Bad Segeberg. „Wenn man das drei Tage lang macht, wird es schon anstrengend“, sagt Merle Andresen und hievt einen weiteren Eimer Erde aus der Grube. Die Studentin der Archäologie an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel hat gerade eine Feuerstelle freigelegt. Die stammt aus der Bronzezeit, ist also über 3000 Jahre alt. Am Rand eines abgeernteten Maisfeldes in einer idyllischen Senke bei Bornhöved haben Studierende bei einer Lehrgrabung zwei große Flächen ausgehoben. Seit Montag bringen sie eine Feuergrube nach der anderen ans Tageslicht.
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In den Erdlöchern hatten die Siedler damals Holz entzündet und darauf Steine gelegt. Die heißen Steine dienten zum Garen beispielsweise von Fleisch. Diese Kochstellen befinden sich gleich nebeneinander und sind in einem Halbrund abgeordnet.
Es wird vermutet, dass dort einst ein Versammlungsplatz war, ein Ort der Kontaktpflege, für Verhandlungen. „Ein Grillfest mit Funktion“, sagt Dr. Jutta Kneisel vom Institut für Ur- und Frühgeschichte. „Stellt man sich ein Zelt daneben vor, hat man das gleiche Bild vor Augen wie beim Wacken Open Air.“ Größere Siedlungen gab es in der Gegend nicht. Die Gehöfte mit 20, vielleicht 30 Bewohnern lagen weit auseinander. Da brauchte man einen Platz für Zusammenkünfte.
Grabung bei Bornhöved: Teil von Excellenzcluster „Roots“
Wie haben Archäologen den Platz gefunden? Durch Sonden. Geophysik ist dabei eine große Hilfe. Durch das Erhitzen der Steine ändert sich der magnetische Widerstand. Das lässt sich messen. Kneisel zeigt eine grob gerasterte Karte mit unzähligen schwarzen Flecken, allesamt mögliche Kochfeuerstellen.
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Die Grabung ist Teil des Excellenzclusters „Roots“ der CAU Kiel. Darin arbeiten in einem großen Forschungskomplex verschiedene Fakultäten zusammen, werten Ergebnisse aus und unterstützen sich. Das Projekt gehe im Sommer in die Verlängerung, so die Historikerin.
„Das macht schon Spaß“, sagt Janne Roß über Arbeit. Neben Holzkohleresten und zerborstenen Steinen auch etwas Ungewöhnliches zu finden, glaubt sie nicht. „Da bin ich realistisch.“ Sie hofft aber auf Samen, die Aufschluss darüber gehen könnten, ob und welches Getreide genutzt wurde. Daher werden auch Bodenproben genauer untersucht.
Janne Roß ist immer noch auf der Suche nach einer größeren Siedlung, wenn auch nicht aus der Bronzezeit. Die müsse es irgendwo in dieser Region gegeben haben. In der Umgebung von Bornhöved finden sich zahllose Grabanlagen.
23. März: Informations- und Mitmachtag an der Grabungsstelle
Ursprünglich sollte in der Nähe von Schwissel gegraben werden, berichtet Forscherin Kneisel. Dort liegt eine Reihe von 700 Feuergruben. Doch die Pflanzen stand auf dem Feld schon so hoch, dass der Landwirt die Kieler nicht auf das Feld lassen wollte. „Das ist auch verständlich.“
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Kurzfristig konnte die Grabung nach Bornhöved in die Nähe des Kieswerks Krebs verlegt werden. Noch bis Ostern werden die Kochfeuergruben freigelegt, kartiert, vermessen und in Zeichnungen festgehalten. Rund ein Dutzend Studierende sind vor Ort damit beschäftigt. Für sie ist es die erste Grabung.
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Wie so eine Ausgrabung vonstattengeht, können Interessierte am Sonnabend, 23. März, vor Ort erfahren – beim „Tag der offenen Grabung“. Von 11 bis 16 Uhr gibt es Informationen aus erster Hand und Mitmachaktionen für Kinder und Familien. Die Grabungsstätte in der Straße Mang de Bargen unweit des Kieswerks Krebs ist über die Bundesstraße B 430 zwischen Bornhöved und Schmalensee zu erreichen.
KN