Dresden/Lübeck. Abpfiff in Dresden. Janik Schrader hält kurz inne, klatscht mit Dennis Klockmann ab und geht dann zwei, drei Schritte in Richtung Tor. Ein stiller Moment des Frustes, des Dampfablassens. Mit zwölf Toren aus 14 Würfen sowie fünf, teilweise spektakulären Anspielen hatte der 24-Jährige der Partie seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt. Doch der Held des Spiels war ein Verlierer. Der VfL Lübeck-Schwartau kassiert in der 2. Handball-Bundesliga beim HC Elbflorenz Dresden mit 34:36 (14:19) die 13. Niederlage im 17. Auswärtsspiel. Der VfL geht so als Tabellenachter am kommenden Samstag ins Saison-Finale, das Heimspiel gegen TuSEM Essen. Es bleibt dabei: Der VfL bekommt in der Fremde kein Bein auf die Platte, ist seit gut drei Monaten erfolg- und punktlos.

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„Wir haben den Start total verschlafen, waren im Rückzug nicht wach, in der Abwehr nicht wach. Doch was die Jungs nach der Pause geleistet haben, das ist aller Ehren wert. Janik hat dabei ein überragendes Spiel gezeigt, uns im Angriff am Leben gehalten“, sagte Trainer David Röhrig.

Horner-Comeback nach 268 Tagen

Die ersten Akzente vor 2704 Zuschauern setzten zwei, die gehen. Keeper Dennis Klockmann (41), der seine Karriere nach zehn Jahren beim VfL beendet, parierte von Außen. Nils Kretschmer, der Instagram-Star der Handball-Welt (420.000 Follower), der Dresden nach neun Jahren verlässt und zum TV Großwallstadt wechselt, erzielte das erste Tor. Kurz danach der erste Schreck für den VfL: Jasper Bruhn verletzte sich am Ellenbogen und kam nicht wieder „Das war eine offene Wunde, die genäht werden musste“, berichtete Röhrig, dem so nur noch zehn Feldspieler blieben.

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So kam Max Horner zum Comeback. Der Polizist a.D., der sich vor gut neun Monaten nach dem ersten Punktspiel am Knie schwer verletzte, hatte nach 268 Tagen Leidenszeit auf ein „paar Minuten gehofft“. Es wurden mehr. Der pfeilschnelle Linkshänder, der den VfL ebenfalls verlässt, holte einen Siebenmeter raus und erzielte am Ende fünf Tore. „Es war schön, wieder dabei zu sein und dann noch sein Comeback vor ausverkaufter Halle zu feiern“, sagte Horner.

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„Im Innenblock ist keinerlei Aggressivität“

Der VfL holperte, stolperte ins Spiel. Vorn setzte Jan-Eric Speckmann einen Siebenmeter neben das Tor, jagte Ole Hagedorn den Ball ins Fangnetz. Zu schnelle, zu überhastete Würfe. Dafür sorgten Niko Blaauw mit klugen Anspielen und vor allem Schrader immer wieder für Lichtblicke. Der Matchplan von Trainer Röhrig, ging so nur zur Hälfte auf. Vorn lief der Ball mit hohem Tempo und schönen Spielzügen, doch die Abwehr saß gefühlt noch im Bus. Dresdens physisch starker Rückraum um den Türken Dorik Pehlivan und Torjäger Sebastian Gress sollte mit einer aggressiven und offensiven Spielweise auf Distanz gehalten werden. Doch davon war nicht viel zu sehen. „Im Innenblock ist keinerlei Aggressivität. Da ist gar nichts“, fuhr Röhrig sein Team in der ersten Auszeit an. Da lag der VfL bereits 2:6 (11.) zurück, kurz danach sogar mit sechs Toren.

Doch es wurde besser. Und das lag vor allem an Schrader. Der Linkshänder marschierte durch die Dresdener Abwehr, traf mit ansatzlosen Würfen aus dem Rückraum, glänzte mit Anspielen (Rückhand auf Finn Kretschmer). Eine Augenweide. Mit sieben Toren erzielte er die Hälfte aller Schwartauer Tore in Halbzeit eins. Der VfL kämpfte sich heran, hatte die Chance auf zwei Tore zu verkürzen, stand sich aber selbst im Weg. Carl Löfström, der am Dienstag am Ellenbogen operiert wird, traf in seinem letzten VfL-Spiel nur die Latte, Linksaußen Kaj Geenen scheiterte mehrfach. Das Spiel entglitt wieder. Der VfL lag zur Pause 14:19 zurück. Die Baustelle: die Abwehr.

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Schrader, immer wieder Schrader

Schrader, immer wieder Schrader. Der 24-Jährige sorgte für die ersten Glücksmomente. Schwartau kam so auf drei Tore heran (22:25/41.), glänzte immer wieder mit tollen Spielzügen. Doch der VfL bekam Dresdens Tempospiel, vor allem die wuchtige zweite Welle nicht in den Griff. Der VfL rannte weiter einem Rückstand hinterher. Mal waren es fünf, mal vier Tore. „Im Rückzug waren wir nicht schnell und griffig genug, haben so immer wieder Nackenschläge bekommen“, meinte Horner.

In der Crunchtime verkürzte Schwartau dank Hagedorns Wurfpower auf drei Minus (29:32/52.). Als Klockmann gegen Nils Kretschmer parierte, da war plötzlich Hoffnung für mehr da. Auch noch, als die Schwartauer und Dresdner gemeinsam Bälle fallen ließen und Horner verkürzte (31:34/57.). Doch Nils Kretschmer machte mit seinem Siebenmeter zum 35:31 drei Minuten vor Schluss den Sack für Dresden zu. „Schade“, sagte Röhrig, „wir hatten die Chance, das Spiel zu kippen, haben aber in der Phase klare Chancen liegen gelassen. Der Angriff war bis auf die Startschwierigkeiten aber nicht das Problem. Trotzdem Hut ab, was die Jungs gezeigt haben.“

Die Statistik zum Spiel

HC Elbflorenz: Mohs (8 Paraden), Noack, Mallwitz (eine Parade) – Wucherpfennig 8/2, Niestroj 1, Greilich 1, Dieberg, Pehlivan 9, Dumcius 2, N. Kretschmer 3/1, Gress 5, Klepp, Dobler, Thümmler 3, Possehl, Seidler 4.

VfL Lübeck-Schwartau: Klockmann (5 Paraden), Dreyer (1 Parade) – Leitz 1, Hagedorn 3, Löfström 3, Skorupa 3, Blaauw 3, Schrader 12/4, F. Kretschmer 1, Horner 5, Speckmann 1, Geenen 2, Bruhn.

Siebenmeter: 3/3 – 6/4 (Speckmann wirft neben das Tor, Schrader trifft den Pfosten)

Zeitstrafen: 1 – 4

Schiedsrichter: Müller/Müller

Zuschauer: 2704

Spielfilm: 3:1 (5.), 6:2 (11.), 8:3 (15.), 11:5 (17.), 12:9 (20.), 17:12 (28.), 19:14 (HZ) – 24:19 (38.), 25:22 (41.), 28:23 (44.), 31:26 (50.), 34:31 (57.), 36:34.

Saison-Finale gegen Essen – Sextett geht

Jetzt bleiben noch 60 Minuten, und ein Ziel. Um die Qualifikation für den DHB-Pokal (die ersten Zehn der Tabelle lösen das Ticket) klarzumachen, fehlt immer noch ein Punkt. Der soll am Samstag gegen Essen her. Und dann wird gefeiert – der Saisonabschluss und der Abschied von sechs Spielern, darunter „Legende“ Dennis Klockmann.

LN



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