Stralsund. Das hat gesessen: Nach dem ersten richtigen Treffer von einem top vorbereiteten Stefan Schröder kam sein Gegner Matti Schaffran schon ins Taumeln. Und dann machte der Stralsunder kurzen Prozess, sodass der Mann aus der roten Ecke aufgeben musste. Die Halle tobte und Lokalmatador Stefan Schröder triumphierte ein letztes Mal.
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Sein Traum vom Meistertitel – für alle sichtbar in Form eines glänzenden Gürtels – war also in Erfüllung gegangen. Massen von Fans standen am Ring, Foto- und Autogrammwünsche erfüllte der frischgebackene Champion geduldig und herzlich. Der Weg zur Umkleide war wegen der vielen Gratulanten ein langer, und nach den ersten Interviews konnte endlich angestoßen werden.
Im T1 wurde der Titel ordentlich gefeiert
„Wir sind später noch mit Freunden und Arbeitskollegen ins T1 gezogen und haben gefeiert. Den Sonntag brauchte ich dann aber zur Regeneration“, grinst Stefan Schröder und schiebt hinterher: „Wir haben es uns in Familie ganz gemütlich gemacht und erst mal in Ruhe die Videos und den OZ-Livestream geguckt. Das war schön zum Runterkommen. Und man merkt dann, wie langsam die ganze Last der wochenlangen Vorbereitung von einem abfällt.“ Körperlich gehe es ihm gut, so der 38-Jährige. „Nur die Handgelenke schmerzen etwas, aber das hatte ich schon früher.“
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Stefan Schröder ist einer, der mit seinen Boxhandschuhen schon viele Erfolge nach Stralsund gebracht hat. Da sind etliche Landesmeistertitel zusammengekommen. Die Krönung bescherte sich der damals schmächtige 16-Jährige 2002. Er wurde nicht nur Deutscher Meister, sondern holte auch Silber bei der Europameisterschaft in der Ukraine. Nun also der Profi-Titel.
Video: Boxer Stefan Schröder gewinnt seinen letzten Kampf durch K.o.
Lokalmatador Stefan Schröder gewinnt zum Abschluss seiner Karriere die Deutsche Meisterschaft im Boxen. So lief die Benefiz Fight Night in Stralsund am 20. April.
Quelle: Stefan Pundt/Ostsee-Zeitung
Jetzt steht Schröder wieder in der Halle – als Trainer
Pünktlich am Montagmorgen hatte ihn aber der Alltag wieder, da stand der sympathische Stralsunder beim PSV als Trainer in der Halle. Was sagt er nach etwas Abstand zu dem Spektakel am Sonnabend in der Vogelsang-Halle? „Ich hätte mir schon einen Kampf über mehrere Runden gewünscht – auch fürs Publikum. Zumal ich wusste, dass mein Kontrahent auch schon Meistertitel geholt hat. Dass es so schnell ging, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte extra auf einen harten Kampf hin trainiert, wollte eigentlich erst in der vorletzten oder letzten Runde auf ein K.o. hinarbeiten“, lacht der Mann, der künftig gern als Integrationshelfer arbeiten möchte.
Schröder und Schaffran, die sich nach dem Kampf herzlich umarmten, kannten sie sich doch aus Sportschulzeiten, plauderten nach dem Kampf. „Er war etwas erschrocken, er meinte, so einen harten Schlag hat er noch nie bekommen. Er hat mir aber auch erzählt, dass er gerade für Arte eine Südamerika-Tour macht. Vielleicht hat seine Vorbereitung da etwas drunter gelitten.“ Mit einem Zwinkern verrät der 38-Jährige noch, dass das lange Warten auf den Einmarsch Absicht war.
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Verlobte: „Ich glaube nicht, dass Stefan aufhört“
Während Champion Schröder, der übrigens 2013 schon einmal Deutscher Meister im Profiboxen geworden war, triumphiert, steht eine zierliche Frau mit dem Handy in der Hand und filmt. Es ist seine Verlobte Katja, die beiden wollen nächstes Jahr im Mai heiraten. „Ich hab diesmal sogar durchgehalten und bin hiergeblieben“, sagt sie stolz.
Ist sie erleichtert, dass sie nun nie wieder so aufgeregt sein muss? „Ganz ehrlich: Ich glaube nicht daran, dass Stefan aufhört. Jetzt war er so überzeugend, so gut. Da hat er doch Blut geleckt …“
Das sagt der Boxer zum Rücktritt vom Rücktritt
Ob gleich nach dem Meisterkampf oder jetzt nach fast zwei Tagen: Stefan Schröder winkt ab. „Nein, ich will nicht weitermachen. Das war wirklich mein Abschied. Erstens war das eine sauharte Vorbereitung, da geht man an seine Grenzen, und das muss ich mit bald 40 jetzt nicht ständig haben.“ Außerdem sei es vor Heimkulisse ein würdiger Abschluss gewesen. „Gänsehaut pur, wenn man nur an die Sängerin denkt, die die Nationalhymne live gesunden hat, die tolle Musik, der eingespielte Film mit Höhepunkten meiner Karriere. Damit haben mich alle überrascht. Vielen Dank – auch an die Fans, die mich erst gepusht und dann gefeiert haben! Einfach nur geil – da fühlt man sich wie ein Weltmeister“, gesteht der Boxsportler.
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Zweitens wolle er sich voll und ganz auf seine Aufgabe als Trainer konzentrieren. „Diese Arbeit musste durch die Vorbereitung auf den Kampf zurückstecken. Jetzt will ich da voll durchstarten, möchte meine Trainerlizenzen machen. Die Kinder und Jugendlichen zu trainieren, macht mir wirklich Spaß.“ Und was, wenn jetzt doch ein Angebot kommt? „Na ja, dann müsste man gucken, ob sich der Einsatz lohnt“, sagt er lachend und spielt auf die Kampfprämie an, die dann schon hoch sein müsste.
OZ