Es sieht so harmlos aus. Der Dax, mit dem sich die Stimmungslage an der Börse nun mal am einfachsten beschreiben lässt, begann die Woche etwas über 18.100 Punkten und beendete sie bei rund 18.000. Dazwischen lagen zwar gut 300 Punkte Schwankungsbreite, aber trotzdem: Es geht seitwärts.

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Jedenfalls in der Summe. Für die Einzelwerte sieht das ganz anders aus. Da gibt es ein paar Feste zu feiern, das eine oder andere Drama zu besichtigen und Nervenproben sowieso. Fangen wir mit den Schrecklichkeiten an: Der Autovermieter Sixt hat nach einem Vorsteuerverlust im ersten Quartal die Gewinnprognose für dieses Jahr gesenkt. Schwache Konjunktur wird beklagt, Rückenwind im zweiten Halbjahr versprochen. Hoffentlich auch für den Kurs: Er rauschte im M-Dax augenblicklich um mehr als zehn Prozent abwärts.

Ähnlich war es am Donnerstag Hugo Boss ergangen, wo anfangs ordentlich wirkende Zahlen bei näherer Erklärung einen Makel bekamen: Das Geschäft in China ist geschrumpft. Das änderte zwar nichts an der Prognose für den Rest des Jahres, aber der Kurs rutschte um neun Prozent und konnte sich danach nur leicht erholen.

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Die Deutsche Bank verbreitete mit ihren Zahlen noch Freude. Der Kurssturz kam kurz darauf, nachdem ihren Juristen leicht verspätet ein Rechtsrisiko von 1,3 Milliarden Euro aufgefallen war – frühere Postbank-Aktionäre könnten Anspruch auf Schadensersatz haben. Auch Autokonzerne und Zulieferer gehörten nach enttäuschenden Zahlen zu den Verlierern der Woche, vor allem Porsche, Stellantis und Schaeffler.

Hamburger Biotech-Unternehmen Evotec mit Nervenprobe

Insgesamt aber läuft die Berichtssaison nicht schlecht und bringt den jeweiligen Aktien zum Teil Wochengewinne von zehn Prozent. Vonovia überraschte positiv, und überhaupt war es eine Woche der Immobilienwerte. Im M-Dax gehören TAG Immobilien, Aroundtown und LEG Immobilien zu den Gewinnern. Henkel schaffte allein am Freitag dank einer leicht erhöhten Umsatzprognose ein Plus von sieben Prozent. Auch an Windkraft trauen sich Anleger wieder heran, zum Beispiel Nordex und Siemens Energy.

Und dann sind da noch die Nervenproben. Evotec, zum Beispiel. Das Hamburger Biotech-Unternehmen hat zuletzt einen Hackerangriff, einen hektischen Chefwechsel und eine ziemlich vage Geschäftsprognose zur Unterhaltung beigetragen. Die Folge ist eine Halbierung des Börsenwerts in diesem Jahr, ein Großteil davon am 23. April – die Sache mit der Prognose.

Jetzt hoffen Mutige auf die Wende und darauf, dass die zahlreichen Leerverkäufer mit ihrer Wette auf fallende Kurse in Bedrängnis kommen. Sie müssten dann ganz schnell ganz viele Evotec-Aktien kaufen, und nichts lässt Kurse explodieren wie ein solcher Short Squeeze. Rund fünf Prozent Kurserholung in dieser Woche sehen aber noch nicht wirklich danach aus.

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Stefan Winter ist leitender Wirtschaftsredakteur des RND. Er schreibt an dieser Stelle wöchentlich über Börse, Finanzmarkt, Aufstieg und Fall der Kurse – und über die Unternehmen dahinter.



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