Eutin. Lesungen, Konzerte, Theater-Gastspiele, Filmvorführungen – der Kulturbund Eutin organisiert für seine Spielzeiten stets ein vielseitiges Programm. Jetzt hat der Verein, den es seit 78 Jahren gibt, große finanzielle Nöte. Möglicherweise könnte die aktuelle Saison, die bis Ende Juli dauert, die letzte sein.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

In einem Rundbrief hat der Vorsitzende Wolfgang Griep die rund 200 Mitglieder informiert, „dass der Kulturbund in existenziellen finanziellen Schwierigkeiten steckt“. Gründe dafür seien die Kürzungen der Stadt Eutin einerseits und „eine nicht nachvollziehbare schwindelerregende Nachzahlung unseres Energieversorgers“ andererseits, schreibt Griep.

10.000 Euro Förderung gestrichen

Im Zuge der Haushaltskonsolidierung hat die Stadt ihre Kulturförderung heruntergefahren. Der Kulturbund erhält 30.000 Euro im laufenden Jahr. Die Summe ist aufgeteilt in 22.500 Euro für den Verein und 7500 Euro für die Spielstätte, das Film-Kunst-Theater Binchen. Zuvor betrug die Fördersumme 40.000 Euro (30.000 Euro für den Verein, 10.000 für das Binchen).

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Die Höhe der geforderten Nachzahlung des Energieversorgers – die Stadtwerke Eutin – kann Wolfgang Griep nicht verstehen. Bislang habe der Kulturbund jährlich circa 8000 Euro für Strom und Gas bezahlt – und stets Geld erstattet bekommen. Für das zurückliegende Jahr forderten die Stadtwerke nun eine Nachzahlung von 11.500 Euro, berichtet der Vorsitzende. Nachdem er Widerspruch wegen der Höhe des Gasverbrauchs eingelegt habe, sei die Summe auf 10.700 Euro reduziert worden, sagt er. Für 2024 müsse der Verein nun Abschläge von insgesamt 15.500 Euro zahlen.

Stadtwerke auf der Suche nach Lösungen

„Wir stehen seit Jahren auf der Seite des Kulturbundes und sind immer bemüht, nach Lösungen zu suchen“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Cathérine Schuth. Weiter will sich das Unternehmen nicht äußern. In der kommenden Woche soll es nach Angaben von Wolfgang Griep aber noch ein gemeinsames Gespräch geben.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei es unmöglich, das Binchen und das Programm über das Saisonende im Juli hinaus weiterzuführen, teilte er den Vereinsmitgliedern mit. Eine Erhöhung der Preise hält Griep für kaum hilfreich. „Wir versuchen natürlich intensiv, Auswege aus der katastrophalen Situation zu finden, aber leider würden ein Euro mehr bei jeder Kinokarte oder ein paar Euro mehr bei den Theatervorstellungen nur der Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein sein“, konstatiert er.

Vorsitzender: „Trübe Aussichten“

Das Film-Kunst-Theater benötige unter den gegenwärtigen Bedingungen allein an fixen Kosten (Miete, Energie, Versicherung, Reinigung) rund 35.000 Euro im Jahr. „Das sind 5000 Euro mehr als der Zuschuss, den wir nach den Kürzungen von der Stadt bekommen. Und damit ist dann noch keine einzige Veranstaltung im Jahr bezahlt“, sagt Wolfgang Griep. Er nennt die Aussichten „sehr, sehr trübe“. Könnten ausreichende Mittel nicht aufgetrieben werden, werde der Kulturbund die letzte Spielstätte für Theater und andere kulturelle Veranstaltungen verlieren.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Ein solches Aus würde auch die Stadt bedauern. „Der Kulturbund ist ein großer und erfolgreicher Kulturträger. Er hat in Eutin eine lange Tradition und bietet, neben dem Binchen, ein breites Spektrum an Veranstaltungen an“, sagt Stadtsprecherin Kerstin Stein-Schmidt. „Diese Vielfalt würde die Stadt Eutin verlieren. Wir hoffen sehr, dass es nicht dazu kommt.“ Die Verwaltung werde der Politik über die Situation berichten. Wolfgang Griep: „Wir müssen abwarten und hoffen, dass wir weitermachen können.“

LN



Source link www.ln-online.de