Kiel. Holstein Kiel hatte eine mutige Entscheidung getroffen: Am 1. Oktober 2021 präsentierten die kurz vor der Abstiegszone stehenden Störche den bei den meisten Fußballfans unbekannten Marcel Rapp als Nachfolger von Trainer Ole Werner. Nicht wenige Stimmen trauten dem gebürtigen Pforzheimer lange nicht viel zu, noch im vergangenen Sommer hofften etliche Holstein-Fans darauf, dass der Cheftrainer selbst ein Teil des großen personellen Umbruchs im Störche-Team werden würde. Am Ende dieser Umbruch-Saison schaffte Marcel Rapp bei seiner ersten Station als Trainer im Herrenbereich mit „seinen Jungs“ den historischen Aufstieg in die Bundesliga.
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Von dem besonderen Spirit in der Mannschaft hatte der Chefcoach der Störche bereits im Sommertrainingslager im österreichischen Oetz geschwärmt. Innerhalb kurzer Zeit war es Rapp und seinen Trainerkollegen gelungen, trotz der 16 Abgänge und 13 Neuzugänge nicht nur die Spielidee in der Mannschaft zu implementieren, sondern auch noch ein eingeschworenes Kollektiv zu formen. „Wenn man sieht, wie das Team miteinander umgeht, finde ich das sehr positiv“, sagte Rapp im Juli 2023.
Marcel Rapp lebt seinen Spielern Demut vor
Dass der Trainer seinen eigenen Anteil am erfolgreichen Teambuilding nicht ins Schaufenster stellt, steht sinnbildlich für die demütige Art, die der 45-Jährige seinen Spielern vorlebt. „Ihm ist es zusammen mit seinem Staff mit großer Akribie und Energie gelungen, ein Team zu formen, das wirklich den Namen Mannschaft verdient“, lobt ihn Wolfgang Schwenke, Kaufmännischer Geschäftsführer der KSV.
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Das im Sommer gelegte Fundament half den Störchen auch durch die kritischen Phasen während der Saison. Immer wieder gab es für den Holstein-Coach Herausforderungen zu meistern – Hiobsbotschaften vom Personal, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Spielzeit zogen, zu verarbeiten. Zunächst fiel ein Abwehrspieler nach dem anderen aus, kurz vor der Winterpause wurden plötzlich die Stürmer knapp.
KSV-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke lobt Rapps positive Art
Im Gegensatz zu vielen seiner Trainerkollegen nahm Rapp dies jedoch nicht zum Anlass zum Lamentieren oder nutzte es als vorauseilende Entschuldigung. „Es gibt Trainer, die manchmal ein bisschen nerven. Die jaulen bei jeder Verletzung eines Spielers. Marcel dagegen bleibt immer positiv. Sein Credo lautet: Wir kriegen das hin!“, beschreibt der Kaufmännische Geschäftsführer der KSV, Wolfgang Schwenke diese positive Eigenschaft des Trainers. Und der scheidende Ex-Sportchef Uwe Stöver, der Rapp zu Holstein Kiel holte, sagt: „Marcel ist in allen Lebenslagen immer ein positiv denkender Mensch. Er steckt mit seiner Einstellung die Leute um ihn herum an. Er hat einen guten Charakter, er hadert nicht, er zaudert nicht. Er bleibt immer positiv.“
Verdienter Lohn: Marcel Rapp auf der Aufstiegsfeier von Holstein Kiel am Pfingstmontag mit Marko Ivezic (li.) und Co-Trainer Dirk Bremser.
Quelle: Pat Scheidemann
Dazu gehört bei Rapp auch, nicht aufgeregt zu sein. Im Saisonfinale schaffte es der Chefcoach mit dem mantraartig wiederholten Satz „Wir schauen nur auf das nächste Spiel“, den Druck auf das Team gering zu halten. Und auch in den Phasen, in denen es wie zum Rückrundenstart nicht so gut lief, nachdem der Herbstmeister mit zwei 1:2-Niederlagen (gegen Eintracht Braunschweig und bei der SpVgg Greuther Fürth) einen Stotterstart hingelegt hatte, bewahrte Rapp die Ruhe.
Talente wie Nicolai Remberg oder Marko Ivezic weiterentwickelt
Der Grund hierfür hängt unmittelbar mit einer wichtigen Fähigkeit des Fußballlehrers zusammen: Er schenkt den Talenten im Kader nicht nur das Vertrauen, er entwickelt sie weiter. Mit Nicolai Remberg, Lasse Rosenboom, Colin Kleine-Bekel oder Marko Ivezic übernahmen vermeintliche Perspektivspieler in dieser Saison bereits Schlüsselrollen. So verdiente sich Rapp an der Förde das Attribut „der Bessermacher“. „Ein außergewöhnliches Händchen, um Spieler zu entwickeln“, nennt es Wolfgang Schwenke.
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Schwenke sagt: „Die Öffentlichkeit bewertet die Arbeit eines Trainers zumeist an Erfolg oder Misserfolg. Diese Kriterien reichen im Fall Marcel Rapp bei Weitem nicht aus.“ Aus diesem Grund schenkten die Verantwortlichen bei Holstein Kiel Rapp wohl auch im vergangenen Oktober das Vertrauen und verlängerten den Vertrag des Chefcoaches vorzeitig bis Sommer 2026. Marcel Rapp schenkte der KSV im Gegenzug den Aufstieg in die Bundesliga. Ein Erfolg, mit dem vor zweieinhalb Jahren wohl die wenigsten gerechnet hätten.
KN