In Südafrika haben die Parlamentswahlen begonnen. Erstmals könnte die Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC), die seit Einführung der Demokratie vor 30 Jahren an der Macht ist, ihre absolute Mehrheit verlieren. Zuvor regierte die Partei des einstigen Anti-Apartheid-Kämpfers Nelson Mandela das Land stets ohne Koalitionspartner. 

Aktuellen Umfragen zufolge könnte der ANC diesmal nicht die Fünfzigprozentmarke erreichen. Der derzeitige Präsident und ANC-Vorsitzende Cyril Ramaphosa strebt eine zweite Amtszeit an. Für die Wahl sind fast 28 Millionen Menschen registriert. Gewählt wird
in neun Provinzen. Mehr als 23.000 Wahllokale stehen dafür zur
Verfügung. Die Ergebnisse der Wahl werden am Sonntag erwartet.

Mit Spannung erwartet wird auch das Abschneiden der neuen Partei MK (Umkhonto weSizwe) von Ex-Präsident Jacob Zuma. Zuma selbst wurde in der vergangenen Woche von der Wahl ausgeschlossen, da er im Jahr 2021 wegen Missachtung der Justiz zu einer Haftstrafe verurteilt worden war.

Großteil der Bevölkerung unzufrieden mit der Politik

Als Grund für das absehbar schlechtere Abschneiden des ANC wird die schwache Regierungsbilanz angeführt. Südafrika hat derzeit eine schwächelnde Wirtschaft, verzeichnet hohe Arbeitslosigkeit und Armut. Zudem hat das Land marode Staatsunternehmen, Ausfälle in der Wasserversorgung, ein bröckelndes Gesundheitssystem sowie hohe Kriminalität und eine dysfunktionale Strafjustiz. Die politische Elite im Land gilt als korrupt.

Laut dem jüngsten Bericht des Befragungsinstituts Afrobarometer sind 85 Prozent der Bevölkerung unzufrieden mit der Richtung, die das Land eingeschlagen hat. Etwa die Hälfte der Menschen in Südafrika glaubt, die Demokratie des Landes leide an “massiven Problemen”. Mehr als 70 Prozent gaben an, dem Präsidenten und dem Parlament “überhaupt nicht” oder “nur wenig” zu vertrauen.

Der amtierende Präsident Ramaphosa hat versprochen, es “besser zu machen”. Seine Partei hat um mehr Zeit und Geduld gebeten, um die Probleme des Landes beheben zu können.



Source link www.zeit.de