Das EU-Parlament will es den EU-Staaten überlassen, ob sie verpflichtende regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen von Autofahrerinnen und -fahrern einführen wollen. Das teilte das Parlament Ende Februar mit. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in Deutschland künftig solche Tests gibt, ist gering. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte sich bereits gegen das Vorhaben ausgesprochen.

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Im Alter steigt das Unfallrisiko

Welches Risiko von Älteren am Steuer ausgeht, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Im Jahr 2022 waren demnach 77.700 Menschen ab 65 Jahren an Unfällen mit Personenschaden beteiligt, das entspricht 15,1 Prozent aller Unfallbeteiligten.

Gemessen am Bevölkerungsanteil der Seniorinnen und Senioren von rund 22 Prozent wirkt dieser Wert relativ gering. Doch die geringere Unfallbeteiligung Älterer im Vergleich mit anderen Altersgruppen liegt auch daran, dass ältere Menschen nicht mehr regelmäßig zur Arbeit fahren und somit seltener als jüngere am Straßenverkehr teilnehmen.

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Die Lei­terin der Unfall­for­schung der Ver­si­che­rer (UDV), Kirsten Zeidler, zieht deshalb die gefahrenen Kilometer als Vergleichsmaßstab für die Unfallhäufigkeit heran. Zudem führt Zeidler in ihrer Statistik die ab 75-Jährigen als eigene Gruppe auf, weil die geistigen und körperlichen Fähigkeiten in diesem Alter teilweise deutlich schlechter seien als bei jüngeren Senioren und Seniorinnen.

Die Zahlen zeigen, dass das Risiko, in einen folgenreichen Straßenverkehrsunfall zu geraten, für junge Erwachsene bis 24 Jahre am höchsten ist. Darauf folgen aber bereits die Hochbetagten, deren Risiko deutlich über den mittleren Altersgruppen liegt. “Probleme zeigen sich bei Älteren weniger in ihrer physischen und psychischen Fahreignung als in ihrer Fahrkompetenz: Aufmerksamkeit, Konzentration, Reaktionsgeschwindigkeit”, sagt Zeidler.

Zieht man nur die Unfälle heran, in deren Folge ein Beteiligter ums Leben gekommen ist, dann liegt das Risiko der ältesten Altersgruppe sogar auf dem gleichen Niveau wie das der Fahranfängerinnen und Fahranfänger. Ein Grund ist, dass es häufig die Älteren selbst sind, die wegen ihrer hohen Verletzlichkeit bei einem Unfall getötet werden.

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Lebensgefährliche Unfälle

Im Jahr 2022 verunglückten insgesamt 52.748 ältere Menschen im Alter von 65 oder mehr Jahren im Straßenverkehr. Davon wurden 12.350 schwer verletzt, 1023 Seniorinnen und Senioren kamen ums Leben. Insgesamt betrug der Anteil der Seniorinnen und Senioren an allen Verunglückten 14,5 Prozent, bei den Todesopfern war der Anteil mit 36,7 Prozent wesentlich höher.

Waren ältere Menschen als Pkw-Fahrerinnen oder -Fahrer in einen Unfall verwickelt, so trugen sie in rund zwei Dritteln der Fälle die Hauptschuld. Bei den mindestens 75-Jährigen wurden sogar drei Vierteln die Hauptschuld am Unfall zugewiesen – mit Abstand der höchste Wert aller Altersgruppen.

Die Unfallursachen unterscheiden sich dabei von denen in jüngeren Altersgruppen. Pkw-Fahrerinnen und -Fahrer im Seniorenalter missachten beispielsweise häufiger den Vorrang anderer Verkehrsteilnehmer. Zudem verhalten sich Ältere beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren seltener regelkonform.

Dagegen wurde älteren Menschen deutlich seltener zur Last gelegt, mit nicht angepasster Geschwindigkeit gefahren sowie das Auto unter dem Einfluss von Alkohol und anderer berauschender Mittel gefahren zu sein.

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Durch die demografische Entwicklung spielen Ältere als Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Straßenverkehr eine immer größere Rolle. In den vergangenen 20 Jahren ist der Anteil der Menschen im Alter ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung von 17 Prozent auf 22 Prozent gestiegen.

Seniorinnen und Senioren sind zudem heute wesentlich mobiler als früher. Immer mehr Menschen der Generation 65+ besitzen einen Führerschein und nutzen ihr Auto bis ins hohe Alter.

Aus diesen Gründen ist die Zahl der Unfälle mit Älteren als Hauptverursacherinnen und Hauptverursacher in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen. Über alle Altersgruppen und insbesondere bei den Fahranfängern ist die Zahl der verursachten Unfälle hingegen kontinuierlich gesunken.

Ob das von Älteren ausgehende Unfallrisiko einen Führerscheincheck ab 70 Jahren rechtfertigt, ist eine politische Entscheidung. Der ADAC argumentiert, dass neben dem Gesundheitszustand auch die Fahrerfahrung zu berücksichtigen sei. Ältere zeichneten sich in der Regel durch einen an die Situation angepassten und vorausschauenden Fahrstil aus: Sie meiden riskante Manöver und halten größeren Abstand.

Kerstin Zeidler schlägt eine verpflichtende „Rückmeldefahrt“ ab 75 Jahren vor. Dies sei eine Fahrstunde zum Beispiel bei einem Fahrlehrer. Die Senioren und Seniorinnen bekämen nach der Fahrt eine Empfehlung, welche Strecken sie besser nicht mehr fahren sollten. Die Fahrerlaubnis bliebe aber in jedem Fall bestehen.

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Dieser Artikel ist erstmals im April 2023 erschienen und wurde im März 2024 aktualisiert.



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