Bad Sülze. Kaum 40 Jahre nach ihrer Errichtung wird die Schule an der Kastanienallee abgerissen. „Das ist schon mit Emotionen verbunden“, sagt Rita Schroeder, Sachbearbeiterin der alten und neuen Dahlien-Grundschule in Bad Sülze. Läge ihr Sekretariat auf der anderen Seite des Flurs, könnte sie dabei zusehen, wie direkt nebenan die Reste des Innenlebens der Schule in Containern landen. „Da hängen ganz viele Erinnerungen dran.“

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Mehr als 35 Jahre hat Schroeder in jenen 1985 eröffneten Räumlichkeiten verbracht und den Betrieb organisiert. „Meine ehemaligen Lehrer, darunter auch Direktor Hartmut Born, sind in der Zeit zu Kollegen geworden“, sagt sie.

Drei Eingänge, vier Etagen, keine Aula

Eine Erfahrung, die sie mit Grit Witschurke teilt. Sie war erst Schülerin, dann Lehrerin und ist mittlerweile Schulleiterin an der Dahlien-Grundschule. „Als Sechstklässlerin habe ich die Einweihung miterlebt. Das war eine große und durchorganisierte Feier. Wir waren stolz auf diese Schule.“ Hunderte Kinder waren dabei, Lehrer, Erzieher, Eltern sowie Politprominenz. Der Bad Sülzer Chor sang, der Spielmannszug machte Musik. „Alles war beeindruckend. Drei Eingänge hatte das Gebäude und vier Etagen – manche machten sich Sorgen, dass wir uns dort verlaufen.“

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Jedoch habe es keine Aula gegeben, ergänzt Hartmut Born, der „Chef“ der Schule war. „Gegessen wurde in der – damals – alten Schule im Rosengarten. Und als die abgerissen wurde, gab es kein Schulessen mehr.“

Schul-Einweihung war wenig feierlich

Wenig feierlich fiel die erste Einschulung aus. Es regnete in Strömen, die Turnhalle war noch nicht fertig und weil es eben keine Aula gab, standen die Kinder der drei neuen Klassen mit ihren Eltern im Flur. „Trotzdem wurde es ein guter Jahrgang“, sagt Born augenzwinkernd.

Nach der Wende musste er sich neu um seinen Posten bewerben. Er überzeugte das Schulamt in Ribnitz-Damgarten und blieb bis ins Jahr 2000 Direktor. Ein Jahrzehnt zuvor war aus der Polytechnischen die Allgemeine Oberschule geworden, zwei Jahre später teilte man die in Grund- und Realschule. Der Hauptschulzweig wurde nach Dettmannsdorf-Kölzow verlegt. „Das brachte Unruhe, weil die Kinder und Jugendlichen getrennt wurden.“

Zur Taufe war das Ende beschlossene Sache

Am 20. Geburtstag, gefeiert im Jahr 2005, stand bereits fest, dass die Regionale Schule (Klassen fünf bis zehn) in Bad Sülze geschlossen werden würde, Tribsees übernahm. „Das war nicht so schön“, erinnert sich Rita Schroeder an die letzte Zeugnisausgabe der weiterführenden Schule im Juli 2006.

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Nach einem letzten, großen, traditionellen Schulfest wurde es stiller in der Kastanienallee. „Die Grundschule war nun allein im großen Gebäude, viele Räume standen leer.“ Der DRK-Ortsverein, der Faschingsclub oder die Linedancer zogen ein, doch der Renovierungs- und Modernisierungsbedarf wurde offensichtlich.

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Neuer Name zum 30-jährigen Bestehen

Erst zum 30-jährigen Bestehen, das Anfang September 2015 gefeiert wurde, bekam die Einrichtung den Namen Dahlien-Grundschule. „Da wussten wir noch nicht, dass das Ende bereits bevorstand, auch wenn wir uns einen Neubau gewünscht hatten“, erinnert sich Rita Schroeder.

Der Erfüllung dieses Wunsches konnte sie aus einigen Fenstern der Klassenräume zusehen, Einzugsdatum war der 28. Februar 2022. „Wir sind eine kleine Grundschule geworden“, beschreibt Grit Witschurke das vorläufige Ende der Entwicklung.

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„Mir tut es weh, dass niemandem eine bessere Variante einfiel als der Abriss“, bedauert Born den Anblick der Schule. „Ich spüre jedes Mal noch einen kleinen Stich“, erzählt auch Rita Schroeder. Und Grit Witschurke freut sich darüber, dass „wir jetzt gesehen werden mit unserer schönen, tollen, modernen Dahlien-Grundschule“.

OZ



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