Die USA haben der Ukraine Militärhilfen im Wert von sechs Milliarden US-Dollar (5,6 Milliarden Euro) zugesagt. Anders als die Soforthilfen, wie ein vor wenigen Tagen verkündetes Hilfspaket im Wert von einer Milliarde Dollar, handelt es sich hierbei nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums um Neubeschaffungen aus der Industrie. Die Waffen werden daher erst in den kommenden Monaten und Jahren in der Ukraine eintreffen.

Demnach umfasst die Zusage vor allem langfristige Lieferungen von Munition für eine Reihe von Waffensystemen, die das ukrainische Militär bereits hat. Der US-Regierung zufolge geht es dabei etwa um Flugabwehrraketen für Luftverteidigungssysteme der Typen Patriot und Nasams, Munition für Himars-Raketenwerfer und Artilleriegeschosse sowie Kleinwaffen und Munition für sie.

“Wir wollen wirklich, dass die Ukraine Erfolg hat”

Zu den angekündigten Lieferungen gehören demnach aber auch Gefechtsfahrzeuge nicht genannter Typen, Radare, Drohnen und Drohnenabwehrgerät sowie Ausrüstung, die dabei helfen soll, westliche Flugabwehrsysteme in die ukrainische Luftverteidigung zu integrieren.

Dem Verteidigungsministerium zufolge werden diese langfristig angelegten Lieferungen mit Mitteln aus dem Finanzierungsrahmen für Ukraine-Hilfen in Höhe von gut 60 Milliarden Dollar bezahlt. Die vergangene Woche nach monatelanger Verzögerung freigegebene Gesetz sah neben einer Finanzierung für Soforthilfen auch Mittel für die Neubestellungen vor. Mit den nun angekündigten Zusagen im Wert von sechs Milliarden Dollar schöpft die US-Regierung diesen mit insgesamt fast 14 Milliarden Dollar ausgewiesenen Posten nahezu zur Hälfte aus.

“Dies ist das größte Paket zur Unterstützung der Sicherheit, das wir bislang bereitgestellt haben”, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nach einer Videokonferenz der Ukraine-Unterstützergruppe im sogenannten Ramstein-Format. “Wir wollen wirklich, dass die Ukraine Erfolg hat.” Die US-Regierung werde alles tun, um die Lieferungen, deren Tempo von der Industrie abhängt, zu beschleunigen.

Erste US-Waffenlieferungen seit Monaten

Die Finanzierung von 60 Milliarden Dollar für die sofortigen und langfristigen Waffenlieferungen hätte ursprünglich noch im vergangenen Jahr beschlossen werden sollen. Die Republikaner blockierten die von Präsident Joe Biden angefragten Mittel jedoch monatelang im Kongress. Nachdem es vergangene Woche von beiden Parlamentskammern gebilligt wurde, kündigten die USA am Mittwoch ein mit einer Milliarde Dollar bemessenes Paket an Militärhilfen, die binnen weniger Wochen in der Ukraine ankommen sollen.

Neben Gefechtsfahrzeugen, Schützenpanzern und Munition umfasst es auch Raketen vom Typ ATACMS mit 300 Kilometern Reichweite. Das von der Ukraine seit fast zwei Jahren erbetene Waffensystem wurde US-Regierungsvertretern zufolge in einem Sonderpaket schon vor mehreren Wochen in das Land geliefert und Mitte April erstmals gegen einen russischen Militärflugplatz auf der Krim eingesetzt.

Die monatelange Verzögerung bei den US-Hilfen führte zu massiven Munitionsengpässen auf ukrainischer Seite und begünstigte russische Erfolge sowohl bei Angriffen auf das ukrainische Energiesystem sowie beim Vormarsch der russischen Truppen in der Ostukraine. 

Mit den entfallenen US-Hilfen verlor die Ukraine für mehrere Monate ihren wichtigsten Waffenlieferanten. Daten des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel) zufolge, das alle seit Kriegsbeginn geleisteten und angekündigten Waffenlieferungen zählt, machen die US-Hilfen bislang mehr als die Hälfte aller Waffenlieferungen an die Ukraine aus. 

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