Langenhagen. Sie sitzt in ihrem Wohnzimmer, traurig und bedrückt. Ayser Dogan muss Ende April aus ihrer Wohnung ausziehen. Dabei ist die 56-Jährige erst im September in die zwei Zimmer an der Walsroder Straße in Langenhagen eingezogen.

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Die Kurdin ist auf die Unterstützung des Jobcenters angewiesen, weil sie keine Arbeit findet. Deshalb bekommt Dogan vom Jobcenter monatliche Unterhaltszahlungen und zudem die Miete für ihre 64 Quadratmeter große Wohnung bezahlt. Da die Miete aber wegen immer wieder fehlender Unterlagen ein halbes Jahr lang nicht auf dem Konto des Eigentümers ankam, muss Dogan nun die Wohnung verlassen.

Mieterin bezieht Wohnung

Im September war Dogan von Hannover aus nach Langenhagen gezogen. Eigentlich wollte sie in der Zwei-Zimmer-Wohnung mit dem Sohn ihrer Schwester, Ömer Cicek, wohnen. „Doch das hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt“, erzählt die 56-Jährige. Gleich als Dogan ihre vier Wände bezog, meldete sie sich beim Jobcenter am Brüsseler Platz in Langenhagen an. Dort verlangte eine Mitarbeiterin erstmals fehlende Unterlagen.

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Das Jobcenter benötigte zunächst, wie es in einem Brief schreibt, lückenlose Kontoauszüge der vergangenen drei Monate sowie die ausgefüllte „Anlage VM“, in der sie persönliche Angaben preisgeben musste. „Wir haben alles erledigt und die Papiere nachgereicht“, berichtet Altay Bischoff. Die 51-jährige Freundin hilft Dogan, die seit 1996 in Hannover lebte, bei verschiedenen Behördengängen und beim Ausfüllen des gesamten Papierkrams. In den vergangenen sechs Monaten sei eine Unmenge an Korrespondenz zusammengekommen.

Mieterin muss weitere Unterlagen vorlegen

Anschließend fehlten weitere Unterlagen. Ein Mitarbeiter des Jobcenters verlangte ferner den Mietvertrag. „Der musste nochmals eingereicht werden, weil ich nun allein in der Wohnung lebe, ohne meinen Neffen“, sagt Dogan. Der Vermieter hatte einen ganz neuen Vertrag aufgesetzt. Im ersten Mietvertrag verlangte er 790 Euro Warmmiete. Als sich herausstellte, dass Dogan allein dort wohnt, wurde der Mietvertrag auf 620 Euro inklusive Nebenkosten geändert.

Monate vergingen – die Miete kam beim Vermieter nicht an. Immer wieder suchten Dogan und Bischoff die Behörde am Brüsseler Platz auf. Einen positiven Bescheid gab es nicht. Da Dogan einen Minijob hat, verlangte das Jobcenter zudem den Nachweis über ihre Einkünfte und den Arbeitsvertrag. „Wir haben wieder alle Unterlagen hingebracht“, sagt die Freundin resigniert.

Jobcenter zahlt Miete sechs Monate später

Ende gut, alles gut. Dachte sich Dogan – denn im März hatte das Jobcenter endlich die Miete überwiesen. Lasko Werner, Sprecher des Jobcenters, teilte auf Nachfrage mit, dass die Miete im März, nachdem dann der neue Mietvertrag vorgelegen habe, an den Mieter rückwirkend ausgezahlt worden sei, so der Sprecher. Üblich sei die lange Bearbeitungszeit nicht, aber diese könne sich in die Länge ziehen, wenn Unterlagen fehlten.

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Auch die rückwirkende Überweisung durch das Jobcenter hat den Vermieter, der seinen Namen in der Zeitung nicht lesen möchte, keinesfalls positiv gestimmt. Im Gegenteil. Er hat Dogan gekündigt. Die 56-Jährige muss Ende April ausziehen. Ihm tue es leid, weil Dogan eine Freundin der Familie sei, sagt der Vermieter, aber er habe keine Lust mehr, der Miete so lange hinterherzulaufen. „Ich weiß, Frau Dogan kann nichts dafür“, sagt er. Der Stressfaktor sei ihm auf Dauer aber zu groß gewesen. Deshalb habe er die Wohnung nun auch verkauft. Er schaue sich für Dogan nach einer neuen Wohnung um, „aber wenn die Vermieter Jobcenter hören, winken sie gleich ab.“

Dieser Text erschien zuerst bei der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.



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