Konflikt-Spezialist Michalski: Elitekämpfer statt Raufbolde: Die erschreckende Evolution der Hooligans

  • E-Mail

  • Teilen




  • Mehr
  • Twitter



  • Drucken



  • Fehler melden


    Sie haben einen Fehler gefunden?

    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.

    In der Pflanze steckt keine Gentechnik

    Aber keine Sorge:
    Gentechnish verändert

    sind die

Mittwoch, 19.06.2024, 09:11

Die Unterwelt des Fußballs wandelt sich – von einfachen Schlägereien zu einer erschreckenden Professionalität. Konflikt-Spezialist Christoph Maria Michalski beleuchtet, wie tief die Wurzeln der Gewalt reichen.

Wie hat sich das Hooligan-Phänomen in den letzten Jahren verändert und professionalisiert?

Das Hooligan-Phänomen hat sich in den letzten Jahren dramatisch gewandelt und eine beängstigende Professionalität erreicht. Früher waren Hooligans einfach nur betrunkene Raufbolde.

Heute sind sie organisierte, gut trainierte Kämpfer. Mit verschlüsselten Messaging-Apps wie Telegram und geheimen Foren planen sie ihre Aktionen minutiös. In verschiedenen Ländern gibt es sogar regelrechte Trainingslager, in denen Hooligans sich wie Soldaten auf die „Schlacht“ vorbereiten. Das ist nicht nur eine sportliche Betätigung – das ist militärische Präzision.

Diese Professionalisierung bedeutet, dass wir es nicht mehr mit einfachen Schlägern zu tun haben, sondern mit paramilitärischen Einheiten, die strategisch vorgehen.

Über den Experten Christoph Michalski

Christoph Maria Michalski ist „Der Konfliktnavigator“, Vortragsredner und Coach für Entscheidungsträger im Beruf. Es gibt zwar viele Instrumente für eine bessere Kommunikation, aber kein System, wie diese Werkzeuge konkret angewendet werden können. Dafür hat er KonfliktFLOW entwickelt – 6 Wegpunkte als Checkliste für eine erfolgreiche Vorgehensweise. Die Grundzüge dieser Idee hat er 2018 in „Die Konflikt-Bibel“ veröffentlicht. Als Marathonläufer weiß er, dass Erfolg das Ergebnis eines kontinuierlichen Trainings ist.

Inwiefern überschneidet sich der Hooliganismus mit rechtsextremen Strukturen und wie ist die Organisation innerhalb dieser Gruppen?

Hooliganismus und Rechtsextremismus sind oft untrennbar miteinander verbunden. In vielen Ländern sind Hooligan-Gruppen die Fußsoldaten rechtsextremer Ideologien. Ein erschreckendes Beispiel ist die „Nordische Widerstandsbewegung“ in Schweden, die sowohl in rechtsextremen als auch in Hooligan-Kreisen aktiv ist. Diese Gruppen organisieren sich wie kleine Armeen: mit klaren Hierarchien, strikten Regeln und einer fanatischen Ideologie.

Psychologisch gesehen bietet der Hooliganismus eine Art von Gemeinschaft und Zugehörigkeit, die in einem zunehmend individualisierten und unsicheren sozialen Umfeld attraktiv ist. Die Gewalt wird zum Ventil für tiefsitzende Frustrationen und Aggressionen.

Welche Rolle spielen private Fitnessstudios, Kampfsport-Events und Ausrüster-Firmen in der Hooligan-Szene?

Fitnessstudios und Kampfsport-Events sind die neuen Rekrutierungszentren der Hooligan-Szene. In einzelnen Städten gibt es Fitnessstudios, die fast ausschließlich von Hooligans frequentiert werden. Hier wird nicht nur trainiert, sondern auch rekrutiert und radikalisiert.

Psychologisch gesehen bieten diese Orte eine Umgebung, in der Stärke und Dominanz gefeiert werden – Ideale, die perfekt zum Hooligan-Mindset passen. Ausrüster-Firmen, die spezielle Kampfsportausrüstung und Kleidung anbieten, verstärken dieses Milieu. Bestimmte Marken der Szene sind nicht nur modische Statements, sondern Symbole einer gewaltbereiten Subkultur.

Mehr vom EXPERTS Circle

Es ist Usus, dass unsere Kinder unser Vermögen erst mit unserem Tod erhalten. Wenn wir sterben, bekommen sie eine mehr oder weniger große Summe. Aber warum erst so spät? Gäbe es nicht einen besseren Zeitpunkt?

Das häufiger negativer Stress schlecht für die Gesundheit ist, ist kein Geheimnis. Doch wie können Sie das ändern? Kardiologin Melanie Hümmelgen erklärt, wie Sie in wenigen Schritten Ihr Stressmanagement verbessern und so Herz und Psyche stärken.

Wie sind Hooligans international vernetzt und welche Auswirkungen hat dies auf die Gewaltbereitschaft bei Fußballspielen?

Hooligans sind global vernetzt wie nie zuvor. Über Social Media und spezialisierte Foren tauschen sie Taktiken aus und verabreden sich zu internationalen „Freundschaftsspielen“, bei denen es darum geht, welche Gruppe die härteren Schläger stellt.

Bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich konnten wir die brutalen Konsequenzen dieser Vernetzung beobachten, als russische Hooligans in einer nie zuvor gesehenen Brutalität gegen englische Fans vorgingen.

Psychologisch verstärkt die internationale Vernetzung den Gruppenzwang und das Bedürfnis, sich immer gewalttätiger zu beweisen. Die Gruppe bietet Schutz und gleichzeitig den Ansporn, die eigenen Grenzen der Gewaltbereitschaft immer weiter zu verschieben.

Welche Maßnahmen werden getroffen, um gewaltbereite Fans bereits bei der Einreise zu identifizieren und abzuwehren?

Zur Abwehr gewaltbereiter Fans setzen Länder auf High-Tech und internationale Kooperation. Gesichtserkennungstechnologien an Flughäfen und Bahnhöfen, verbunden mit Datenbanken bekannter Hooligans, sollen potenzielle Gewalttäter frühzeitig identifizieren. Großbritannien nutzt das „Football Banning Orders Authority“ (FBOA), um Personen mit Stadionverbot zu überwachen und ihre Ausreise zu internationalen Spielen zu verhindern. Diese Maßnahmen sind effektiv, aber auch umstritten, da sie tief in die Privatsphäre eingreifen.

Psychologisch betrachtet, verstärken solche Maßnahmen bei den Hooligans das Gefühl der Rebellion und das „Wir gegen die“-Gefühl, was wiederum ihre Gewaltbereitschaft anstachelt.

Podcast „Zoff´n Zucker – Konflikte sind sexy!“ von Christoph Maria Michalski (Anzeige)

Zoff´n Zucker – Konflikte sind sexy. Der Sound-Snack von Christoph Maria Michalski. Er macht somit das Schwierige möglich: Glücklich leben mit Konflikten. Mit interessanten Gästen, an ungewöhnlichen Orten, zu kuriosen Anlässen – mitten aus dem Leben.

Inwiefern kann der Ausschank von Leicht-Bier zur Deeskalation beitragen und warum reicht diese Maßnahme allein nicht aus?

Der Ausschank von Leicht-Bier kann eine vorübergehende Linderung bringen, da weniger Alkohol tendenziell zu weniger Aggression führt. Doch diese Maßnahme ist bestenfalls ein Pflaster auf einer klaffenden Wunde. Hooligans kommen nicht wegen des Alkohols, sondern wegen der Gewalt.

Psychologisch gesehen dient der Alkohol nur als Enthemmungsmittel, nicht als Ursache der Gewalt. Viele Hooligans bereiten sich nüchtern und gezielt auf ihre Aktionen vor.

Daher müssen umfassendere Maßnahmen ergriffen werden: Präventive Polizeiarbeit, soziale Programme zur Deradikalisierung und eine konsequente Strafverfolgung. Nur durch ein breit angelegtes Vorgehen kann die tief verwurzelte Gewaltkultur nachhaltig bekämpft werden.

Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.





Source link www.focus.de