Gaborone/Berlin. Der Präsident Botsuanas, Mokgweetsi Masisi (61), hat die Bundesregierung dazu aufgefordert, 20.000 Elefanten aus seinem Land in Deutschland aufzunehmen. „Das ist kein Scherz“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Hintergrund seiner Forderung ist, dass Deutschland neben anderen EU-Staaten die Einfuhr von Wildtier-Jagdtrophäen verbieten möchte, was im südafrikanischen Staat Armut und Wilderei fördern würde. Zudem herrsche in Botsuana eine Überpopulation von Elefanten.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Er meine es „todernst“, sagte Masisi der Zeitung weiter. Es sei ihm nämlich auch ernst, wie in seinem Land Menschen von Elefanten totgetrampelt, Ernten vernichtet, Dörfer verwüstet würden. Durch die Jagd könnte der Bestand gesteuert werden. Masisis Angaben zufolge stellt Botsuana 40 Prozent seiner Landfläche für Wildtiere zur Verfügung.

Elefanten trinken Wasser im Chobe-Nationalpark in Botsuana. In dem südafrikanischen Land herrscht nach Angaben von Botsuanas Präsident eine Überpopulation von Elefanten.

Elefanten trinken Wasser im Chobe-Nationalpark in Botsuana. In dem südafrikanischen Land herrscht nach Angaben von Botsuanas Präsident eine Überpopulation von Elefanten.

Der Präsident erklärte weiter, Botsuana habe bereits 8000 Elefanten an Angola verschenkt, weitere Tiere sollen nach Mosambik abgegeben werden. „Und genauso möchten wir ein solches Angebot hiermit der Bundesrepublik Deutschland machen. Wir akzeptieren kein Nein“, sagte Masisi der „Bild“-Zeitung.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Botsuanas Präsident attackiert Lemke und Grüne

Er forderte, die Elefanten in Deutschland frei herumlaufen zu lassen. „Das deutsche Wetter ist schlimm genug für sie“, so der Präsident. Er wolle „herausfinden, wie es Frau Lemke damit ergeht“, sagte er in Richtung der Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). „Es ist sehr einfach, in Berlin zu sitzen und eine Meinung zu haben zu unseren Angelegenheiten in Botsuana. Wir zahlen den Preis dafür, dass wir diese Tiere für die Welt erhalten – und sogar für Lemkes Partei. Wenn ihr sie so mögt, dann nehmt bitte dieses Geschenk von uns an. Ihr sollt so mit den Tieren zusammenleben, wie ihr es uns vorzuschreiben versucht.“

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).

Umweltminister lädt Lemke nach Botsuana ein – die lehnt ab

Botsuanas Minister für Umwelt und Tourismus, Dumizweni Mthimkhulu, appellierte bereits in der vergangenen Woche bei einem Besuch in Berlin an die Bundesregierung, keine Verschärfungen zur Einfuhr von Jagdtrophäen aus afrikanischen Ländern zu beschließen. Er habe mit Lemke gesprochen und sie eingeladen, nach Botsuana zu reisen, um sich die Lage vor Ort anzuschauen, erklärte Mthimkhulu am 27. März bei einer Pressekonferenz in Berlin. Die Ministerin habe daraufhin gesagt, sie habe leider keine Zeit, nach Afrika zu reisen. „Es ist aber extrem wichtig, dass sie das tut“, bekräftigte er.

Die Regierung Botsuanas ist angesichts der Bestrebungen in einigen europäischen Ländern, die Einfuhr von Wildtier-Jagdtrophäen zu verbieten, sehr besorgt. Umweltminister Mthimkhulu betonte, dass die Praxis für die botsuanische Bevölkerung eine sehr wichtige Einkommensquelle sei. Etwa 50 Gemeinden würden pro Jahr mit umgerechnet rund zwei Millionen Euro von der Jagd profitieren. Mthimkhulu verwies auch auf die Überpopulation von Elefanten. Täglich werde ein Mensch von Wildtieren attackiert und mitunter getötet, erklärte er. Wenn Deutschland die Einfuhren von Trophäen beschränke, dann wirke sich dies direkt auf die botsuanische Bevölkerung aus, die davon etwa Schulgebühren finanziere.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Deutschland größter EU-Importeur von Jagdtrophäen international geschützter Tierarten

Tierschützer fordern seit langem Importverbote für Jagdtrophäen bedrohter Arten in die Bundesrepublik. Deutschland ist mit Abstand der größte Importeur von Jagdtrophäen international geschützter Tierarten in der EU. Nach vorläufigen Angaben des Bundesamts für Naturschutz gab es im vergangenen Jahr 650 Einfuhrvorgänge, davon entfielen unter anderem 231 auf Bergzebras, 109 auf Bärenpaviane und 26 auf Afrikanische Elefanten.

Vor knapp zwei Jahren hatte Lemke angekündigt, die Importe nach Deutschland weiter einschränken zu wollen. Eine Gesetzesinitiative der Bundesregierung dazu liegt aber nach wie vor nicht vor. Auch der botsuanische Umweltminister erklärte, er habe in seinen Gesprächen mit der Bundesregierung nicht den Eindruck gehabt, dass die Bundesregierung hierzu etwas beschließen werde. Dafür sei er sehr dankbar. Zuvor war er auch nach Großbritannien und Frankreich gereist, um sein Anliegen vorzutragen.

Hauptstadt-Radar

Der RND-Newsletter aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Das belgische Parlament hatte im Januar einstimmig beschlossen, die Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter Arten ins Land zu verbieten. Die Sorge der afrikanischen Länder ist groß, dass andere dem Beispiel folgen könnten. Erst Ende Februar hatte der namibische Umweltminister einen scharfen Brief an Ministerin Lemke verfasst, in dem er jegliche Einfuhrbeschränkungen als „unrechtmäßig“ und „neo-koloniale Einmischung“ in innere Angelegenheiten verurteilte.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Bundesumweltministerium: Lemke will Einladung nach Botsuana nachkommen

Das Umweltministerium teilte zum Besuch des botsuanischen Ministers auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass sich die beiden Minister in einem „offenen und konstruktiven Gespräch“ ausgetauscht hätten. Die Ministerin habe durchaus signalisiert, dass sie der Einladung nach Botsuana nachkommen werde, sofern sich eine Gelegenheit ergebe.

Zugleich bekräftigte das Ministerium seine kritische Haltung zur Trophäenjagd: Bislang könnten Jagdtrophäen vieler international geschützter Arten wie Krokodile, Zebras, Giraffen ohne eine Einfuhrgenehmigung, also ohne Prüfung auf nachhaltige oder möglicherweise illegale Jagd, nach Deutschland und Europa eingeführt werden, heißt es in der Stellungnahme. Viele dieser Tierarten seien vom Aussterben bedroht oder gefährdet.

Deutschland stehe als einer der größten Importeure in der „besonderen Verantwortung, das Möglichste zu tun, um die Nachhaltigkeit und Legalität der Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Arten nach Deutschland sicherzustellen“.

Auf EU-Ebene führe die Bundesregierung daher Gespräche mit dem Ziel, die Einfuhrgenehmigungspflicht der EU-Artenschutzverordnung auf weitere Jagdtrophäen geschützter Tiere auszuweiten. Wie viele Tiere das künftig betreffen könnte, sei noch Gegenstand der Verhandlungen. Deutschland setze sich aber für eine „zügige Entscheidungsfindung“ ein.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

RND/nis/dpa



Source link www.ostsee-zeitung.de