Hatte Midas hier seinen goldenen Finger im Spiel? Verschiedene Mythen und Legenden ranken sich um einen kleinen Ort im Zentrum der Türkei, der auf den ersten Blick völlig unscheinbar wirkt. Doch so unscheinbar kann Gordion nicht sein, immerhin wurde der Ort im vergangenen Jahr von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt. Forscherinnen und Forscher vermuten sogar, dass Gordion einst vom legendären König Midas regiert wurde. Doch das ist sehr, sehr lange her.

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Stadt ist mindestens 4500 Jahre alt

Wenn du nach Gordion reist, begibst du dich auf eine Zeitreise in die ferne Vergangenheit, denn die Stadt soll mindestens 4500 Jahre alt sein. Sie befindet sich etwa 90 Kilometer südwestlich von Ankara. Die Unesco beschreibt den Ort als „vielschichtige antike Siedlung“, welche die Überreste der antiken Hauptstadt Phrygiens beinhaltet. Und nun wird es höchste Zeit für einen kurzen Geschichtsexkurs.

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Luftbild von einer Ausgrabungsstätte mit Wolken.

Ein Blick von oben auf die Ausgrabungsstätte Gordion in der Türkei.

„Viele Menschen haben noch nichts von den Phrygern gehört, aber etwa vom neunten bis zum siebten Jahrhundert vor Christus dominierten sie Kleinasien – die heutige Türkei“, erklärt Brian Rose, Professor für Archäologie an der University of Pennsylvania, im Gespräch mit der „BBC“. Das Wort Phrygier bezeichnet ein indogermanisches Volk, welches etwa im achten Jahrhundert vor Christus in Anatolien ein großes Herrschaftsgebiet besaß – mit Gordion als Hauptstadt.

Gordion wurde nicht grundlos zur Hauptstadt ernannt, weiß der Archäologe, der seit 2007 an den Ausgrabungen dort beteiligt ist. Laut Rose liegt Gordion an der Kreuzung der wichtigsten Ost-West-Handelsrouten mit Assyrien, Babylon und den Hethitern im Osten und Griechenland sowie Lydien im Westen. „Die Phrygier konnten diese strategische Lage ausnutzen und wurde reich und mächtig.“

Die Legende der goldenen Finger des Midas

Vielleicht sagt das Volk der Phrygier nur wenigen Menschen etwas, bekannter ist König Midas. Vor allem denjenigen, die sich schon auf der Playstation 1 mit Lara Croft durch den Palast des Midas quälten und sie zu Gold erstarren ließen, als sie die Hand der Statue berührte. Wer war dieser Midas in der Wirklichkeit und was soll das mit dem goldenen Finger?

Eine griechische Sage klärt über den Mythos rund um das Gold auf: So soll Midas beim Gott der Fruchtbarkeit Dionysos einen Wunsch frei gehabt haben, der ihm zum Verhängnis wurde. Alles, was seinen Leib berührt, soll sich in Gold verwandeln, verlangte er. Prompt wird der Apfel, den er berührt, zu funkelndem Gold, auch der Stein und die Getreidehalme, die er streift. Allerdings auch alles, was er essen möchte, und alle, die er umarmen will.

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Blick auf einen Felsen mit einem Eingang.

Die Stadt des Midas ist etwa zwei Stunden von Gordion entfernt.

Doch es soll auch einen echten Midas gegeben haben: „Ein phrygischer König namens Midas wird in mehreren antiken Quellen erwähnt, auch in den Annalen des assyrischen Herrschers Sargon II.“, sagt Lynn Roller, Professorin an der University of California in Davis, die Gordion seit 1979 studiert, der „BBC“. Es gibt sogar eine „Stadt von Midas“, die befindet sich allerdings rund zwei Stunden westlich von Gordion und nennt sich Yazılıkaya.

Besuche das älteste Holzgebäude der Welt

Dort soll er allerdings nicht begraben worden sein, sondern die Wissenschaft vermutet sein Grab in Gordion. Doch bisher konnte es nicht gefunden werden. Kein Wunder, rund um Gordion befinden sich über 125 Grabhügel, auch Tumuli genannt, die aus dem neunten bis sechsten Jahrhundert vor Christus stammen. Die zahlreichen Grabhügel, die etwas an die Pyramiden von Ägypten erinnern, kannst du überall in Gordion entdecken, der höchste ist 53 Meter hoch und der zweithöchste Grabhügel der gesamten Türkei.

Es wurde vermutet, dass sich darin das Grab des Midas befindet, und tatsächlich wurde 1957 im Inneren eine rund 3000 Jahre alte Grabkammer gefunden. Heute kannst du den Ausgrabungstunnel selbst beschreiten und dich in das Innere des Grabhügels begeben.

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Drinnen angekommen, befindest du dich im ältesten noch bestehenden Holzgebäude der Welt, schreiben Forscherinnen und Forscher im Blog „Gordion Conservation“. Denn die Grabkammer wurde mit Kiefer- und Wacholderstämmen errichtet, und durch den luftdichten Verschluss des Hügels ist alles erhalten geblieben. Trotzdem ist es natürlich nicht mehr stabil und wird mittlerweile durch einen Metallrahmen gestützt.

Museum klärt über Geschichte von Gordion auf

Übrigens wurde im Grab auch ein Mann gefunden, der zwischen 60 und 70 Jahre alt gewesen sein muss und auch Grabbeigaben um sich liegen hatte. Midas ist es dennoch nicht, resümieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Denn die Baumstämme, die für das Grab genutzt wurden, sind über 30 Jahre älter als Midas. Laut Brian Rose soll es sich um den Vater von Midas, Gordias, handeln.

Eingang eines Museums.

Im Museum kannst du mehr über die Geschichte Gordions erfahren.

Neben dem befestigten Grabtunnel, der dich in das Innere des 53 Meter hohen Grabhügels führt, kannst du auch andere Ruinen und Grundmauern früherer Gebäude besichtigen. Im örtlichen Museum werden archäologische Funde ausgestellt und du kannst mehr über das Volk der Phrygier erfahren. Das Museum befindet sich im Ort Yassıhüyük gleich neben den Stätten von Gordion und hat täglich von 8.30 bis 17 Uhr geöffnet.

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