In der Frühlingssonne ein Softdrink schlürfen – ein herrliches Gefühl nach einem ausgiebigen Spaziergang. Doch der Genuss von süßen Limonaden sollte nicht zur Gewohnheit werden. Wie eine Studie der Universität Yonsei und der Katholischen Kwandong Universität (beide Südkorea) nun herausgestellt hat, kann der regelmäßige Konsum von Softdrinks gesundheitliche Folgen für die Nieren haben.
Südkoreanische Forscher untersuchen Auswirkungen von Softdrinks
Die Forscher um Ga Young Heo analysierten im Zuge ihrer Untersuchung die Daten von 127.830 Personen, die in der UK Biobank hinterlegt waren. Die Studienteilnehmer hatten mindestens einmal einen Fragebogen zu ihrem Ess- und Trinkverhalten ausgefüllt. Dabei sollten sie auch die Frage „Wie viele Gläser, Dosen oder Päckchen mit einem Volumen von 250 Milliliter haben Sie gestern an zuckergesüßten, künstlich-gesüßten Getränken oder natürlichen Säften zu sich genommen?“ beantworten.
Im Schnitt beobachteten die Wissenschaftler die Probanden über einen Zeitraum von zehn Jahren. Währenddessen hatten 4459 von ihnen eine chronische Nierenerkrankung entwickelt.
Nach der Auswertung kamen die Forscher zu folgendem Ergebnis:
- Die Studienteilnehmer, die täglich mehr als 250 Milliliter zuckergesüßte oder künstlich gesüßte Getränke zu sich nahmen, hatten ein höheres Risiko , eine chronische Nierenerkrankung zu erleiden. Die Wissenschaftler berechneten dafür die sogenannte Hazard Ratio (HR). Diese bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Ereignis bei einem Probanden im beobachteten Zeitraum auftritt. Liegt sie über 1, ist das Risiko erhöht. Folglich waren die Studienteilnehmer anfälliger für eine chronische Nierenkrankheit.
Konkret:
- Das größte Risiko hatten Probanden, die täglich mehr als ein Glas (250 Milliliter) eines künstlich gesüßten Getränks zu sich nahmen (HR 1,26), auch bei dem Verzehr bis zu 250 Milliliter war das Risiko bereits leicht erhöht (HR 1,10).
- Das zweithöchste Risiko hatten Personen, die täglich mehr als 250 Milliliter zuckergesüßte Getränke zu sich nahmen (HR 1,19).
- Die Probanden, die täglich mehr als 250 Milliliter natürlichen Saft tranken, hatten kein erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenerkrankung (HR 0,99).
Hoher Konsum von zuckerhaltigen Getränken kann Nieren schaden
Warum zucker- und künstlich gesüßte Getränke Nierenerkrankungen verursachen können? Zum einen sind zuckergesüßte Getränke hochglykämisch, das heißt, sie erhöhen den Blutzucker- und Insulinspiegel. Ein hoher glykämischer Wert kann weiterhin diabetesbedingte Stoffwechselveränderungen wie Glukose-Interolanz sowie Insulinresistenz und schließlich Gewichtszunahme begünstigen. Der hohe Zuckergehalt kann zudem die Durchflussrate der gefilterten Flüssigkeit durch die Nieren stark erhöhen und damit den Verfall der Nierenfunktion beschleunigen.
Darüber hinaus sind zucker- und künstlich gesüßte Getränke reich an Phosphorsäure, die ebenfalls einen Risikofaktor für chronische Nierenerkrankungen darstellt.
„Light“ oder „Zero“ – Softdrinks mit Zuckerersatz sind sogar noch schädlicher für Nierengesundheit
Da zuckerhaltige Getränke einen schlechten Ruf haben, greifen viele Personen alternativ zu künstlich gesüßten Getränken, die oft den Zusatz „light“ oder „zero“ im Namen tragen. Allerdings haben diese Getränke in puncto Vorbeugen von Nierenkrankheiten keinen Vorteil gegenüber zuckerreichen Getränken, heißt es in der Studie.
„Tatsächlich ist der Konsum von künstlich gesüßten Getränken mit einem höheren Risiko für die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung verbunden und der Body-Mass-Index hat einen indirekten Effekt auf den Zusammenhang zwischen dem Konsum von künstlich gesüßten Getränken und chronischer Nierenkrankheit“, schreiben die Forscher in der Studie. Doch auch unabhängig von der Kalorienaufnahme könne der langfristige Verzehr von künstlichen Süßungsmitteln das Ansammeln von adipösem Gewebe erhöhen und zu einer Gewichtszunahme führen.
Softdrinks mit Süßstoff können Zusammensetzung und Funktion der Darmflora verändern
Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass künstlich gesüßte Getränke die Zusammensetzung und Funktion der Darmflora verändern. Außerdem könnten sie dafür sorgen, dass das Sättigungsgefühl abnimmt und die Präferenz für Süße steigt. Dies könne die eigene Ernährungsweise generell beeinflussen. Weiterhin wird vermutet, dass der langfristige Verzehr des in den Diät-Getränken enthaltenen Süßstoffs Aspartam vermehrt die Produktion von freien Radikalen in den Nieren anregt und ihnen somit schadet.
Während der Konsum von natürlichen Säften das Risiko für chronische Nierenerkrankungen zwar nicht erhöhte, rieten die Forscher Personen, die dafür anfällig sind, dennoch vom exzessiven Verzehr ab. Auf Grund des hohen Zuckergehaltes können Natursäfte das Risiko für verschiedene Stoffwechselkrankheiten steigern, die wiederum Nierenkrankheiten begünstigen können.
Ersetzt man eine Dose Softdrink am Tag mit natürlichen Säften, sinkt das Risiko für chronische Nierenerkrankungen
Gleichzeitig fanden die Wissenschaftler aber heraus, dass natürliche Säfte das Risiko für chronische Nierenerkrankungen durchaus reduzieren können – wenn sie als Ersatz für zucker- und künstlich gesüßte Getränke konsumiert werden. Das liegt daran, dass natürliche Säfte auch über Nährstoffe wie Vitamin C und Kalium verfügen, die den Blutdruck senken und Entzündungsprozesse lindern können.
Am stärksten zeigte sich der Effekt, wenn die Probanden auf eine Portion (also 250 Milliliter) künstlich gesüßte Getränke am Tag verzichteten und stattdessen die gleiche Menge natürlichen Safts tranken. Dann verringerte sich das Risiko um 9,9 Prozent. Wasser als Ersatz reduzierte die Gefahr um 8,6 Prozent.
Wissenschaftler räumen Schwächen in der Studie ein
Allerdings wiesen die Forscher auch auf die Schwächen der eigenen Studie hin. Insbesondere der Fragenbogen zum Ess- und Trinkverhalten der vergangenen 24 Stunden sei fehleranfällig. So könne es sein, dass die Studienteilnehmer bestimmte Angaben vergessen oder die angegeben Getränkesorten falsch klassifiziert hatten. Zudem sei es nicht möglich, mit einem 24-Stunden-Fragebogen Gewohnheiten und Änderungen beim Essen und Trinken festzustellen. Dennoch hätten sich, wenn die Probanden mehrere Fragebögen beantwortet hatten, ähnliche Resultate ergeben.
Die finale Schlussfolgerung der Wissenschaftler: „Die Ergebnisse lassen vermuten, dass gesunde Gewohnheiten beim Konsum von Getränken beim Vorbeugen von chronischen Nierenkrankheiten eine wichtige Rolle spielen könnten.“
Wie Sie Ihre Nieren schützen können
Abseits des mäßigen Konsums von Softdrinks gibt es noch weitere Möglichkeiten, wie Sie Ihre Nieren schützen können. Im Gespräch mit FOCUS online nennt Werner Riegel, Vorsitzender der Deutschen Nierenstiftung, acht Tipps:
- Blutdruck regelmäßig kontrollieren
- Blutzuckerwerte kontrollieren
- zur Vorsorgeuntersuchung gehen
- mit dem Rauchen aufhören
- Nierensteinen und Harnwegsinfekten vorbeugen
- wenig Kochsalz und Phosphat aufnehmen
- ausreichend bewegen
- wenig Fleisch essen