Kiel. Das war einer dieser ganz besonderen Kieler Handball-Momente: Es läuft die vorletzte Spielminute, der THW Kiel liegt mit vier Toren vorn – Zeit für die Kür. Und für Ben Szilagyi, der auf den Brettern der damaligen Ostseehalle laufen lernte, auch heute mit 17 Jahren nach den Heimspielen der Zebras dort oft noch aufs Tore daddelt. Gerne von Linksaußen mit gewitzten Trickwürfen. An diesem Abend beim 31:27-Sieg des THW Kiel über den HC Erlangen aber ganz schnörkellos.

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Lange steht Szilagyi in der Luft, bevor er den Ball in der 59. Spielminute zielsicher zum 30:25 an HCE-Keeper Klemen Ferlin vorbeizirkelt. Und damit zum mit 17 Jahren und 171 Tagen jüngsten Bundesliga-Torschützen des THW Kiel wird.

Szilagyi musste bei Kieler Rückstand früher ran als geplant

„Ich habe schon vermutet, dass es jetzt so weit ist. Ich war so frei – und dann hat Dule mir den Ball gegeben. Und ich habe einfach den Kopf ausgeschaltet und mein Ding gemacht“, beschreibt er den vom mehr als doppelt so alten Kapitän Domagoj Duvnjak aufgelgten Treffer, den die Fans ebenso empathisch wie lautstark würdigten. „Großartig, ich kann das gar nicht in Worte fassen“, sagt Szilagyi. „Die Atmosphäre in der Halle, die super Unterstützung von Rune…“

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Dass der österreichische Juniorennationalspieler überhaupt zum Einsatz kam, „verdankte“ er dem Ausfall von Magnus Landin (Handbruch) und den Bein-Beschwerden von Rune Dahmke, der bereits Mitte der zweiten Hälfte, als der THW Kiel noch mit zwei Toren in Rückstand war, behandelt werden musste.

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Szilagyi, vor gut einer Woche in den Profikader berufen, soll Dahmke vor allem im Training entlasten, erlebte seine erste Auswärtsfahrt nach Lemgo als Zuschauer von der Bank. „Hier mit den Fans im Rücken, das ist noch mal was anderes. Man fühlt sich auf einmal so klein.“

Eigentlich habe er angesichts des knappen Spielverlaufs auch gar nicht damit gerechnet, zu spielen. Als Dahmke dann raus musste, gab es nur noch einen knappen Rat von Trainer Filip Jicha mit auf den Weg: „Filip hat gesagt, ich soll meinen eigenen Weg gehen und einfach mein Ding machen.“

Gesagt, getan – gejubelt. Auch aus 10 000 Kehlen, denen der Name Szilagyi leicht über die Lippen geht, weil Bens Vater Viktor von 2005 bis 2008 im THW-Rückraum spielte und inzwischen Geschäftsführer ist. Als solcher sitzt er bei den Heimspielen auf der Bank, gehörte zu den ersten Gratulanten nach dem erfolgreichen Debüt, das durch eine Zeitstrafe eine Minute vor Ablauf der Spielzeit endete.

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Premieren-Ritual des THW Kiel greift auch für 17-Jährige

Auch Trainer Filip Jicha, bei seinem ersten Profi-Tor für Kovopetrol Plzeň in Tschechien ebenfalls 17 Jahre alt, freute sich mit seinem jüngsten Schützling. „Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl. Beim ersten Wurf ist deine ganze Handballkarriere quasi auf dem Prüfstand“, sagte er. „Bei mir waren allerdings vielleicht gerade mal 1000 Zuschauer in der Halle. Das ist hier ist noch mal etwas anderes.“

Wann der Adrenalinspiegel ihn in den Schlaf finden lassen würde, vermochte Ben Szilagyi direkt nach dem Spiel noch nicht abzusehen. Dafür wusste er aber genau, was die Teamkollegen vom Premieren-Torschützen erwarten: „Eine Kiste Bier – vielleicht auch zwei…“ Oder wie Flügelzangen-Kollege Sven Ehrig „hoffentlich noch viele weitere Tore“.

KN



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