Braunschweig/Rostock. Der Bass war so laut, dass im nahe gelegenen Pressekonferenzraum beinahe die Wände wackelten. Aus der Kabine des FC Hansa tönte nach dem eminent wichtigen 1:0-Sieg am Freitag (8. März) bei Eintracht Braunschweig laute Mallorca-Partymusik. Die Rostocker verbesserten sich durch den insgesamt verdienten Dreier auf Relegationsrang 16. Mit ihrem ersten Erfolg nach fünf Partien wächst die Hoffnung auf den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga.
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Entsprechend gelöst war die Stimmung bei den Profis des Koggenklubs. Doch sie machten auch klar: Das kann nur ein Anfang gewesen sein. „Heute können wir diesen unfassbar wichtigen Schritt genießen. Morgen geht es weiter. Wir dürfen uns auf gar keinen Fall darauf ausruhen, sondern müssen es bestätigen“, sagte Kevin Schumacher, der in der 72. Spielminute nach präziser Flanke von Kai Pröger von der rechten Seite auf den zweiten Pfosten das Tor des Tages erzielte.
Ungewohnt: Kevin Schumacher trifft per Kopf für Hansa Rostock
An sein zuvor letztes Kopfballtor konnte sich der 26-Jährige nicht mehr erinnern. „Das ist schon sehr lange her. Als ich gesehen habe, dass der Ball reingefallen ist, war das pure Erleichterung, ein Brustlöser. Am Ende hat die Mannschaft gewonnen, die den meisten Willen hatte und sich am meisten ins Spiel reingefightet hat. Das waren wir. Mich freut es für die Mannschaft und den Verein extrem.“ Er hoffe, der ersehnte Erfolg bringe ihm und dem Team mehr Selbstvertrauen vor den verbleibenden neun Begegnungen.
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Hansas Abwehrchef Damian Roßbach lobte Schumacher. „Ich freue mich von ganzem Herzen für Kevin, weil er immer Gas gibt, ein geiler Typ ist und sich sowie die ganze Mannschaft belohnt hat.“ Insgesamt habe die Chemie gestimmt, es sei eine gute Energie in der Kabine, auf dem Platz und daneben gewesen.
FC Hansa lebt Zusammenhalt – Erinnerungen werden wach
„Wir waren nicht nur elf Krieger, sondern 20. Man muss immer das große Ganze sehen. Wir haben das im Kollektiv hinbekommen“, betonte der 31-Jährige. Immer wieder ging die komplette Rostocker Bank am Spielfeldrand mit. Neben den Trainern feuerten auch die Wechsler und Betreuer ihr Team an, jubelten enthusiastisch und forderten Schiedsrichter-Entscheidungen zugunsten der Gäste. „Das ist genau der Spirit, den wir brauchen. Es geht in dieser Liga nur mit einhundert Prozent Mentalität und Teamgeist.“
Hansa feiert nach dem Sieg gegen Braunschweig auf dem Platz.
Quelle: Lutz Bongarts
In der zweiten Hälfte hatten die bis dahin spielbestimmenden Rostocker zwar nicht mehr so viel Ballkontrolle. Aber sie ließen auch nach ihrer Führung nur eine wirklich brenzlige Situation zu, als Ex-Hanseat Andersen Lucoqui aus zwölf Metern frei zum Schuss kam, aber das Tor verfehlte (74.). „Wir haben immer wieder probiert, das Spiel nach vorne zu verlagern und nicht nur hinten im eigenen Strafraum zu verteidigen. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie bereit ist, sich dagegenzustemmen“, lobte FCH-Coach Mersad Selimbegovic. Insgesamt hätten diesmal viele Rädchen gut ineinandergegriffen, so der 41-Jährige, der erneut vier Startelfwechsel vornahm.
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Die Vorwochen mit nur zwei Punkten aus fünf Spielen, schlechten Leistungen und dem 0:3-Heimdebakel gegen Kaiserslautern als negative Höhepunkte hatten an den Rostocker Profis gezerrt. „Wir haben wirklich viele Gespräche geführt, aber es hat diese Woche gefruchtet“, sagte Roßbach. Hansa könne den Abend genießen und übers Wochenende durchpusten. „Aber wir brauchen nicht zu denken, dass nach einem Sieg wieder die Sonne für die nächsten drei, vier Wochen scheint. Danach müssen wir den Fokus auf Greuther Fürth legen. Wir haben im Vorjahr gesehen, was solch ein Sieg für ein Brustlöser sein kann.“
OZ