Die 24. Minute im Finale der Weltmeisterschaft 1974 ist untrennbar mit ihm verbunden. Jahrzehntelang begleitete Bernd Hölzenbein der Vorwurf, im Endspiel von München beim 2:1-Sieg Deutschlands gegen die Niederlande einen Elfmeter herausgeholt zu haben, der keiner war. Es bleibt die Legende von der „Mutter aller Schwalben“, die ihm nicht recht gefiel. Seine Karriere bot nebst diesem Strafstoß auch weitaus mehr, was ihn selbst zur Legende macht. Im Alter von 78 Jahren ist der Ehrenspielführer von Eintracht Frankfurt am Montagabend nach langer, schwerer Krankheit verstorben.

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Eine Autostunde von der Mainmetropole entfernt, im Örtchen Dehrn im Landkreis Limburg-Weilburg, wurde Hölzenbein am 9. März 1946 geboren. Über seinen heimischen Turn- und Sportverein ging es 1966 zur SGE. Erst mit Hindernissen, weil der junge Kicker das Probetraining verpasste, nachdem er sich verfahren hatte. Eine Woche später klappte es dann. 1967 gab er sein Debüt in Frankfurt. Bis 1981 erzielte „Holz“, wie sie ihn dort nannten, in 420 Bundesligaspielen 160 Tore. Das ist bis heute Vereinsrekord. In seiner Zeit bei der Eintracht gewann er dreimal (1974, 1975, 1981) den DFB-Pokal sowie 1980 den Uefa-Cup.

Seine Spielart „war eher schneeflockenhaft leicht, bisweilen sogar eine Art musischer Fußball“, schrieb einmal der Publizist Hans Blickensdörfer. Also alles andere als Hölzern. Und ein Schlitzohr war der Mittelhesse, der seine Gegenspieler auf dem Flügel immer wieder zur Verzweiflung brachte; sowohl mit dem Frankfurter als auch mit dem deutschen Adler auf der Brust.

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Nach 14 Jahren bei der Eintracht zog es ihn in die USA: Erst nach Fort Lauderdale (Florida), dann nach Memphis und – für ein abschließendes Hallenmasters 1985 – nach Baltimore. Das Ende seiner aktiven Laufbahn krönte er beim FSV Salmrohr, für die er in der Rückrunde der Saison 1985/1986 die Schuhe schnürte. Es gelang der Aufstieg in die 2. Liga.

Privat ließ Hölzenbein es ruhig angehen

Erst als Vizepräsident, dann als Manager war er von 1988 bis 1996 wieder bei der Eintracht im Amt, holte Stars wie Anthony Yeboah, Andy Möller und den jungen Jay-Jay Okocha. Ab 2004 kehrte er als Chef-Scout nochmal zu seiner alten Liebe zurück. 2016 sagte Hölzenbein: „Ich habe noch keine Ambitionen, aufzuhören. Ich kann ja nicht nur Golf spielen.“ 2017 war für den damals 71-Jährige aber Schluss – in seinem hohen Alter sei es doch zu viel Stress, gab Hölzenbein an.

„Das Fallen war keine kalkulierte Absicht, sondern instinktiver Selbstschutz gegen den Versuch eines groben Fouls von Jansen.“

Bernd Hölzenbein

über den von ihm rausgeholten Elfmeter im WM-Finale 1974

Privat ließ es der WM-Held immer ruhig angehen, feierte sowohl seinen 70. als auch seinen 75. Geburtstag in kleinem Rahmen mit der Familie. Anders als für den 2022 verstorbenen Weggefährten Jürgen Grabowski, mit dem er die SGE prägte und 2014 den Hessischen Verdienstorden überreicht bekam, gab es auf Hölzenbeins Wunsch hin keine großen Feiern des Vereins zu seinen Ehren. Am Ende raubte ihm die schwere Krankheit die Kraft.

Hölzenbein: „Ich bin kein Betrüger“

Was trotz vieler Erfolge vieles überstrahlt, ist dennoch der 7. Juli 1974, als der Holländer Wim Jansen ihn im Strafraum zu stoppen versuchte – und wie Hölzenbein stets beteuerte: regelwidrig. Ein niederländischer TV-Sender bot sogar Geld für sein Geständnis. Er sollte sagen: „Ik liet me vallen“, also „ich habe mich fallen lassen“. Selbst da blieb „Holz“ eisern.

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„Das Fallen war keine kalkulierte Absicht, sondern instinktiver Selbstschutz gegen den Versuch eines groben Fouls von Jansen“, meinte Hölzenbein. Und beteuerte: „Ich bin kein Betrüger“. Selbst vor drei Jahren rief er einem Reporter am Telefon, angesprochen auf die Szene vor einem halben Jahrhundert, lautstark ins Ohr: „Ganz klarer Elfmeter!“ Den verwandelte Paul Breitner zum 1:1, ehe Gerd Müller Deutschland später zum WM-Titel schoss. „Wenn dieser Elfmeter das Einzige ist, das von mir in Erinnerung geblieben ist, dann ist das schade“, erklärte Hölzenbein einmal. Diese Geschichte nimmt viel Raum ein, aber erzählt längst nicht alles, was die Legende Bernd Hölzenbein ausmacht.



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