Berlin. Der Migrationsforscher Gerald Knaus von der European Stability Initiative hat für den Fall einer militärischen Niederlage der Ukraine im Krieg gegen Russland eindringlich vor einer zunehmenden Zahl von Geflüchteten gewarnt. „Diejenigen, die in Europa zögern, die Ukraine stärker zu unterstützen, haben immer noch nicht wirklich erfasst, was auf dem Spiel steht“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Denn wenn die Ukraine den Krieg verliert, dann erleben wir die weltweit größte Fluchtbewegung seit den 1940er-Jahren. Dann kommen viele Millionen Menschen mehr.“

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Knaus fügte hinzu: „Wir haben jetzt bereits etwa zehn Millionen vertriebene Ukrainer. Aber viele weitere Millionen Menschen sind in der Ukraine geblieben, weil sie auf einen Erfolg setzen. Schwindet dieser Glaube, könnte die Zahl sehr schnell sehr stark wachsen – so wie in den Wochen nach Kriegsbeginn am 24. Februar 2022. Da waren es drei Millionen Flüchtlinge in drei Wochen.“

„Drei Millionen Flüchtlinge in drei Wochen“

Er wolle ungern prognostizieren, wie viele von den zusätzlichen Geflüchteten in einem solchen Fall voraussichtlich nach Deutschland kämen, sagte der Migrationsforscher. Klar sei aber, dass bis zuletzt von den 4,2 Millionen ukrainischen Geflüchteten in der EU 1,2 Millionen nach Deutschland geflohen seien. „Das sind pro Kopf weniger als in Polen, Tschechien und Bulgarien, allerdings über zehnmal mehr als in Frankreich.“

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Am Freitag hatte der „Spiegel“ unter Berufung auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums an den CDU-Innenexperten Alexander Throm berichtet, dass zum Stichtag 12. März rund 1,65 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) registriert gewesen seien. Vor einem Jahr waren es demnach noch 1,4 Millionen. Allerdings blieben in diesen Daten anders als in denen des Ausländerzentralregisters mögliche Wiederausreisen unberücksichtigt.

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer habe zudem kürzlich im Innenausschuss des Bundestages gesagt, dass die Zahl der Neuankömmlinge aus der Ukraine aktuell die Zahl der neuen Asylanträge aus anderen Ländern übersteige, so das Magazin weiter. „Wir müssen davon ausgehen, dass die meisten Ukrainer, die jetzt kommen, staatlich unterzubringen sind“, sagte er.

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Throm kommentierte dies mit den Worten: „Die Bundesregierung muss sich dringend für eine gleichmäßigere Verteilung der neu ankommenden ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Europa einsetzen, Deutschland stößt an seine Grenzen.“



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