bebauungsplan. „Und da ist kein Baufeld auf der öffentlich gewidmeten Fläche frei. Der Bebauungsplan gilt, daher kann dort keine Toilette gebaut werden“, teilt Pressesprecher Marco Trunk mit.

Andere Idee: Gewerbetreibende finanziell entschädigen

Andreas Bethke will trotzdem weitermachen. Er werbe bei den Fraktionen der Bürgerschaft für seine Idee. Die haben sich zuletzt öffentlich im August 2023 mit dem Toiletten-Problem befasst. Anlass waren die enormen Kosten für eine 13 mal vier Meter große Anlage mit begrüntem Dach. Die soll am Parkplatz an der Turmstraße entstehen. Im Frühling 2024 sollte sie stehen – doch die Arbeiten haben bislang nicht begonnen.

Tom Brüggert (CDU) hatte angesichts der enormen Bau- und Betreibungskosten die „nette Toilette“ vorgeschlagen, die woanders schon praktiziert werde und so Kosten sparen könnte: Die Stadt gibt den Gastronomen jedes Jahr Geld, damit sie Menschen auf ihre Toiletten lassen.



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