Keine zweite Kandidatur
Starköchin Wiener ist enttäuscht von ihrer Zeit als EU-Abgeordnete
Sarah Wiener in Straßburg – im Mai 2019 wurde sie für die österreichischen Grünen ins EU-Parlament gewählt.
Quelle: Uli Deck/dpa
Die deutsch-österreichische Fernsehköchin und Politikerin Sarah Wiener schaut kritisch auf ihre vergangenen fünf Jahre als Abgeordnete im EU-Parlament in Brüssel. Im Gespräch mit dem „Spiegel“ sagt Wiener, sie habe vorher andere Vorstellungen von EU-Politik gehabt. „Es gibt wirklich sehr viele, sehr engagierte Fachpolitiker, und dann gibt es die anderen“, sagt sie. „Manches Mal fragte ich mich, wer diese Politiker aufgestellt und gewählt hat.“ Als sie in ihrer ersten Rede im Parlament über Prinzipien und Moral gesprochen habe, hätten manche sie angeschaut, als hätte sie „zu viele Pilze gegessen“.
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Die österreichischen Grünen hatten Wiener 2019 als Parteilose ins EU-Parlament gewählt. Bei der Europa-Wahl im Juni tritt sie nicht mehr an. In dem Interview schildert Wiener, wie schwierig es für sie war, die Parlamentsprozesse zu verstehen. „Manchmal bin ich schier verzweifelt, weil ich noch immer nicht verstanden habe, wie die Dinge ablaufen“, sagt sie.
Insgesamt sei die Zeit im EU-Parlament aber eine „wichtige Lebenszeit“ gewesen, in der sie viel gelernt habe. Wiener hatte sich im EU-Parlament für das Gesetz zur Pestizidreduktion in der Landwirtschaft eingesetzt, das im Februar scheiterte. Für die Bauernproteste, die sich gegen das Vorhaben wendeten, zeigt sie Verständnis, hofft aber trotzdem, dass die Landwirtschaft „in Teilen“ von Pestizidindustrie befreit wird.
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Wiener schlägt Paten für EU-Abgeordnete vor
Die Noch-EU-Politikerin kritisiert in Sachen Landwirtschaft auch einen mangelnden Dialog zwischen Grünen und der Europäischen Volkspartei (EVP). Die Gespräche zwischen den Fraktionen würden zu einer „Schlacht mit Hooligans“, die sich „Verkürzungen und Plattitüden um die Ohren“ hauen. Stattdessen schlägt sie vor, dass jeder neue EU-Abgeordnete einen Paten aus einer anderen Fraktion bekommen soll, um den Austausch über Parteigrenzen hinweg zu fördern. Nur mit Rechtsextremen lohnt es sich ihrer Meinung nach nicht zu reden.
In Zukunft will sich die 61-Jährige weiter ernährungspolitisch engagieren. Gemeinsam mit der Barmer-Krankenkasse fördert Wiener mit ihrer Stiftung ernährungsbewusstes Kochen in Kitas und Grundschulen.
RND/lhen