Washington. Das US-Militär wusste schon vorher Bescheid. Als Präsident Joe Biden am Donnerstag ankündigte, den Gazastreifen über das Meer mit dringend benötigten Hilfsgütern zu versorgen, hatten die 7. Transportbrigade und andere US-Einheiten die Befehle zum Bau eines schwimmenden Hafens bereits erhalten.
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Für die komplexe Aktion werden etwa 1000 Soldaten gebraucht, wie Pentagon-Sprecher Pat Ryder Reportern erläutert. So etwas lasse sich nicht über Nacht bewerkstelligen. Einige Regierungsvertreter rechnen mit etwa zwei Monaten, bis das Provisorium fertig ist. Der Einsatz ist nicht nur eine logistische Herausforderung, er hängt auch von der Zusammenarbeit Israels ab und die ist nicht sicher.
Vier Antworten auf wichtige Fragen:
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Warum wird ein schwimmender Hafen gebaut?
Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, bei dem etwa 1200 Menschen getötet und 250 weitere als Geiseln genommen wurden, führt Israel einen Feldzug gegen die militant-islamistische Organisation im Gazastreifen, bei dem nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mehr als 30.000 Menschen getötet wurden. Folge des Krieges ist eine verheerende humanitäre Lage im Gazastreifen. Nach UN-Angaben haben praktisch alle 2,3 Millionen Einwohner des Küstenstreifens Probleme, genug zu essen zu bekommen. Mehr als eine halbe Million ist von Hunger bedroht. Viele essen Tierfutter, um zu überleben.
Nahrungsmittel, Medikamente und andere lebensnotwendige Dinge in den Gazastreifen zu bekommen, erweist sich angesichts der Kämpfe als schwierig und bisweilen unmöglich. Das israelische Militär sperrt Straßen und verlangsamt den Transport durch Kontrollen. Lastwagen mit Hilfsgütern müssen über die Grenzübergänge Rafah oder Kerem Schalom in den Gazastreifen fahren und die Kampfzone durchqueren, um den weitgehend abgeschnittenen Norden des Küstengebiets zu erreichen.
Für die USA, die ihre Hilfslieferungen in den Gazastreifen verstärken wollen, ist das Verhalten ihres wichtigen Verbündeten ärgerlich. Vergangene Woche begannen sie, Hilfsgüter aus Flugzeugen abzuwerfen. Doch der Umfang dieser Hilfe ist begrenzt und sie erreicht nicht unbedingt diejenigen, die sie am nötigsten brauchen.
Biden erklärte deshalb am Donnerstag, er habe das Militär angewiesen, eine provisorische Anlegestelle an der Küste des Gazastreifens zu bauen, „die große Schiffe mit Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und Notunterkünften aufnehmen kann“. Auf diese Weise solle der Umfang humanitärer Hilfe für die Menschen dort massiv erhöht werden.
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Wie soll der Hafen gebaut werden?
Der schwimmende Hafen wird aus einem System zusammengesetzt, das einem gigantischen Lego-Baukasten gleicht. Er besteht aus einer Reihe von zwölf Meter langen Stahlteilen, die miteinander verbunden werden und dann einen Landungssteg und einen Damm bilden. Der Damm wird knapp 550 Meter lang und zwei Fahrstreifen breit und an der Küste in den Boden gerammt. Am Landungssteg sollen große Schiffe mit Hilfsgütern entladen werden, die dann von kleineren Militärschiffen zum Damm gebracht werden sollen.
In den kommenden Tagen werden die Einzelteile in ein Spezialschiff verladen. Dazu gehören auch kleine Schlepper, die beim Aufbau helfen sollen. Aufbrechen wird das Schiff wohl nicht vor kommender Woche.
Krisen-Radar
RND-Auslandsreporter Can Merey und sein Team analysieren die Entwicklung globaler Krisen im neuen wöchentlichen Newsletter zur Sicherheitslage – immer mittwochs.
Welche Schwierigkeiten könnte es geben?
US-Truppen sollen laut Biden nicht an Land im Gazastreifen eingesetzt werden. Diese Aufgabe dürfte Verbündeten, Vertragspartnern und Hilfsorganisationen zufallen.
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Eine der wichtigsten Fragen ist, inwieweit Israel den schwimmenden Hafen unterstützt. Seine Truppen sollen die Anlage vor der Hamas schützen, wie Biden sagte. Außerdem müsste Israel Zivilisten unter Kontrolle halten, falls Einwohner des Gazastreifens versuchen sollten, den Hafen zu stürmen, um an die verzweifelt benötigten Hilfsgüter heranzukommen.
Schiffe mit Nahrung, Medikamenten und anderem sollen nach Angaben von US-Vertretern einen Seekorridor nutzen, wenn sie den schwimmenden Hafen anlaufen. Ein Schutz der Seeroute durch Israel soll nicht nötig sein. Unklar ist noch, wer die Schiffe entladen und die Hilfsgüter an Land bringen soll.
„Ramadan ist auch der Monat des ‚Heiligen Krieges‘“
Vermittler im Gazakrieg bemühen sich um eine Feuerpause noch vor dem Sonntag beginnenden heiligen Fastenmonat der Muslime. Der Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi zweifelt am Erfolg. Der Ramadan könne laut Koran auch blutig ausfallen.
Welche anderen Staaten und welche Hilfsgruppen beteiligen sich?
Der zyprische Präsident Nikos Christodoulides hat schon vor Monaten angeboten, der Hafen Larnaka könne für Hilfslieferungen per Schiff ins 370 Kilometer entfernte Gaza genutzt werden. Zypern hat Vertreter Israels, der USA und anderer Staaten eingeladen, alle Hilfslieferungen zu prüfen, um sicherzustellen, dass die Hamas nicht davon profitiert.
Die EU-Kommission hat erklärt, ein Schiff mit Gütern für humanitäre Hilfe bereite sich darauf vor, von Zypern in Richtung Gazastreifen in See zu stechen. Das Schiff gehört der spanischen Organisation Open Arms und soll den Seekorridor in einer Art Pilotaktion erstmals nutzen. Es wartete in Larnaka auf die Erlaubnis, Nahrungsmittel für die US-Organisation World Central Kitchen zu liefern. Diese soll nach Angaben ihrer Sprecherin Chloe Mata Crane 200 Tonnen Reis, Mehl und Proteine erhalten. Weitere 500 Tonnen stünden in Zypern schon bereit, sagt Crane.
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RND/AP