Zecken kennt man als kriechende, klitzekleine Parasiten, die sich vom Blut zahlreicher Wirbeltiere ernähren. Aber was sind „fliegende Zecken“, von denen immer wieder die Rede ist? Können die Plagegeister ihren Opfern jetzt auch hinterherfliegen?

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Nein, Flügel haben die Tierchen noch nicht entwickelt. Der Mythos von der „fliegenden Zecke“ geht vielmehr auf eine Verwechslung zurück: Denn der Gemeine Holzbock, die am häufigsten vorkommende Zeckenart in Deutschland, sieht der Hirschlausfliege, die fliegen kann, zum Verwechseln ähnlich.

Was Sie über die Hirschlausfliege wissen müssen

Was macht die Hirschlausfliege aus?

Die Hirschlausfliege (Lipoptena cervi) ist ein Parasit, der vor allem Wildtiere wie Rehe, Hirsche, Elche sowie Weidevieh wie Pferde und Rinder befällt. Auch Haustiere wie Hunde und in seltenen Fällen sogar der Mensch können dem etwa vier bis sechs Millimeter großen Blutsauger zum Opfer fallen. Wenn, dann beißt er den Menschen am Nacken oder Kopf.

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Verbreitet ist die Hirschlausfliege in Wäldern gemäßigter Zonen – also in Europa, Nordchina und Nordamerika. Dort trifft man das Insekt vor allem im August und im September an. Anders, als es ihr Spitzname vermuten lässt, ist die „fliegende Zecke“ keine Zecke, sondern eine Fliege, die zur Familie der Lausfliegen gehört.

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Die Hirschlausfliege vom Gemeinen Holzbock zu unterscheiden ist, wie gesagt, nicht ganz leicht. Ein wesentlicher Unterschied ist die Anzahl der Beine: Während Zecken im Allgemeinen acht Beine haben, hat die Hirschlausfliege nur sechs. Diese sind zudem breiter und behaarter als die der Zecken. Und auch die Flügel sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Zecken sind flugunfähig, Hirschlausfliegen können hingegen fliegen und werfen ihre Flügel ab, sobald sie einen Wirt gefunden haben.

Woran erkenne ich, ob ich von einer Hirschlausfliege gebissen wurde?

Der Biss der Hirschlausfliege beim Menschen ist grundsätzlich nicht schmerzhaft. Er dauert circa 15 bis 25 Minuten und hinterlässt kaum Spuren. Durch den Speichel des Tieres kann es jedoch zu allergischen Reaktionen kommen: Die betroffene Stelle schwillt an und ein juckender, schmerzhafter Ausschlag bildet sich. Der Juckreiz klingt meist nach kurzer Zeit wieder ab. Es können sich jedoch auch harte, gerötete Quaddeln bilden, die sogar bis zu einem Jahr bleiben können.

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Das ist anders als beim Zeckenstich: Dieser zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sich die Einstichstelle verfärbt. Teilweise kann es auch zu einer sogenannten Wanderröte kommen, also ringförmigen Hautrötungen. Sie sind ein Hinweis auf eine Borreliose, die von einem Arzt beziehungsweise einer Ärztin behandelt werden muss.

Ist die Hirschlausfliege gefährlich für den Menschen?

Gefährlich ist der Biss der Hirschlausfliege insofern, als dass das Tier das Bakterium Bartonella schoenbuchensis übertragen kann. Das Bakterium wurde erstmals 2001 im Schönbuch bei Stuttgart entdeckt – daher der Name. Die Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit stuft es als zoonotischen Erreger ein, also als einen Erreger, der wechselseitig zwischen Tieren und Menschen weitergegeben werden kann. Bei Hirschen, Rehen und auch Hunden kann das Bakterium zu Fieber und eitrigen Hauterkrankungen führen.

Beim Menschen gab es einige Fälle, in denen Gebissene von unspezifischen Beschwerden und Hautentzündungen berichteten. Die Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit spricht von der Hirschlausfliegen-Dermatitis mit Ausschlag, Rötungen, Juckreiz und Papeln, die durch einen Biss beim Menschen verursacht werden könne. „Verschiedene Studien schließen einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Bartonella schoenbuchensis und der Ausbildung dieser Dermatitis nicht aus“, erklärt das Gremium. Teilweise wird behauptet, dass der Biss der Hirschlausfliege beim Menschen eine Herzmuskelentzündung verursachen könnte – dafür ist die Datenlage jedoch bisher nicht ausreichend.

Wie reagieren Tiere auf den Biss der Hirschlausfliege?

Bei Pferden beißen Hirschlausfliegen meist im Bereich um den After und der Mähne zu. Während wir Menschen den Biss kaum merken, ist er für die Vierbeiner sehr schmerzhaft. Sie werden entsprechend nervös und panisch, heißt es auf der Internetseite von Equinella, dem freiwilligen Meldesystem für infektiöse Pferdekrankheiten in der Schweiz. „Pferde beißen und kratzen sich wiederholt an den Bissstellen und zeigen auch nach dem Biss noch große Unruhe.“

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Hunde wiederum drehen sich meist panikartig nach hinten Richtung Rute, wenn sie von der Hirschlausfliege gebissen werden. Oft wollen sie dann nicht weitergehen und versuchen, sich hinten zu belecken und zu beißen. Teilweise werden die Tiere schon nervös, wenn die Fliege nur um ihren Kopf herumschwirrt. Sobald sie dann anfängt, im Fell herumzukrabbeln, beginnen viele Hunde, aufgeregt zu tänzeln, oder versuchen, sich am Boden zu reiben.

Die Hirschlausfliege hat zugebissen – was nun?

Ein weiterer Unterschied zwischen Zecken und Hirschlausfliegen ist: Hirschlausfliegen verbeißen sich nicht dauerhaft in der Haut ihrer Opfer, sondern krabbeln zwischendurch im Fell der Tiere oder in den Haaren von Menschen herum. Das macht es leichter, sie zu entfernen. Oft reicht dafür ein Floh- und Nissenkamm aus, mit dem die Tierchen ausgebürstet werden. Oder man spült die Parasiten ab – mit einem kalten Wasserstrahl. Die Bissstelle am besten anschließend mit einem Kühlpad kühlen.

Scheitern alle Versuche, die Hirschlausfliege zu entfernen – egal, ob beim Tier oder beim Menschen –, sollte ein Arzt beziehungsweise eine Ärztin aufgesucht werden. Das Gleiche gilt, wenn die Reaktionen auf den Biss zu stark und unangenehm werden.

Kann man sich vor dem Biss der Hirschlausfliege schützen?

Reiterinnen und Reiter können ihre Tiere vor der Hirschlausfliege schützen, indem sie ihnen Fliegendecken überstreifen. Wenn man bei einem Ausritt auf einen Schwarm von Hirschlausfliegen trifft, sollte man sich die Stelle am besten merken. Denn die Tiere sind standorttreu. Diese Orte also am besten in den kommenden Wochen meiden.

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Die gleichen Tipps helfen auch Hundebesitzerinnen und Hundebesitzern: Schwärme beim Gassigehen meiden und danach das Fell einmal durchkämmen, um Parasiten schnell zu entfernen. In Gegenden, wo besonders viele Hirschlausfliegenschwärme vorkommen, kann auch Hundebekleidung vor Bissen schützen. Den Tieren sollte in den Kleidungsstücken allerdings nicht zu warm werden.

Der Mensch kann sich wiederum schützen, indem er beim Waldspaziergang ein Halstuch und eine Kapuze trägt. Ob Repellents, also Sprays gegen Mücken und Zecken, ebenfalls helfen, ist noch nicht eindeutig nachgewiesen.



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