Dutzende Schaulustige vor Gericht, einige feiern

Nach der Verurteilung von Ex-Präsident Donald Trump im Schweigegeld-Prozess haben sich Dutzende Schaulustige vor dem Gericht in New York versammelt. Einige von ihnen feierten am Donnerstag das Urteil, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort beobachtete. So hielt eine Frau ein Schild mit der Aufschrift „Trump convicted“ (Trump verurteilt) in die Höhe und tanzte, auf dem Schild eines Mannes stand „guilty“ (schuldig) auf dem eines anderen „Lock him up“ (sperrt ihn ein). 

Andere Menschen lieferten sich hitzige Diskussionen mit Unterstützern von Trump. Auch zahlreiche Medienvertreter und ein Großaufgebot der Polizei waren anwesend. Der Park gegenüber des Gerichtsgebäudes war seit Beginn des Prozesses als – von der Polizei explizit ausgewiesener und bewachter – Versammlungsort für Schaulustige und Demonstranten genutzt worden. 

Biden nutzt Verurteilung Trumps zu Wahlaufruf

US-Präsident Joe Biden hat die Verurteilung von Ex-Präsident Donald Trump im Schweigegeld-Prozess für einen Wahlaufruf und Werbung in eigener Sache genutzt. „Es gibt nur einen Weg, Donald Trump aus dem Oval Office herauszuhalten: An den Wahlurnen“, schrieb der Demokrat auf seinem privaten X-Account am Donnerstag. „Spenden Sie noch heute für unsere Kampagne.“

Bidens Wahlkampfteam teilte mit, der Prozess in New York habe gezeigt, dass niemand über dem Gesetz stehe. „Die Bedrohung, die Trump für unsere Demokratie darstellt, war noch nie so groß wie heute“, warnte es in einer nach dem Urteil veröffentlichten Mitteilung. Eine zweite Amtszeit Trumps bedeute „Chaos“.

Aus dem Weißen Haus hieß es lediglich, man respektiere das Rechtsstaatsprinzip und habe keinen weiteren Kommentar abzugeben.

Die ehemalige Pornodarstellerin Stormy Daniels, die als Zeugin im Zentrum dieses Prozess stand, äußerte sich nicht persönlich, nur indirekt über ihren Ehemann, der mit dem TV-Sender CNN sprach: „Für sie ist die Sache auch nach dem Urteil noch nicht ganz abgeschlossen, sie verarbeitet das Ganze immer noch“, so Barrett Blade. „Es ist hart für sie, aber sie fühlt sich auch ein wenig bestätigt, dass ihr Menschen endlich geglaubt haben, dass sie die Wahrheit gesagt hat.“

Trump-Unterstützer reagieren empört auf Schuldspruch

Trump-Anwalt Todd Blanche sagte am Abend des Schuldspruchs gegenüber CNN: „Wir waren auf eine Verurteilung vorbereitet, wir haben das erwartet.“ Prominente Republikaner und glühende Anhänger von Donald Trump haben empört auf den Schuldspruch gegen den früheren US-Präsidenten im Schweigegeld-Prozess reagiert. Der republikanische Hardliner aus dem US-Repräsentantenhaus, Jim Jordan, bezeichnete das Urteil am Donnerstag als „Farce“. Der Vorsitzende des Justizausschusses der Parlamentskammer sprach von einem „voreingenommenen Richter“ und einem „ungerechten Prozess“, der allein dazu gedient habe, Trump im laufenden Präsidentschaftswahlkampf zu behindern. Trump werde im Berufungsverfahren Recht bekommen. 

Trumps Sohn Donald Junior verbreitete gleich mehrere Nachrichten auf der Plattform X. Eine davon lautete: „So ein Bullshit!“ Die Demokraten hätten mit ihrem jahrelangen Versuch Erfolg gehabt, Amerika in ein „Dritte-Welt-Drecksloch“ zu verwandeln. Mit Blick auf den Termin der Präsidentschaftswahl mahnte er: „Der 5. November ist unsere letzte Chance, es zu retten.“ Donald Trump will bei der Wahl gegen den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden antreten. Der Schuldspruch hindert den Republikaner nicht daran, sich zur Wahl zu stellen. 

Der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, argumentierte, das Urteil könne Trump nicht aufhalten. Grenell schrieb auf X: „Ich habe genug gesehen… Donald Trump ist zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden.“

Die radikale republikanische Abgeordnete, Marjorie Taylor Greene, postete auf X provokativ eine auf dem Kopf stehende US-Flagge. Dies Symbol wird von Trumps Anhängern verwendet und spielte auch bei der Attacke auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 eine Rolle.

Trump-Spendenportal offline

Das Wahlkampfteam des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hat direkt nach dem Schuldspruch im New Yorker Schweigegeld-Prozess bei Anhängern um Spenden gebeten. „Ich bin ein politischer Gefangener“, hieß es in einer E-Mail des Trump-Teams und auf der Spenden-Webseite des Republikaners.

Doch dieses Spendenportal ging aus bisher ungeklärten Gründen kurz nach der Urteilsverkündung offline. „WinRed“, die republikanische Online-Fundraising-Plattform, war im Internet nicht mehr zu erreichen.

Reaktionen auch an der Börse

Auch Trump ehemaliger Sicherheitsbereater John Boltin, inzwischen ein Kritiker von ihm, meldete sich zu Wort: „Das heutige Urteil ist ein Alarm in der Nacht. Die Republikanische Partei hat jetzt eine letzte Chance, ihren Kurs zu ändern und keinen verurteilten Schwerverbrecher für das Präsidentenamt zu nominieren.“

Der in dem Fall tätige Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, sagte nach dem Urteil: „Ich habe meinen Job gemacht“, so Bragg. „Wenn der Beschuldigte in diesem Fall auch anders sein mag als jeder vor ihm in der Geschichte; wir sind zu diesem Prozess und letztendlich heute zu diesem Urteil auf die gleiche Weise gekommen wie in jedem anderen Fall, der vor uns liegt – indem wir den Fakten und dem Gesetz gefolgt sind und dies ohne Angst oder Gunst getan haben.“

Das Urteil, das nach Börsenschluss in den USA gefällt wurde, hatte auch Auswirkungen auf die Märkte. Die Aktien der Trump Media & Technology Group (DJT.O), der Muttergesellschaft der Social-Media-Seite Truth Social des ehemaligen Präsidenten, fielen nach dem Urteil um 14 Prozent.

Trump war kurz zuvor im Prozess um die Verschleierung von Schweigegeld-Zahlungen an eine Pornodarstellerin in New York schuldig gesprochen worden. Es ist das erste Mal in der amerikanischen Geschichte, dass ein Ex-Präsident wegen einer Straftat verurteilt wurde. 





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