Was waren das für Zeiten unter Pep Guardiola oder Jupp Heyn­ckes als die Bayern so frühzeitig in der Saison den Titel holten, dass es die Spieler beim Feiern fröstelte. Meister im März – 2014 Realität, nach nur 27 Spieltagen.

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Diesen Dienstag, den 5. März, droht dem FC Bayern der Gau. Die erste Spielzeit ohne Titel seit 2012 könnte bittere Wahrheit werden, wenn man das 0:1 aus dem Hinspiel gegen Lazio Rom im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League (21 Uhr, Amazon Prime Video) nicht umbiegt. Im DFB-Pokal war in der zweiten Runde Feierabend und in der Bundesliga hat Bayer Leverkusen die Serienmeister nach elf Titeln in Folge abgehängt. Die komplette Nullrunde erscheint vor dem Duell mit dem Achten der Serie A als Drohkulisse am Horizont.

Mit dem Lazio-Rückspiel steht die gesamte Saison auf dem Spiel – und der Job von Trainer Thomas Tuchel, dessen vorzeitiger Abschied zum Saisonende ein Jahr vor der ursprünglichen Vertragslaufzeit bereits beschlossen ist. Der Versuch, die Saison noch mit Anstand und der Chance auf einen Titel zu Ende zu bringen, würde nach nur zwei Wochen abgebrochen werden.

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Nach dem mageren 2:2 in der – dem Rekordmeister nicht würdigen – Jubiläumspartie (2000. Bundesliga-Spiel) beim SC Freiburg präsentierte sich Tuchel erneut ratlos, frus­triert, äußerte sich in Interviews teilweise zynisch bis sarkastisch, als hätte der 50-Jährige innerlich längst abgeschenkt. Tuchels harte Vorwürfe gegenüber seinen Spielern: „Undiszipliniert in den Positionen, teilweise Harakiri! Wir haben Dinge gemacht, die haben wir noch nie trainiert, über die haben wir noch nie gesprochen. Wir haben kopflos gespielt, eine schreckliche halbe Stunde.“ Die Diskrepanz zwischen Mannschaft und Trainer in Sachen Anspruch und Wirklichkeit, in der Frage von Theorie und Praxis war wohl nie größer als dieser Tage. Es wirkt , als haben sich die beiden Parteien, hier der Chefcoach und sein Stab, dort das Team, kaum noch etwas zu sagen. Hören sie sich überhaupt noch zu?

„Da ist gar nichts intakt“, sagte DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bei Sky, „er geht immer auf die Mannschaft los. Er ist eigentlich immer derjenige, der keinen Fehler macht, die Spieler machen die Fehler. So etwas willst du als Spieler nicht hören.“ Es fehle eine klare Linie, ein klares System und das gegenseitige Vertrauen, die Empathie (als einziger der Bank jubelte Tuchel bei den Toren nicht).

Dazu die taktischen Kniffe und (System-)Umstellungen, die nicht ziehen. Die Personalie Joshua Kimmich ist Sinnbild für das Kabinen-Dilemma. Es sei, so Matthäus, „die Höchststrafe für Kimmich, dass er jetzt rechter Verteidiger spielen muss.“ Erst die Strafversetzung aus dem zentralen Mittelfeld, dann die Auswechslung nach 64 Minuten.

Matthäus ist sich „ganz sicher“ mit der Prognose: „Wenn es gegen Lazio nicht in die Richtung geht, die man sich bei den Bayern wünscht, dann geht es nach Dienstag nicht mehr weiter mit Thomas Tuchel.“

Verhältnis von Tuchel zu Team und Bossen kompliziert

Da aber dessen gesamter Stab (bis auf Torwarttrainer Michael Rechner) aus seinen Gefolgsleuten besteht, fallen die Assistenten als Alternativen weg, zudem gibt es keinen logischen Interimstrainer wie einst Hansi Flick 2019 nach Niko Kovac. Und der Neue (Wunschkandidat bleibt Xabi Alonso) soll im Sommer einen kompletten Neuanfang samt dem notwendigen Kaderumbruch gestalten dürfen.

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Die Partie gegen Lazio wird Tuchels persönliches Endspiel. Sein Beziehungsstatus ist kompliziert: Zu seiner Mannschaft, seinen Bossen und dem neuen Sportvorstand Max Eberl, dessen Einstand er kühl und distanziert kommentierte.

Es sieht danach aus, als hieße das Motto: Augen zu und weitertucheln bis zum (bitteren) Ende. Den Zeitpunkt für den Schlussstrich unter die Zweckehe bestimmen die Mannschaft und Tuchel selbst – am Dienstag gegen Lazio.



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