München – Planungssicherheit und Spontanität – die Münchner lieben beides. Darum reservieren sie gerne Tische im Restaurant fürs Wochenende. Manchmal sogar mehrere parallel. Und wenn der Samstagabend dann da ist, entscheiden sie spontan, ob ihnen der Sinn gerade nach Pasta, Curry oder Schnitzel steht – oder ob sie vielleicht doch lieber in ihrer kleinen Kneipe um die Ecke sitzenbleiben.

“Freitag- und Samstagabend sind wir immer Tage im Voraus ausreserviert”, erzählt Massimo Chiti, der zusammen mit seiner Frau Sabine die Rustikeria im Müller’schen Volksbad betreibt. “Und dann sagen jeden Abend mehrere kurzfristig ab oder kommen einfach gar nicht.” Er und seine Kollegen versuchen dann noch, ihnen hinterherzutelefonieren, um zu fragen, ob sie sich verspäten.

Sabine und Massimo Chiti hinter ihrem schönen Stein-Tresen in der Rustikeria. Am Wochenende ist das Lokal immer ausreserviert – aber nicht alle Gäste tauchen auch auf.
Sabine und Massimo Chiti hinter ihrem schönen Stein-Tresen in der Rustikeria. Am Wochenende ist das Lokal immer ausreserviert – aber nicht alle Gäste tauchen auch auf.
© Sigi Müller
Sabine und Massimo Chiti hinter ihrem schönen Stein-Tresen in der Rustikeria. Am Wochenende ist das Lokal immer ausreserviert – aber nicht alle Gäste tauchen auch auf.

von Sigi Müller

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“Das ist bitter”, so Chiti. Denn vorher musste er vielen Leuten, die einen Tisch wollten, absagen oder ihnen sagen, dass sie nur eine bestimmte Zeit lang bleiben dürfen. “Das ist für uns ein Stressfaktor.” Auch für den Gast sei es ein unschönes Erlebnis, wenn er eine Absage bekommt oder nicht weiß, ob er sitzenbleiben darf oder nicht.

Reservierung nur mit Kreditkarte: System könnte in München häufiger werden

Einige Restaurants lassen sich deshalb bei einer Reservierung die Kreditkartennummer geben und berechnen bei kurzfristiger Absage oder Nicht-Erscheinen eine Ausfallgebühr, die sogenannte No-Show-Gebühr.

“Das kommt für uns im Moment nicht in Frage”, sagt Chiti, “aber ich kann es verstehen. Gerade bei kleineren Lokalen mit weniger Tischen.” Die Leute würden den Rattenschwanz, der für die Gastronomen dranhängt, einfach nicht sehen – das geht vom Wareneinkauf bis zur Personaleinteilung. Servicekräfte, die am Ende doch nicht gebraucht werden, müssen ja trotzdem bezahlt werden.

Moritz Haake möchte sich diesen Stress in Zukunft nicht mehr antun. “Wir sind gerade dran, das auch zu machen”, sagt der Gastronom über die No-Show-Gebühr. Er betreibt vier sehr unterschiedliche Restaurants in München: die schicke Burger & Lobster Bank in der Prannerstraße, das Jacob am Lenbachplatz, das St. Ribs am Viktualienmarkt und den Haxengrill im Zentrum. “Am Wochenende sagen wir immer mehr Leuten ab als zu, weil alles ausreserviert ist”, so Haake.

Moritz Haake betreibt den Haxengrill und weitere Lokale. Er will eine No-Show-Gebühr einführen.
Moritz Haake betreibt den Haxengrill und weitere Lokale. Er will eine No-Show-Gebühr einführen.
© Sigi Müller
Moritz Haake betreibt den Haxengrill und weitere Lokale. Er will eine No-Show-Gebühr einführen.

von Sigi Müller

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Freitags und samstags rufen seine Kollegen um 16 Uhr alle Personen an, die einen Tisch in der Burger & Lobster Bank oder im Jacob reserviert haben, und haken noch mal nach, ob sie am Abend auch kommen. “Letzten Samstag war es trotzdem wieder so, dass ein Viertel dieser Leute dann doch nicht aufgetaucht ist.”

Problem für Gastronomen in München: Gäste mit Reservierung tauchen am Abend nicht auf

Es komme auch regelmäßig vor, dass von acht Leuten nur vier kommen. Diese Plätze dann wieder aufzufüllen, sei ein riesen Aufwand. “Ich habe mich lange dagegen gewehrt. Aber es ist ein hoher Umsatzverlust für uns, wenn 40 von 120 Leuten nicht kommen.”

Deshalb wird man in allen seinen Lokalen bei einer Reservierung demnächst seine Kreditkartennummer hinterlegen müssen. Und wenn man nicht kommt oder kurzfristig absagt, wird ein bestimmter Betrag von der Kreditkarte abgebucht. Haake sagt ganz klar: “Ich will damit kein Geld verdienen, sondern den Verlust gering halten.”

Schließlich koste so ein Portal ja auch Geld. “Für etwas, mit dem ich nichts verdiene”, betont der Wirt. Aber er ist nicht der einzige, der eine No-Show-Gebühr plant. Gerade überlegt er mit ein paar Wirten renommierter Lokale, ob man sich nicht zusammentut und geschlossen die No-Show-Gebühr einführt.

Ob sich viele Leute beschweren werden? “Ich bin da entspannt”, sagt Haake. Immerhin bekommt er so künftig mehr Leute in seinen Laden und muss weniger Leuten absagen. In Paris, London, Rom und Lissabon sei die No-Show-Gebühr ganz normal, sagt Haake. Und wie es aussieht, bald auch in München.





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