Das Bundesverteidigungsministerium prüft nach Vorwürfen aus Russland, ob die Kommunikation im Bereich der Luftwaffe abgehört wurde. Das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst habe “alle erforderlichen Maßnahmen eingeleitet”, sagte eine Sprecherin. Zuvor hatten russische Medien über ein abgehörtes Gespräch berichtet. Darin sind offenkundig ranghohe Offiziere der Bundeswehr zu hören, wie sie über theoretische Möglichkeiten eines Einsatzes deutscher Taurus-Raketen diskutieren.

Ein Audiomitschnitt des rund 30-minütigen Gesprächs wurde von der Chefin
des russischen Staatssenders RT Margarita Simonjan auf
Telegram veröffentlicht. Wie sie an die Aufnahmen gekommen ist, sagte
Simonjan nicht.

Echtheit der Aufnahme lässt sich nicht bestätigen

In dem Gespräch geht es unter anderem um die Frage, ob Taurus-Raketen
technisch theoretisch in der Lage wären, die von Russland gebaute Brücke
zur Halbinsel Krim zu zerstören. Weiterhin darum, was passiert, wenn ein Geschoss “auf einen Kindergarten fällt und es zivile Opfer gibt”. Ein weiterer Punkt im Gespräch ist, ob die Ukraine den Beschuss ohne Bundeswehrbeteiligung
bewerkstelligen könnte. Es geht unter anderem um die Ausbildung ukrainischer Soldaten an dem Waffensystem, wofür in Überlegungen drei bis vier Monate veranschlagt worden seien. Ebenfalls ist in dem Mitschnitt zu hören, dass es auf politischer Ebene keine Erlaubnis für den Einsatz gibt – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lehnt es strikt ab, Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine zu liefern. Die Echtheit der Aufnahme lässt sich bisher nicht bestätigen.

Das russische Außenministerium forderte nach dem angeblich abgehörten Gespräch eine Erklärung der Bundesregierung. “Versuche, um Antworten herumzukommen”, würden “als Schuldeingeständnis gewertet”, schrieb Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa auf Telegram.  

Scholz will nach wie vor keine Taurus-Raketen liefern

Bundeskanzler Scholz begründete seine Ablehnung mit der Gefahr, dass Deutschland in den von Russland begonnenen Angriffskrieg hineingezogen werden könnte.

Taurus – Scholz befürchtet möglichen Missbrauch von Waffen
Deutschland wird keine Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern. Scholz befürchtet, die Ukraine könne das Taurus-System für Ziele in Russland verwenden.

Anders als die britischen Storm-Shadow- und die weitgehend baugleichen französischen Scalp-Marschflugkörper haben Taurus-Raketen eine Reichweite von 500 Kilometern. Die Luft-Boden-Marschflugkörper könnten somit von ukrainischen Flugzeugen aus vergleichsweise sicherer Distanz abgefeuert werden und russische Ziele, die weit hinter der Front liegen, angreifen.

Zudem haben Taurus-Marschflugkörper einen Sprengkopf, mit dem besonders stabile Bauten wie Bunker zerstört werden können. 



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