Lübeck. Als es vollbracht ist, dreht sich Janik Schrader um, geht auf Dennis Klockmann zu und umarmt ihn. So lange, so innig, als ob er den zum Saisonende scheidenden Torhüter auf ewig festhalten wollte. Der 41-jährige Oldie war – wie schon eine Woche zuvor – der Matchwinner. Nach 15 Minuten eingewechselt, war er die Wand zwischen den Pfosten. 17 Paraden, drei abgewehrte Siebenmeter, nahezu die Hälfte aller Bälle abgewehrt. Dank Super-Klockmann feierte der VfL Lübeck-Schwartau einen 31:28 (14:10)-Erfolg über den TV Hüttenberg, der siebte Heimsieg in Folge seit Ende November. Doch es war ein hartes Stück Arbeit, nach guter erster Halbzeit und 1:7-Fehlstart nach der Pause. Ein Sieg der Moral, der Leidenschaft, getragen von 1646 Zuschauern. Die Hansehalle ist in der 2. Handball-Bundesliga wieder eine Festung. Spitzenreiter Potsdam, der in zwei Wochen in Lübeck seine Aufstiegsparty feiern will, kann kommen.

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Röhrig: „Hälfte der Tore sind Eiertore“

Nur zehn gesunde Feldspieler. Egal! Torhüter Paul Dreyer, der zuletzt mit konstant guten Spielen verzückte, mit Fieber im Bett. Na und! Der VfL setzte auf die Trutzburg Hansehalle, in der er seit 134 Tagen unbezwungen ist. Und auf die Kraft der Fans, auch wenn die zunächst nur auf Sparflamme zündeten.

Das letzte VfL-Aufgebot schüttelte zunächst alle Widrigkeiten ab. Youngster Ole Hagedorn drehte auf, erzielte drei der ersten vier Tore. Doch Hüttenberg, das Original aus Mittelhessen, hielt gegen. Auch, weil dem VfL in der Abwehr nach guten, zupackenden Sequenzen der finale Zugriff fehlte und vorn gute Möglichkeiten weggeworfen wurden. Mal scheiterte Lennart Leitz im Tempogegenstoß oder am Pfosten, dann Leon Ciudad frei vom Kreis oder Jan-Eric Speckmann von der Siebenmeterlinie.

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Ex-Schwartauer Versteijnen auf der Tribüne

Die Quittung: Schwartau lag zurück (3:5/9.). David Röhrig setzte nach gut 20 Minuten den ersten „Break“. „Die Abwehr ist mega, die Hälfte der Tore sind Eiertore“, sagte der Coach in der Auszeit, monierte aber nach Ballgewinnen den fehlenden Blick nach vorn. „Da hatten wir drei Möglichkeiten.“ Doch das Spiel blieb zäh. Der VfL musste um jeden Zentimeter, jedes Tor kämpfen, hatte aber Dennis Klockmann. Für den glücklosen Nils Conrad eingewechselt, war sein zweiter parierter Siebenmeter wie ein Signal. Plötzlich lief es. Paul Skorupa netzte nach einer Klockmann-Parade per zweiter Welle (10:8/24.).

Und Hüttenberg-Coach Stefan Kneer war stinksauer: „Richtig Scheiße ist das, was wir im Angriff machen. Macht das Spiel breit und nehmt Anlauf“, schnauzte der Ex-Nationalspieler sein Team an. Doch der VfL zog weiter weg – 14:10 zur Pause. Und ein Ex-Schwartauer schaute auf der Tribüne begeistert zu: Niels Versteijnen. „Ich sag nur ein Wort: Klocki. Er zeigt, dass er für den VfL immer noch wichtig ist“, sagte der in Lemgoer Erstliga-Diensten stehende holländische Nationalspieler, der mit seiner in Hamburg lebenden Freundin auf Lübeck-Besuch ist. Und er war sich sicher: „Das wird was, wenn es im Angriff weiter so gut läuft.“

Hüttenberg dreht in acht Minuten das Spiel

Lief es nicht. Nach fünf Minuten, viel zu schnellen Abschlüssen und zu vielen Fehlern (zweiter Siebenmeter vergeben) war der Vorsprung wieder aufgebraucht. Hüttenberg hatte in nicht mal acht Minuten das Spiel gedreht, führte nach einem 7:1-Lauf mit 17:15. „Ruhig Männer. Wir haben drei Hundertprozentige verworfen. Wir müssen uns das cool erarbeiten“, mahnte Röhrig. Nach einem „Eiertor“, einem Weber-Dreher aus totem Winkel und zwei Pfostenwürfen (Bruhn, Löfström) drohte das Spiel zu entgleiten.

Die Statistik zum Spiel

VfL Lübeck-Schwartau: Conrad (2 Paraden), Klockmann (17/3 Paraden) – Leitz, Hagedorn 4, Löfström, Skorupa 4, Blaauw 4/1, Ciudad 3, Schrader 4, Speckmann 6/4, Geenen, Bruhn 6.

TV Hüttenberg: Böhne (14/2 Paraden), Ritschel, Rüspeler – Schwarz 4, Kirschner, Ohl, Weber 11/2, Reichl 3, Rüdiger 6, Hofmann, Klein, Kompenhans, Scheibel, Schreiber, Kuntscher 4.

Siebenmeter: 7/5 (Speckmann scheitert an Böhne, Blaauw verwirft) – 5/2 (Kirschner, Weber und Hofmann scheitern an Klockmann)

Zeitstrafen: 3 – 3. Rote Karte: – / Klein (49.)

SR.: Müller/Müller

Zuschauer: 1646

Spielfilm: 3:1 (5.), 4:5 (9.), 7:7 (15.), 10:8 (24.), 14:10 (HZ) – 15:17 (38.), 23:21 (51.). 26:26 (56.), 31:28.

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Doch der VfL kämpfte sich zurück. Nachdem Hüttenbergs Johannes Klein Jasper Bruhn im Konter in der Luft ausgebremst hatte und dafür die Rote Karte sah, war Schwartau wieder im Spiel (23:21/51.). Doch es blieb ein wildes Hin und Her. Die bange Frage: Reicht die Kraft? Ja, weil Klockmann den Kasten jetzt vernagelte, das Plus hielt. Nachdem er seinen dritten Siebenmeter parierte, stand die Hansehalle geschlossen auf. Als Speckmann per Siebenmeter 118 SEkunden vor Schluss zum 29:26 traf, war der Deckel drauf.

LN



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