Freiburg/München – Im Normalfall versucht ein Trainer, seine Mannschaft nach einer knappen Niederlage in Schutz zu nehmen, sich vor sein Team zu stellen, um es vor aufkeimender Kritik zu bewahren. Im Falle von Argirios Giannikis und dem Auswärtsspiel der Löwen beim SC Freiburg II verhielt es sich anders – gänzlich anders –, weil die Leistungskurve der Löwen ganz bedrohlich nach unten zeigt.

Nach der trostlosen 0:1-Pleite des TSV 1860 am späten Samstagnachmittag bei der Zweitvertretung des Bundesligisten, die mit 23 Punkten nach wie vor Schlusslicht der Dritten Liga ist, hat Giannikis seine Mannen erstmals mehr als deutlich kritisiert. Nicht zuletzt deshalb, weil die Sechzger damit schon vier Niederlagen in Serie aneinandergereiht haben und nach drei knappen Pleiten gegen die Topteams SSV Ulm, Dynamo Dresden und Preußen Münster nun ausgerechnet gegen das Kellerkind die schwächste Vorstellung unter Giannikis folgen ließen.

Argirios Giannikis: “Wir haben zu viele Fehler bei eigenem Ballbesitz gemacht”

Kostproben gefällig? “Wir hatten zu wenig Spielphasen, in denen wir die Kontrolle hatten”, kritisierte Giannikis das insgesamt zu uninspirierte Spiel der Blauen. Weg war die Dominanz des TSV 1860 in den ersten Wochen unter dem neuen Coach, weg die Überzeugung in den Köpfen der Spieler. Und wenn dann auch noch das Tabellenende näherrückt, klappen selbst die einfachsten Dinge nicht mehr. “Wir haben zu viele Fehler bei eigenem Ballbesitz gemacht, teilweise ins Pressing des Gegners reingespielt”, monierte der Deutsch-Grieche.

Zu selten sprang eine solche Chance heraus wie die von Torjäger Fynn Lakenmacher, der den Ball nach einer Flanke von Kilian Ludewig mustergültig mit der Brust angenommen hatte, um mit einem wuchtig-artistischen Volleyschuss abzuschließen, dabei aber an der Latte zu scheitern.

Bittere TSV-1860-Erkenntnis: “Wir waren einfach nicht gut genug”

Freiburg hatte zwar auch keine Möglichkeiten im Minutentakt, aber durch eine aufopferungsvolle Spielweise dennoch die Oberhand – und schließlich diese eine Szene durch Luca Marino, die den Sportclub zwar etwas glücklich, aber auch folgerichtig in Führung brachte. “Ärgerlich, wenn du so einen Sonntagsschuss als Gegentor bekommst, wo dann alles genau schief läuft”, sagte der wiedergenesene, aber wacklige Kapitän Jesper Verlaat, der letzten Endes frustriert feststellen musste: “Jetzt stehst du wieder mit einer Niederlage da.”

Als nämlich ein weiß-blaues Aufbäumen angesagt gewesen wäre, trat eher der gegenteilige Effekt ein. Weil nur noch Joker Serhat Güler eine Ausgleichschance hatte und freistehend vergab, meinte Giannikis: “Nach dem Gegentor waren wir kopflos in den letzten 20 Minuten.” Ein hartes, aber treffendes Urteil, dem er noch folgen ließ: “Wir waren einfach nicht gut genug, um eine Pressing-Mannschaft wie Freiburg zu umspielen.”

TSV 1860: Innerhalb von vier Spielen schrumpft der Vorsprung um acht Punkte

Auch der selbst blasse Spielmacher Julian Guttau urteilte nach dem Duell mit seinem Ex-Klub (selbst-)kritisch: “Ich denke, wir müssen uns um 180 Grad drehen. Wir müssen wieder das spielen, als wir die Serie hatten. Einfach genau das wieder auf den Platz kriegen mit dem Kampf und das Fußballerische.”

Damit hat Sechzig als Tabellen-14. nur noch sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge – vor vier Spielen waren es noch deren 14. Kein Wunder also, dass Giannikis und Guttau die Löwen wachrütteln wollen, viel länger darf der Abwärtsstrudel schließlich nicht mehr dauern. Guttau dazu, der eine “verdiente Niederlage” seiner Sechzger gesehen hatte: “So reicht es einfach in der Liga nicht!” Höchste Zeit also für eine 180-Grad-Drehung.





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