Kiel. Sie gilt als Alternative zur ambulanten und stationären Pflege – und ist in Schleswig-Holstein auf Wachstumskurs: Die Tagespflege für Senioren wird immer weiter ausgebaut. Viele Verbände beklagen allerdings eine gesunkene Auslastung der Häuser. Gründe seien etwa Folgen der Pandemie, finanzielle Belastung, Unkenntnis in der Bevölkerung – und ein Mangel an Steuerung. Das soll sich jetzt ändern, auch mithilfe Künstlicher Intelligenz.

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Aktuell gibt es in Schleswig-Holstein laut Verband der Ersatzkassen (VDEK) rund 3 300 Plätze in der Tagespflege in 184 Häusern. Und die Zahl steigt, „der Trend hält seit 2021 an“, sagt Sven Peetz, Referatsleiter Pflege beim VDEK. 2021 waren es noch rund 3000 Plätze in 169 Einrichtungen. Es fehle jedoch eine Bedarfssteuerung, mahnt Peetz.

Tagespflege in SH: Zentrale Steuerung fehlt

Die Sprecherin des Awo-Landesverbands, Franziska Brzezicha, bestätigt: „Es gibt keine zentrale Steuerung der Tagespflegeeinrichtungen durch das Land – jeder Träger entscheidet selbst, wo und wie er eine Tagespflege eröffnet und stellt einen Antrag auf Vergütung bei den Kostenträgern.“

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Die Eröffnung vieler neuer Tagespflegen trägt laut Stiftung Kieler Stadtkloster dazu bei, dass Einrichtungen weniger ausgelastet sind. Auch die Pandemie habe Spuren hinterlassen. Insgesamt, beklagen Träger, seien viele Häuser noch nicht wieder bei der Belegung aus der Zeit vor Corona angekommen.

Pflege: Viele Menschen in SH wissen nicht, was ihnen zusteht

Die Sprecherin des Paritätischen, Julia Bousboa, nennt ein weiteres Problem: „Das Pflegeversicherungssystem ist für den Großteil der Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen zu komplex.“ Viele wüssten gar nicht, was ihnen zusteht.

Ähnliche Erfahrungen macht der Pflegestützpunkt Kiel. Aus Beratungen geht laut Stadt hervor, dass das Angebot der Tagespflege als „wichtiges Entlastungsangebot für pflegende Angehörige“ häufig nicht bekannt sei.

Anette Langner kennt Sorge vor Kosten der Pflege

Die Tagespflege ist zudem teurer geworden. Anette Langner, Vorstand des DRK-Landesverbands, erklärt: „Manche Menschen fürchten sich vor den Kosten, weil die Zuschüsse der Pflegekassen nicht analog zu den Preissteigerungen der vergangenen Jahre angehoben wurden.“ Auch die Kosten wirken sich den Experten zufolge negativ auf die Auslastung aus.

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Zu wenige Tagespflegeplätze gibt es indes aus Sicht des VDEK und der Stadt Kiel derzeit nicht. Bedarf gebe es eher in der ambulanten Pflege oder bei Nachtpflegeangeboten. Sozialstadtrat Gerwin Stöcken (SPD) fordert: „Die Entwicklung der Pflegeinfrastruktur muss sich an den konkreten Bedürfnissen in unserer Stadt orientieren.“

Aminata Touré sieht „riesige Herausforderungen in der Pflege“

Handlungsbedarf sieht auch Sozialministerin Aminata Touré: „Wir stehen im Bereich der Pflege vor riesigen Herausforderungen“, so die Grünen-Politikerin. „Wenn wir auch zukünftig einen guten Pflege-Standard gewährleisten wollen, müssen wir frühzeitig wissen, wo Versorgungsengpässe entstehen könnten“ – und zielgerichtet dagegen vorgehen.

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„Hier wollen wir die Potenziale der Digitalisierung noch stärker nutzen und ein KI-gestütztes Frühwarnsystem entwickeln“, so Touré. Derzeit gibt es laut Ministerium Gespräche mit verschiedenen Universitäten zur möglichen Umsetzung.

KN



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