Eine starke Stimme für den Freistaat ins Europäische Parlament einbringen, das wollen wohl alle bayerischen Bewerber für die Europawahlen. Doch nicht jeder von ihnen hat die gleichen Chancen dafür. Das liegt am Wahlsystem – und an der Platzierung auf der jeweiligen Parteiliste.

Dank Umfragen für den 9. Juni ist aber bereits abzusehen, wer bayerische Interessen in Brüssel und Straßburg vertreten darf.

Manfred Weber soll für die CSU ein starkes Ergebnis bestätigen

Weil die CSU nur in Bayern wählbar ist, ist für das CSU-Ergebnis entscheidend, wie viele Gesamtstimmen die Partei im bundesweiten Vergleich holt. 2019 holten die Christsozialen dank Manfred Weber, der sich für das Amt des Kommissionspräsidenten bewarb, starke 6,3 Prozent. Ob dies heuer ohne den “Weber-Effekt” genauso sein wird, bleibt abzuwarten. Jüngste Wahlumfragen sehen die CSU allerdings stabil über 40 Prozent in Bayern, was bundesweit ungefähr sechs Prozent entspricht.

Manfred Weber, Spitzenkandidat der CSU für die Europawahl.
Manfred Weber, Spitzenkandidat der CSU für die Europawahl.
© EP
Manfred Weber, Spitzenkandidat der CSU für die Europawahl.

von EP

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Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass die ersten fünf CSU-Listenkandidaten auf jeden Fall ins EU-Parlament einziehen werden. Das sind Manfred Weber aus Wildenberg (Kreis Kelheim), Angelika Niebler aus Vaterstetten (Kreis Ebersberg), Christian Doleschal aus Brand (Kreis Tirschenreuth), Monika Hohlmeier aus Bad Staffelstein (Kreis Lichtenfels) und Markus Ferber aus Schwabmünchen (Kreis Augsburg). Sie sitzen bereits im Europa-Parlament.

Für den Listensechsten, Stefan Köhler aus Wiesen (Kreis Aschaffenburg) – er käme neu ins EU-Parlament -, sieht es ebenfalls gut aus. Abzuwarten ist auch, wie es um die parlamentarische Zukunft von Hohlmeier bestellt ist. Sie unterbrach zuletzt ihren Wahlkampf wegen einer schweren Erkrankung.

Nur Maria Noichl hat ihren Platz sicher: Wenig aussichtsreiche Positionen für Bayern bei der SPD

Die SPD schickt auf ihrer Bundesliste wenige Bayern auf aussichtsreichen Positionen ins Rennen. Maria Noichl (Rosenheim), die seit 2014 im EU-Parlament sitzt, kann auf Rang drei bereits jetzt ihre nächste Legislatur planen.

Maria Noichl, auf Platz drei der Bundesliste der SPD für die Europawahl.
Maria Noichl, auf Platz drei der Bundesliste der SPD für die Europawahl.
© Mathieu Cugnot
Maria Noichl, auf Platz drei der Bundesliste der SPD für die Europawahl.

von Mathieu Cugnot

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Für den nächstbestplatzierten Bayern, den Regensburger MdEP Thomas Rudner, der 2023 für den ausscheidenden Ismail Ertug (Amberg) nachrückte, würde es auf Listenplatz 16 angesichts Umfragen um 16 Prozent für die SPD gerade noch reichen.

Einen Platz sicher haben im EU-Parlament wird auch die Landesbäuerin der Frauengruppe des bayerischen Bauernverbands, Christine Singer aus Spatzenhausen (Kreis Garmisch-Partenkirchen). Sie führt die Liste der Freien Wähler an. Angesichts von Umfragewerten ihrer Partei um die drei Prozent wird Singer ihre Vorgängerin Ulrike Müller als bayerische Freie-Wähler-Europaabgeordnete ablösen. Weitere aussichtsreiche bayerische Freie-Wähler-Kandidaten gibt es nicht.

Skandal um Petr Bystron: Schmiergeldverdacht bei der AfD

Die AfD wird derzeit wegen Anschuldigungen gegen ausgerechnet einen aussichtsreichen bayerischen Listenkandidaten erschüttert: Der Münchner Petr Bystron, auf Listenplatz zwei eigentlich gesetzt fürs EU-Parlament, wird verdächtigt, Schmiergelder aus Russland erhalten zu haben. Der Fortgang ist offen. Der weitere aussichtsreiche bayerische Kandidat, Markus Buchheit aus Pollenfeld (Kreis Eichstätt), wird ziemlich sicher wieder ins Europa-Parlament einziehen.

Für die Grünen geht Andie Wörle aus Halblech (Kreis Ostallgäu) auf Platz 16 ins Rennen. Sie hat jedoch angesichts Umfragewerten von um die 13 Prozent für die Grünen nur Außenseiterchancen.

Andie Wörle, auf Platz 16 der Grünen-Liste für die Europawahl.
Andie Wörle, auf Platz 16 der Grünen-Liste für die Europawahl.
© Sonja Herpich für Grüne BY
Andie Wörle, auf Platz 16 der Grünen-Liste für die Europawahl.

von Sonja Herpich für Grüne BY

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Genauso geht es dem einzigen bayerischen Kandidaten auf den vorderen Plätzen der FDP-Liste, Phil Hackemann (München). Er hat Listenplatz sieben, seine Partei erreicht in Umfragen derzeit drei Prozent.

Phil Hackemann, Listenplatz 7 der FDP für die Europawahl.
Phil Hackemann, Listenplatz 7 der FDP für die Europawahl.
© FDP Bayern
Phil Hackemann, Listenplatz 7 der FDP für die Europawahl.

von FDP Bayern

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Spannend wird es für den durch Kritik an Corona-Maßnahmen bekannt gewordenen ehemaligen Leiter des Gesundheitsamts Aichach-Friedberg, Friedrich Pürner, der auf Listenplatz sechs für das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht antritt. Dieses erreicht in Umfragen derzeit zwischen fünf und sechs Prozent.

Außenseiterchancen für ÖDP-Vertreter

DieBasis, eine Partei, die ebenfalls im Kontext der Corona-Proteste entstanden ist, tritt mit einer Bayerin auf Listenplatz eins an: Isabel Graumann aus Reimlingen (Kreis Donau-Ries). Nur Außenseiter-Chancen hat hingegen der Münchner Michael Stöhr, der auf Platz zwei der ÖDP-Liste antritt, angesichts etwa einem Prozent seiner Partei in den Umfragen, genauso wie Lukas Küffner (Nürnberg) auf Platz drei der Liste der Piratenpartei.

Niklas Stadelmann aus Burgkunstadt (Kreis Lichtenfels), Zweiter der Deutschland-Liste des konservativ-liberalen Bündnis Deutschland, tritt mit ähnlicher Ausgangsposition an. Die Linke, Volt, Tierschutzpartei, Die Partei, die Familienpartei oder auch die erstmals antretende Liste der Letzten Generation haben keinen aussichtsreichen bayerischen Kandidaten auf ihren Listen positioniert.





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