Bundeskanzler Olaf Scholz und die SPD-Parteiführung haben Altkanzler Gerhard Schröder trotz tiefgreifender Differenzen zu seinem 80. Geburtstag gratuliert. “Der Bundeskanzler gratuliert dem Bundeskanzler a.D. zum runden Geburtstag wie üblich in Form eines Glückwunschschreibens”, teilte eine Regierungssprecherin mit. Ein SPD-Sprecher sagte, dass die SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil “ihrem Amtsvorgänger Gerhard Schröder” schriftlich zu dessen Geburtstag an diesem Sonntag gratuliert hätten.

Schröder wurde am 7. April 1944 in Mossenberg im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe geboren, war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler und von 1999 bis 2004 Vorsitzender der SPD. Weil er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin auch nach Russlands Angriff auf die Ukraine nicht die Freundschaft gekündigt hat und weiterhin als Lobbyist für die russische Energiewirtschaft tätig ist, hat sich die SPD-Führung von ihm distanziert. Ein von mehreren SPD-Gliederungen beantragtes Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber im vergangenen Jahr.

Schröder hatte die SPD-Spitze vor seinem Geburtstag kritisiert. Mitte März bezeichnete er die Parteiführung als “Menschen, die ich nur begrenzt politisch ernst nehmen kann”. In der Süddeutschen Zeitung sagte er am Freitag: “Was mich wirklich traurig macht, ist die Provinzialität der gegenwärtigen Führungsfiguren.” Mit Blick auf aktuelle Umfragewerte der Partei fügte er hinzu: “Wenn ich bei 15 Prozent gewesen wäre, wäre ich sofort zurückgetreten.”

Steinmeier schickt Glückwunschschreiben

2014 hatte die SPD ihren Altkanzler und ehemaligen Vorsitzenden zu seinem 70. Geburtstag – kurz nach der russischen Annexion der ukrainischen Krim – noch mit einem Festakt im Berliner Kunstmuseum Hamburger Bahnhof gewürdigt. Eine Veranstaltung dieser Art wird es diesmal nicht geben. Stattdessen feiert Schröder am 27. April in Berlin privat nach. Die Gästeliste wird noch unter Verschluss gehalten. “Das macht meine Frau, und das ist ein Geheimnis”, sagte Schröder. “Ich weiß, dass sicher Freunde eingeladen werden. Aber Näheres weiß ich auch nicht.”

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hatte kürzlich gesagt, er werde nicht zu Schröders Geburtstagsfeier kommen. Er fügte hinzu: “Ich glaube, ich habe auch keine Einladung bekommen.” Zuvor hatte er mitgeteilt, Schröder auch nicht gratulieren zu wollen: “Gerhard Schröder findet seit mehr als zwei Jahren keine klaren Worte zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von Wladimir Putin”, sagte Kühnert. Das sei “mehr als eine Meinungsverschiedenheit”.  

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte Schröder hingegen einem Medienbericht zufolge mit einem kurzen Schreiben auf offiziellem Briefpapier. Die Bild am Sonntag zitierte aus dem Brief, Steinmeier übersende darin seine “herzliche Gratulation und die besten Wünsche für Deine Gesundheit und die Deiner Familie”. “Ich wünsche Dir zu diesem besonderen Ehrentag eine schöne Feier und gute Gespräche im Kreise von Familien und Freunden”, zitiert die Bild am Sonntag weiter aus dem Schreiben.

Steinmeier war ein langjähriger Mitarbeiter Schröders in dessen Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident und seiner späteren als Bundeskanzler. Von 1999 bis 2005 war er Schröders Kanzleramtsminister. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs hatte Steinmeier sich öffentlich von Schröder distanziert.



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