Luna rief mich an und war ganz aufgelöst, weil sie einen Vogel auf der Straße liegen sah. Neben ihm saßen zwei Krähen und machten sich daran, auf das Tier einzuhacken. “Ich glaube, der Vogel stirbt!”, rief Luna ins Telefon. Der Vogel sehe aus, als sei er ein seltenes Tier. Ich meinte, wenn da ein Vogel am Sterben sei, dann sei das eben so und man könne auch nichts tun. “Das ist eben die Natur.” Als ob es mitten in der Großstadt so etwas wie Natur gäbe. Luna meinte, der Vogel zittere, ich riet ihr, einfach weiterzugehen. Aber da hatte Luna schon einen Polizeiwagen angehalten, der gerade vorbeifuhr. Die Beamten riefen einen Tierrettungsdienst an. Luna besorgte einen Pappkarton, polsterte ihn mit Papier aus und setzte den Vogel hinein. Sie schickte mir ein Foto davon. Ich würde gerne von einem Happy End berichten, aber das gab es nicht.



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