Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich offen für das Angebot künftiger US-Waffenhilfe auf Kredit gezeigt. „Wir werden jede Option akzeptieren“, sagte Selenskyj in einem am Samstag im ukrainischen Fernsehen ausgestrahlten Interview dazu. Die USA sind mit Waffenhilfen über umgerechnet 40 Milliarden Euro militärisch der wichtigste Verbündete der Ukraine bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs. Allerdings liegt weitere Rüstungshilfe derzeit wegen eines innenpolitischen Streits zwischen Demokraten und Republikanern im US-Parlament auf Eis. Die Ukraine ist deswegen auf dem Schlachtfeld ins Hintertreffen geraten und verliert an Boden gegen die russischen Besatzungstruppen.

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Nach Angaben Selenskyjs gibt es für die Ukraine keine Wahl: Sie müsse jedes Angebot akzeptieren, um siegen und überleben zu können. Wenn er entscheiden müsse, ob er das Paket jetzt auf Kredit oder in einem Jahr quasi gratis bekomme, würde er es sofort auf Kredit nehmen, sagte der ukrainische Staatschef.

Ukraine: Waffen auf Kredit

Die Idee, der Ukraine die Waffen auf Kredit bereitzustellen, stammt vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der im November eine Rückkehr ins Weiße Haus anstrebt. Seine Partei, die Republikaner, blockiert seit Monaten die Freigabe eines Rüstungspakets im Wert von 60 Milliarden Dollar an die Ukraine.

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Der ukrainische Präsident äußerte sich im Interview auch zu anderen brisanten Themen. So braucht das Land aus seiner Sicht zwei Dutzend Patriot-Flugabwehrsysteme für den Schutz des eigenen Luftraums gegen russische Raketen- und Drohnenangriffe. Um den Luftraum abzuriegeln, seien 25 Systeme mit jeweils 6 bis 8 Batterien nötig, sagte Selenskyj. „Alle unsere Partner wissen dies ganz genau, sie kennen sogar die Punkte, an denen die entsprechenden Systeme platziert werden sollten.“ Patriots und analoge westliche Flugabwehrsysteme – darunter fällt das deutsche Iris-T – haben sich nach seinen Angaben hervorragend bewährt. Er warnte daneben vor einem Defizit an Flugabwehrmunition, sollte Russland seine Luftangriffe im gleichen Takt fortsetzen.

Niedersachsen, Hannover, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird am 7. April 80 Jahre alt., aufgenommen in seiner Kanzlei in Hannover, Foto: Rainer Droese

Ein ganz eigener Genosse

Am 7. April wird Gerhard Schröder 80 Jahre alt. Wäre da nicht die Sache mit Putin, würden an diesem Tag große Reden gehalten werden. Doch seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sind viele auf Distanz zu ihm gegangen – insbesondere aus seiner SPD. Ein Besuch bei einem seltsam eigensinnigen Mann, der von seinen Grundüberzeugungen nicht lassen will.

Charkiw laut Selenskyj geschützt

Eine Eroberung der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw durch russische Truppen schloss Selenskyj indes aus. „Charkiw ist heute geschützt“, sagte der Präsident. Er räumte ein, dass die Stadt weiter anfällig gegen Luftangriffe sei, doch für die Verteidigung des Gebiets am Boden sei er absolut zuversichtlich. Seinen Angaben nach sind die von der Ukraine gebauten Befestigungsanlagen nicht nur in Charkiw, sondern auch in weiten Teilen des Front- und Grenzgebiets weitgehend fertig.

Im ukrainisch kontrollierten Teil des Gebiets Donezk sind derweil durch russischen Artilleriebeschuss offiziellen Angaben nach mindestens fünf Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern im Landkreis Pokrowsk sei eine Minderjährige, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft mit. Zudem seien zwei Menschen verletzt worden. Getroffen wurden demnach Wohnhäuser in mehreren Ortschaften. Der Landkreis Pokrowsk liegt nur wenige Kilometer von der Front entfernt westlich von Donezk.

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Verletzte nach Beschuss von Donezk

Auf der anderen Seite meldeten die Behörden der von russischen Truppen besetzten Gebietshauptstadt Donezk elf Verletzte durch ukrainischen Beschuss. Unter den Verletzten seien zwei Kinder, schrieb der Chef der von Russland annektierten Region Donezk, Denis Puschilin, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Neun Wohnhäuser in verschiedenen Stadtteilen seien beschädigt worden. Neben der Stadt Donezk wurden nach Angaben Puschilins auch die ebenfalls vom russischen Militär kontrollierten Städte Makijiwka und Horliwka angegriffen.

RND/dpa



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