Hannover. Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass viele Popstars ihre Lieder gar nicht selbst schreiben. Nicht selten steht ihnen eine Armada an Songwritern und Produzenten zur Verfügung, die den Stars mit mathematischer Genauigkeit Hitsingles auf den Leib schneidern. Taylor Swift zumindest schreibt laut ihren Songwriting-Credits alle ihre Songs selbst, allerdings hatte auch sie in den letzten zehn Jahren tatkräftige Unterstützung dabei. Besonders zwei Namen springen dabei ins Auge: Max Martin und Jack Antonoff. Aber wer sind die beiden Songwriter, die an den größten Hits der Popikone mitgeschrieben haben?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Es ist wahrscheinlich nicht vermessen, Max Martin als einen der einflussreichsten Songwriter und Produzenten der letzten 30 Jahre zu bezeichnen. Eine Liste seiner Hitsongs liest sich wie das DJ-Set einer Retroparty für Millennials: „Baby One More Time“ von Britney Spears, „Everybody“ von den Backstreet Boys oder „Hot N Cold“ von Katy Perry, „Since You‘ve Been Gone“ von Kelly Clarkson, um nur einige wenige zu nennen. Dieses Jahr überholte er George Martin als Produzenten mit den meisten Nummer-eins-Singles in der amerikanischen Hitparade „Billboard Top 100″. George Martin war der Stammproduzent der Beatles und wurde häufig als deren fünftes Mitglied bezeichnet.

Max Martin heißt mit bürgerlichem Namen eigentlich Karl Martin Sandberg und wurde 1971 in Stockholm geboren. Bis Anfang 20 hatte Martin gar nicht so viel mit Popmusik zu tun. Er war Mitgründer einer Funk-Metal-Band, für die er als Teenager sogar die Schule abbrach. Heimlich hörte er aber schon immer Popmusik. Künstler wie Depeche Mode liefen bei ihm rauf und runter, „Eternal Flames“ von den Bangles war früher eines seiner Lieblingslieder, wie er 2001 in einem Interview mit dem „Time“-Magazin erzählte: „Ich konnte meinen Freunden gegenüber nicht zugeben, dass mir so was gefällt.“ Anfang der 90er sollte ihm dann der Produzent seiner Band beibringen, wie man Popsongs schreibt.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Im selben Interview sagte Martin, sein oberstes Credo beim Songschreiben ist: Man muss ein Lied sofort an seinem Refrain erkennen können. Er kombiniert dabei Einflüsse der schwedischen Popgiganten Abba und mischte dem Ganzen amerikanische R-‘n‘-B-Musik bei. So entstand der Sound, den man heute mit dem Plastikpop der späten 90er und frühen 2000er assoziiert.

Taylor-Swift-Produzent will nicht im Rampenlicht stehen

Trotz des Erfolgs wollte Martin aber nie im Rampenlicht stehen. Einer seiner Arbeitskollegen sagte in einem Feature im schwedischen Radio über den Produzenten, dass Martin wahrscheinlich auch mit seinen selbst eingesungenen Demoaufnahmen Millionen Platten verkauft hätte, „aber er war kein Künstler, das wollte er auch nicht sein“.

Seine Kollaboration mit Swift begann auf dem 2012 erschienenen Album „Red“, auf dem sich Swift musikalisch von ihren Country-Wurzeln wegbewegte und sich mehr und mehr zu dem Popstar, wie wir ihn heute kennen, entwickelte. Auf dem darauffolgenden Album „1989″ hat Martin dann beinahe an jedem Song mitgeschrieben. Die Platte ist bis heute – mit Blick auf Downloads, Streams und verkaufte Tonträger – Swifts erfolgreichste Veröffentlichung, mit Hitsingles wie „Blank Space“ oder „Shake It Off“.

Jack Antonoff und Taylor Swift umarmen sich, nachdem sie bei den 66. Grammy-Awards für „Midnights“ den Preis für das Album des Jahres gewonnen haben.

Jack Antonoff und Taylor Swift umarmen sich, nachdem sie bei den 66. Grammy-Awards für „Midnights“ den Preis für das Album des Jahres gewonnen haben.

Mit dem Nachfolger „Reputation“ erschien aber auch zunehmend ein Name in Swifts Songwriting-Credits: Jack Antonoff. Auch Antonoff war schon auf „Red“ mit dabei, hier allerdings zunächst nur als Produzent und nicht als Songwriter. Mit den nachfolgenden Alben wurde sein Einfluss auf Swifts Musik aber immer größer. Seit dem 2019 erschienenen Album „Lover“ schreiben Swift und er so gut wie jeden ihrer Songs gemeinsam.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Auch Antonoff hat neben Swift schon mit einigen Größen der Musikindustrie zusammengearbeitet. Dazu gehören etwa Lorde, Lana Del Rey oder St. Vincent. Und ähnlich wie Martin kam Antonoff über Umwege zur Popmusik. 1984 wurde er in New Jersey geboren und war als Jugendlicher viel in der dortigen Punkszene unterwegs. Dort spielte er auch in diversen lokalen Bands. Den kommerziellen Durchbruch schaffte Antonoff aber mit der Poprock-Band Fun, deren Gitarrist er war. Den meisten wird die Gruppe wahrscheinlich wegen ihres Songs „We Are Young“ aus dem Jahr 2012 ein Begriff sind.

Produzent Jack Antonoff fragte Taylor Swift: „Was ist das Schlimmste, was dir jemals passiert ist?“

Was ihn allerdings von dem Schweden unterscheidet: Antonoff schreibt die Songs von Anfang an mit den Künstlern zusammen, statt ihnen wie Martin ein fertig geschriebenes Produkt zu verkaufen. So soll auch der eher nachdenkliche und düstere Sound der neueren Swift-Veröffentlichungen zustande gekommen sein. „Es heißt, Antonoffs Produktionsstil sei mehr wie eine Therapiesitzung“, schreibt die Popkultur-Seite „The Ringer“. Er beginne alle seine Schreibsessions, indem er den Künstler oder die Künstlerin fragt: „Was ist das Schlimmste, was dir jemals passiert ist?“ Darauf, so heißt es in dem Artikel, baue er dann zusammen mit dem Musiker einen Song auf.

Viele Männer tun sich schwer damit, Taylor Swifts Erfolg anzuerkennen.

Wie ich zum überzeugten Swiftie wurde – und warum mehr Männer es mir gleichtun sollten

Taylor Swift ist für viele Männer eine Feindin. Schon als Teenager war es unter Jungs im Trend, sie zu hassen, erinnert sich RND-Redakteur Ben Kendal. Doch dann erkannte er inmitten der Corona-Krise, warum sich so viele Männer in der Sängerin irren.

Der niederländischen Abendzeitung „NRC Handelsblad“ sagte Antonoff in einem Interview: „Ich sehe es nicht als Produzieren. Ich mache Musik mit meinen Freunden.“ Deshalb sehe er sich auch nicht hinter dem Mischpult irgendwelche Befehle bellen, sagt er. „Die Künstler, mit denen ich arbeite, vertrauen darauf, dass ich ihnen helfen kann, ihre Musik besser zu machen.“

Ein weiterer Unterschied zwischen ihm und Martin: Antonoff scheut das Rampenlicht nicht. Trotz der Mitarbeit an Swifts neuem Doppelalbum „The Tortured Poets Department“ schaffte es Antonoff, dieses Jahr mit seiner eigenen Band eine Platte zu veröffentlichen. Sowohl Band als auch Album heißen „Bleachers“, Antonoff spielt Gitarre und singt. Musikalisch bewegt sich die Gruppe zwischen Alternative und Indie und erinnert hier und da durchaus auch an Taylor Swift. Fans der neueren Swift-Alben werden also wahrscheinlich auch mit „Bleachers“ ihre Freude haben.



Source link www.ostsee-zeitung.de