Frankfurt am Main. Die Gaspreise für Neukunden sind innerhalb von zwei Monaten um ein Viertel gestiegen. Das geht aus Erhebungen des Vergleichsportals Verivox hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegen. Der Staat ist maßgeblich verantwortlich für die Aufschläge von rund 1,6 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Zu einer höheren Mehrwertsteuer auf den leichtflüchtigen Brennstoff kommt eine steigende Gasspeicherumlage. Aber auch höhere Einkaufskosten im Großhandel spielen eine Rolle.

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Ein Standardhaushaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh musste im März beim Abschluss eines neuen Liefervertrags für einen günstigen Tarif mit zwölfmonatiger Laufzeit im Schnitt nur rund 6,5 Cent pro Kilowattstunde zahlen. Derzeit liegt laut Verivox das günstigste Angebot bei etwa 8,1 Cent. Vor allem, weil die Verbraucher seit April wieder den vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent berappen müssen – wegen der Energiekrise mit exorbitanten Preisaufschlägen hatte die Bundesregierung den Satz zum Zwecke der Entlastung der Verbraucher auf vorübergehend auf 7 Prozent gesenkt. Den Berechnungen von Verivox zufolge ist allein durch die 19 Prozent das Preisniveau rechnerisch um rund 11 Prozent nach oben gedrückt worden.

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Auch die Speicherumlage erhöht pro Kilowattstunde

Zweiter Punkt: Die Organisation Trading Hub Europe (THE), die dafür verantwortlich ist, die Versorgung mit Gas zu sichern, hat beschlossen, die sogenannte Speicherumlage zum 1. Juli von 0,186 Cent pro kWh auf 0,25 Cent anzuheben. Diese Abgabe wurde im Oktober 2022 eingeführt, um zusätzliche Aufwendungen zur Verhinderung von Lieferengpässen zu finanzieren – das Akkumulieren für die Winterzeit in unterirdischen Reservoiren spielt dabei eine maßgebliche Rolle

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„Nach den Rekordpreisen des Jahres 2022 sind die Gaspreise im Jahr 2023 stetig gesunken. Die Rückkehr zum vollen Mehrwertsteuersatz und anziehende Großhandelspreise haben diesen Trend gestoppt. Die Anhebung der Gasspeicherumlage erhöht das Gaspreisniveau weiter um knapp ein Prozent“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, dem RND.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat im April für den europäischen Großhandel mit Erdgas in diesem Jahr noch einen durchschnittlichen Preis von knapp unter 3 Cent pro Kilowattstunde prognostiziert. Aktuell liegt die Notierung am wichtigsten Handelsplatz für den Kontinent (TTF) mit rund 3,4 Cent aber deutlich über dieser Prognose. Das Preistief für die vergangenen zwei Jahre wurde indes mit nur 2,3 Cent Ende Februar markiert.

Ab Januar: Mehrwertsteuer auf Gas soll wieder steigen

Nach Plänen der Bundesregierung soll die Mehrwertsteuer auf Gas vorzeitig wieder auf den regulären Satz steigen, also von jetzt 7 Prozent auf 19 Prozent.

Mit dem Angriff auf die Ukraine wurde der Gaspreis instabil

Storck schätzt, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist: „Trotz des sommerlichen Wetters gehen wir davon aus, dass die Großhandelspreise für Erdgas und damit auch die Angebote für Haushalte eher steigen als sinken werden.“

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Früher, als Europa noch mit russischem Pipelinegas weitgehend versorgt wurde, waren die Notierungen extrem stabil. Mit dem Angriff auf die Ukraine hat sich die Lage radikal geändert. Der Großhandel hängt nun stark von verflüssigtem Erdgas (LNG) ab, das auf dem Weltmarkt eingekauft werden muss. Und hier schwanken die Notierungen heftig. So haben die jüngsten Aufschläge nach Einschätzung von Rohstoffhändlern mit diversen Ereignissen in Asien zu tun: Japan und Südkorea kaufen verstärkt Gas, um ihre Speicher zu füllen. Zugleich gibt es Unterbrechungen bei der Gewinnung von LNG in Australien und Malaysia. Ein weiterer Faktor ist eine Hitzewelle in Südostasien: Das bedeutet nämlich, dass die dort weit verbreiteten Klimaanlagen auf Hochtouren laufen und dafür wird elektrische Energie benötigt, die auch mit Erdgas hergestellt wird.

Allein schon die hohe Volatilität bei den Einkaufspreisen hat Einfluss auf die Kosten für die Verbraucher. Denn Stadtwerke und andere Versorgungsunternehmen müssen die Endkundenpreise tendenziell höher justieren, da unklar ist, zu welchen Konditionen künftige Lieferverträge abgeschlossen werden.

Zu dieser neuen Unsicherheit passt, dass es laut Verivox derzeit hohe Preisunterschiede gibt. Der durchschnittliche Grundversorgungstarif liege für Mai bei 14,29 Cent, was für den Musterhaushalt Kosten von 2858 Euro per annum bedeutet. Fast nur halb so hoch liege das aktuell günstigste Angebot mit Preisgarantie: Es werden nur 7,9 Cent fällig, was Jahreskosten von knapp 1600 Euro bedeutet – was zugleich zeigt, wie hochaktuell die Sparpotenziale für private Haushalte sind.

Verivox bietet Übersichten und Analysen unterschiedlicher Tarife, unter anderem für Strom und Gas. Diese sind für Verbraucherinnen und Verbraucher kostenlos. Durch einen Abschluss über Verivox bekommt das Portal in der Regel allerdings eine Provision.



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