Kiel. Nicht schön, aber oho! Der THW Kiel hat die nächste Pflichtaufgabe in der Handball-Bundesliga erfolgreich gelöst. Am Sonnabendabend besiegten die Zebras Tabellenschlusslicht HBW Balingen-Weilstetten mit 36:29 (16:12) und halten damit den Druck auf die vor ihnen liegende SG Flensburg-Handewitt aufrecht. Herausragender Akteur der Kieler war Nikola Bilyk mit zehn Toren.

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Die Champions League im Rückspiegel, Balingen vor der Brust. Und ein wenig gibt die Partie gegen die „Gallier von der Alb“ auch einen Vorgeschmack auf das Königsklassen-„Endspiel“ am Mittwoch gegen RK Zagreb. Denn der Tabellenletzte der Bundesliga hat eine gehörige Portion Zagreb-DNA in seinem Kader zu bieten. Mit Kreisläufer Nikola Grahovac sowie den beiden Rückraumspielern Filip Vistorop und Linkshänder Csaba Leimeter hat ein Trio eine Vergangenheit in der kroatischen Hauptstadt. Alle drei stehen in der Startformation.

THW Kiel ohne den verletzten Torhüter Samir Bellahcene

Die Zebras treten an diesem Sonnabend auch an, die eigenen Fans im Wunderino-„Wohnzimmer“ mit (auch) optischem Handballgenuss zu versöhnen. Zum Zuschauen gezwungen ist hingegen Keeper Samir Bellahcene, den Oberschenkelprobleme plagen. Für den französischen Europameister rückt der 20-jährige Magnus Bierfreund ins Aufgebot von Cheftrainer Filip Jicha. Kapitän Domagoj Duvnjak wird wegen einer leichten Zerrung geschont.

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Jicha will „Verantwortung teilen“, gibt Rechtsaußen Sven Ehrig und Rückraum-Rechtshänder Karl Wallinius eine Chance von Beginn an. Der Schwede steht stellvertretend für defensive Bissigkeit, stürzt sich förmlich auf seine Gegenspieler, erzielt den ersten Treffer (1:1/2.). Kiel entfaltet Wucht aus dem Rückraum, bringt sich mit Würfen aus wenig optimalen Positionen oder schlechten Wurfentscheidungen aus der Nahdistanz um die Früchte der eigenen Bemühungen. Allein Steffen Weinhold und der insgesamt bärenstarke Nikola Bilyk finden in Halbzeit eins jeweils dreimal ihren Meister im Ägypter Mohamed El-Tayar. Gründe, warum die Pausenführung mit 16:12 eher moderat ausfällt.

Bis Mitte der zweiten Halbzeit kann sich der THW nie richtig absetzen

So geht es nach Wiederanpfiff weiter. Afrikameister El-Tayar stellt sich Karl Wallinius (31.) und Harald Reinkind in den Weg (33.). Symbolische Szene in der 35. Minute: Rune Dahmke eilt in der Abwehr in der Mitte zu Hilfe, reißt 2,01-Meter-Mann Grahovac um, faucht seine Nebenleute an. Ihm schmeckt das Schwarzbrot nicht, und der THW Kiel kann sich beim 18:17 (38.), 20:19 (40.), 24:22 (46.) nie vollends absetzen. „Wir haben es geschafft, nie richtig abreißen zu lassen“, wird Balingens Coach Jens Bürkle später loben. „Man merkt, dass Kiel konsequenter ist als wir – was zum Beispiel den Gegenstoß angeht.“

Balingen bäumt sich auf wie eine Mannschaft, die ums Überleben kämpft, sucht sein Heil im Überzahlspiel, kommt sogar zwischen dem 30:24 (52.) und 30:27 (55.) fast wieder in Schlagdistanz. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit eine Phase, in der wir nachgelassen und trotz guter Möglichkeiten die Tore nicht geworfen haben. Aber wir waren doch in Sachen Kampfgeist und Einsatzwillen über weite Strecken präsent“, resümiert Top-Shooter Nikola Bilyk und schiebt fast entschuldigend hinterher: „Wir sind selbst traurig, dass wir es zuletzt nicht geschafft haben, die nötige Euphorie in die Halle zu bringen. Wir machen das nicht mit Absicht und wollen unseren Fans was bieten. Aber es gibt in der Liga fast keine einfachen Spiele mehr.“

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Mit einem 6:2-Lauf in der Schlussphase schrauben die Zebras das Resultat doch in standesgemäße Sphären. „Das macht uns ein schönes Ergebnis kaputt“, so Balingen-Trainer Bürkle. Beruhigt können sich Alt-Bürgermeister Asmus Bremer und seine Frau Dorothea, die anlässlich des Kieler Umschlags bei einer Stippvisite in der Arena vorbeigeschaut hatten, am Sonntag wieder schlafen legen.

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Und wer weiß – vielleicht kommen auch die Spieler des Rekordmeisters am Sonntag zum Gegenbesuch in der Innenstadt vorbei. Von Filip Jicha werden sie schließlich mit einem freien Tag belohnt. „So ist die Liga, man muss immer 100 Prozent investieren, egal, ob man mental müde ist oder schwere Beine hat. Wir hatten einen schweren Block, der nicht wegzudiskutieren ist. Aber ich freue mich, dass fast alle zum Einsatz gekommen sind“, lautet das Fazit des Tschechen. „So werden wir weiterarbeiten müssen. Meine Jungs haben morgen nach langer Zeit man wieder einen freien Sonntag, der den Familien gehört.“

THW Kiel – HBW Balingen-Weilstetten 36:29 (16:12)

THW Kiel: Mrkva (1.-60. Minute/9 Paraden), Bierfreund (n.e.) – Ehrig 1, Duvnjak n.e., Reinkind 3, M. Landin 4, Øverby, Weinhold 3, Wiencek 1, Ekberg 5/3, Johansson 2, Dahmke 1, Wallinius 3, Bilyk 10, Pekeler 2, Ellefsen á Skipagøtu 1.

HBW Balingen-Weilstetten: El-Tayar (1.-51. Minute/13 Paraden), Ruminsky (bei zwei 7m und ab 51./ 4/1) – Grahovac 3, Vistorop 4, Leimeter 4, Prantner, Huber, Ingason, Gretarsson 2/1, Grüner 2, Hildenbrand 2, Müller 5, Schoch 3, Saueressig 4, Heinzelmann.

Schiedsrichter: Kauth/Kolb (Unterpfaffenhofen/Olching) – Strafminuten: THW 6 (Weinhold, Dahmke, M. Landin), HBW 10 (2x Grahovac, Heinzelmann, Saueressig, Müller) – Siebenmeter: THW 4/3 (Ekberg scheitert an Ruminsky) , HBW 1/1 – Spielfilm: 0:1, 3:1 (7.), 5:4, 10:6 (20.), 13:9, 16:12 – 18:17 (38.), 20:19, 23:19 (43.), 24:22, 30:24 (52.), 30:27, 33:28 (58.), 36:29 – Zuschauer: 10 171 in der Wunde­rino-Arena.

KN



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