Frankfurt am Main. Es ist eines der Themen, über das viele Einzelhändler nicht gerne reden: Betrug im Zahlungsverkehr. Dabei breiten sich diese illegalen Praktiken erschreckend schnell aus. Betroffene Verbraucher in Deutschland verloren im vorigen Jahr im Durchschnitt 811 Euro. 2022 waren es nur 235 Euro gewesen. Dies geht aus einer Erhebung des britischen Beratungsunternehmens Centre for Economic Business and Research (Cebr) hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Die Studie wurde im Auftrag des niederländischen Finanzdienstleisters Adyen durchgeführt.

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Zahlungsbetrug bedeutet, dass Kriminelle die Nummer einer Kredit- oder Debitkarte oder die Kontodaten einer Person stehlen und die Zahlungsinformationen nutzen, um nicht autorisierte Käufe zu tätigen. Besonders beliebt ist bei der Tätern Luxusmode und Kosmetik. Die dafür notwendigen Daten beschaffen sich die Betrüger über Datenlecks oder mittels gezielter Cyberangriffe auf Einzelhandelsunternehmen.

Betroffen sind häufig junge, erfolgreiche Firmen

Auffällig ist, dass hierzulande am heftigsten Händler betroffen waren, die für 2024 ein Umsatzplus von 100 Prozent oder mehr für sich prognostizieren – das sind sehr häufig junge und erfolgreiche Firmen. Hier seien für 2023 finanzielle Schäden in Höhe von insgesamt rund 10 Milliarden Euro entstanden, heißt es in dem Report. Trotz der massiven Zunahme betrügerischer Aktivitäten gaben nur zwei Drittel der deutschen Unternehmen an, dass sie über wirksame Betrugspräventionssysteme verfügen – das entspricht einem Anstieg um 9 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.

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Zugleich haben die Vorfälle Auswirkungen auf das Verhalten der Verbraucher. Die Befragungen von Cebr haben ergeben, dass sich einer von fünf Kunden heutzutage weniger sicher fühlt als vor zehn Jahren – und zwar sowohl beim stationären Shoppen als auch beim Onlineeinkauf. Jeder Sechste entscheide sich aktiv dafür, in Geschäften mit höheren Sicherheitsstandards einzukaufen. Weltweit ist es sogar einer von vier Verbrauchern. Und etwa genauso hoch ist der Anteil der Kunden hierzulande, die es gut finden, wenn sie von Händlern aufgefordert werden, ihre Identität auf mindestens zwei verschiedene Arten zu überprüfen, bevor der Kauf getätigt wird – trotz der damit verbundenen Unannehmlichkeiten.

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Bei den Unternehmen wächst indes die Sensibilität in puncto Zahlungssicherheit. Gut die Hälfte der befragten Händler gab an, nach einem Zahlungsanbieter zu suchen, der avancierte Systeme zur Betrugsprävention anbietet. Besonders groß sei das Interesse an der geplanten neuen EU-Richtline für Bezahldienste (PSD3): ein Standard, der Zahlungsdienstleistern ermöglichen soll, Infos über Betrügereien untereinander auszutauschen. Verbraucher sollen stärker sensibilisiert, die Vorschriften für die Kundenauthentifizierung verschärft, die Erstattungsrechte von Betrugsopfern ausgeweitet und Banken stärker in Haftung genommen werden.

„Es gibt leider keine Einheitslösung für die Betrugsabwehr, da eine Strategie individuell auf das Unternehmen und das jeweilige Geschäftsmodell und Verkaufskanäle zugeschnitten werden muss“, sagte Adyen-Managerin Hella Fuhrmann dem RND. Die neuen Ergebnisse zeigten, wie wichtig die richtigen Technologien zum Schutz der Firmen und der Kunden vor allem bei einem schnellen Unternehmenswachstum seien. Fuhrmann setzt für die Zukunft auf KI: „Machine Learning kann dabei helfen, Einzelhändler zu befähigen, echte Kunden zu erkennen und betrügerische Aktivitäten in Echtzeit zu entdecken.“

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Deutsche Einzelhändler verloren 23 Milliarden Euro durch Zahlungsbetrug

Die Befragung hat auch ergeben, dass die deutschen Einzelhändler im vorigen Jahr durch Zahlungsbetrug insgesamt 23 Milliarden Euro verloren haben. Weltweit musste jedes geprellte Unternehmen im Schnitt den Verlust von 2,7 Millionen Euro hinnehmen. Stark überdurchschnittlich erwischte es Firmen aus den Sektoren Luxusmode mit fast 3,7 Millionen Euro sowie Gesundheit und Kosmetik mit rund 3,6 Millionen Euro.

Für die Einzelhandelsstudie wurden in 25 Ländern insgesamt 38.000 Verbraucher und 13.000 Unternehmen befragt. Der Gesamtschaden für die Händler wird für 2023 auf fast 400 Milliarden Euro beziffert. Fast die Hälfte der Firmen räumte ein, in den zurückliegenden zwölf Monaten Opfer von betrügerischen Aktivitäten geworden zu sein. Was im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg um ein Drittel entspricht.



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