München – Wenn eine Niederlage unnötig ist wie ein Kropf: Gewiss gehen viele Löwen-Fans mit Argirios Giannikis, der sagt: Das 0:1 seiner Sechzger am Samstag gegen den SSV Ulm 1846, gleichbedeutend mit dem Ende einer Acht-Spiele-Aneinanderreihung ohne Pleite, wäre vermeidbar gewesen: “Das Spiel darf nicht verlorengehen auf die Art und Weise”, haderte der Löwen-Trainer.

TSV 1860: Argirios Giannikis hadert mit der Cleverness seiner Löwen

Der neue Chefcoach des TSV 1860 meinte aber nicht die umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen von Zweitliga-Referee Tom Bauer, die ihn zwar ärgern, aber keine Rolle spielen, “denn ich kann sie nicht beeinflussen.” Wobei der TSV-Trainer dagegen ansetzen kann und wird, ist das Verhalten seiner Mannschaft. “Uns fehlt ein bisschen die Cleverness. Wir müssen auch schneller lernen”, fordert Giannikis unmissverständlich.

Worum es dem Deutsch-Griechen konkret geht? Der 43-Jährige zählt mehrere Szenen auf, um aufzuzeigen, wo sich die Sechzger-Spreu vom Weizen trennt: nicht in Sachen Taktik, Technik oder Torgefahr. Giannikis meint etwas anderes: die Abgewichstheit. In weniger derbe Worte übersetzt bedeutet dieser Begriff so viel wie: erfahren, routiniert, schlau.

Giannikis über Marlon Frey:  “Es war unnötig, so ein Foul zu machen”

In jener Szene, als Routinier Marlon Frey eine Rote Karte sah, für die er inzwischen für drei Spiele gesperrt wurde, hätte der Neuzugang vom MSV Duisburg laut seinem Trainer eine ganz einfache, andere Option gehabt: seinen Gegenspieler laufen lassen.

Über die Szene, bei der ein Platzverweis zwar eine harte Entscheidung ohne Fingerspitzengefühl, aber keine Fehlentscheidung war, meinte Giannikis: “Es war unnötig, so ein Foul zu machen, vor allem vor der Ulmer Bank. Darüber brauchen wir gar nicht reden.”

Der Coach geht ins Detail: “Hinten bist du drei gegen eins, hinter Marlon und Morris Schröter laufen zwei Spieler mit. Dann wärst du drei gegen drei.” Dies sei “keine Situation, wo man “unbedingt Foul spielen” müsse: “Wenn du den Spieler zur Auslinie begleitest, passiert nichts, er läuft weg vom Tor.” Giannikis’ Kritik in Richtung Frey: “Er hat die Situation nicht gut eingeschätzt auf dem Platz, das darf ihm als 27-Jähriger mit der Erfahrung nicht passieren.”

“Wir machen es so offensichtlich, dass Gelbe Karten rauskommen”

Nächste Szene, in der 1860 hätte mit mehr Schläue agieren können: Schon vor dem folgenschweren Frey-Foul war Tim Rieder gefoult worden, aber, wie er auf AZ-Nachfrage schon in der Mixed Zone erklärte, dem Schiedsrichter “zu theatralisch gefallen”. Giannikis sagte mit Blick auf die Aktion: “Wir müssen cleverer werden, wenn man ein Foul zieht. Da müssen wir noch Schritte machen.”

In Sachen taktischer Fouls erkannte Giannikis allgemein ein Ungleichgewicht zwischen Sechzig und dem Gegner: “Es geht darum: Wann begehst du ein Foul? Der Gegner macht es so versteckt, dass er keine Gelbe Karte kriegt. Wir machen es so offensichtlich, dass Gelbe Karten rauskommen.” Hier kann die frühe Auswechslung von Kaan Kurt als Anschauungsbeispiel dienen: Giannikis attestierte dem Rechtsverteidiger zwar in der ersten Szene, das Foul ziehen zu müssen, wenngleich vielleicht etwas unauffälliger. Weil Kurt wenig später ein weiteres unkluges Foulspiel beging, war Giannikis schon nach 29 Minuten zu einem ersten Wechsel gezwungen.

Fazit der Geschichte: Sechzig, das mit zwei Roten, vier Gelb-Roten und 67 Gelben Karten auf dem vorletzten Platz der Fairness-Tabelle liegt, sollte laut Giannikis folgendes beherzigen: Mehr Cleverness, bitte.





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