Kiel. Vor 90 Jahren ist das Salonmotorschiff „Stadt Kiel“ vom Stapel gelaufen. Diesen besonderen Jahrestag feierten am Wochenende an Bord Förderer, Vereinsmitglieder und die Öffentlichkeit.

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Seit 1994 steht der Name des Schiffes in der Denkmalliste. Mit gut 28 Meter Länge und 7,30 Meter Breite ist es heute so in Schuss wie im Mai 1934, als es bei der Krupp Germania Werft fertiggestellt wurde. Doch zwischen den guten Nachrichten gibt auch ein paar Baustellen: So benötigt das Schiff neue, teure Fenster und – fast noch dringender – einen Bootsmann.

Die „Stadt Kiel“, der weiße Farbtupfer in der historischen Flotte am Seegarten, liegt in direkter Nachbarschaft zum Schifffahrtsmuseum und ist das einzige schwimmende Denkmal der Landeshauptstadt.

„Die 400 Passagiere dürfen wir heute aber nicht mehr befördern“, sagt Jens Schröder, Vorsitzender des Fördervereins Motorschiff „Stadt Kiel“. Die heutigen Vorschriften erlauben aber maximal 100 Passagiere an Bord.

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Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) unterstützt den Verein beim Unterhalt. Sie ist das letzte erhaltene Vorkriegs-Fahrgastschiff und gehört damit zu den mehr als 260 Denkmalen, die die DSD aus privaten Spenden, ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der Lotterie Glücksspirale, der Rentenlotterie von Lotto, fördern konnte. So wurde die Sanierung des Frischwassertanks bezahlt.

25 Fenster müssen neu: Kosten in Höhe von 340000 Euro

„Diese Hilfe ist sehr wichtig für uns“, sagt Schröder. Den Unterhalt mit all den Kosten für Treibstoff, Material bis hin zur Wartung der Rettungsmittel finanziert der Verein aus den Charterfahrten. „Und da sind wir in diesem Jahr sehr gut gebucht“, so Schröder.

Sorgen machen der Mannschaft aber ein paar Baustellen. „Wir müssen 25 Fenster im oberen Salon erneuern. Das kostet viel Geld“, berichtet der Vorsitzende. Der erste Kostenvorschlag liegt bei 340000 Euro. „Es gibt aber eine Förderung durch den Bund, die könnte uns helfen“, hofft Schröder. Aber auch viele kleinere Spender aus der Region beteiligen sich. So hat das Kieler Maritim Hotel 5212 Euro gespendet, die bei der Finanzierung der letzten Werftzeit im März in Arnis halfen.

Neben den Fenstern stehen auch ein Hilfsdiesel und der Propeller auf der Liste der Dinge, die mittelfristig erneuert werden müssen. Die neuen Fenster sollen schon im kommenden Winter in Angriff genommen werden. „Vorher müssen wir eben mit Farbe mal hier und da etwas übermalen“, so Schröder.

Neues Stabilitätsgutachten für das Salonschiff „Stadt Kiel“

Eine Herausforderung sind auch die Vorschriften. Da die „Stadt Kiel“ auch heute als Passagierschiff unterwegs ist, braucht sie ein Stabilitätsgutachten. Mit einem Krängungstest wurden bei der Gebr. Friedrich Werft erste Werte bei der Belastung des Schiffes gemessen. „Davon hängt es ab, wie viele Passagiere wir in Zukunft mitnehmen dürfen“, so Schröder.

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Das Gutachten wird in einer Kooperation mit Studenten der Fachhochschule Kiel gemacht. Dabei soll dann ermittelt werden, wie groß die Schlagseite sein kann, wenn beispielsweise alle Menschen an Bord plötzlich auf dem Oberdeck auf einer Seite stehen. Dieses Gutachten braucht die Klassifikationsgesellschaft (Schiffs-TÜV) für die Zulassung.

Wie beliebt die „Stadt Kiel“ ist, konnte der Verein am Sonntag sehen. Eigentlich waren zwei kostenlose Hafenrundfahrten für Interessierte und Fans geplant. „Die Plätze waren aber so schnell weg, das wir uns entschlossen haben, noch eine dritte Fahrt zu machen“, sagt Schröder.

Die Hoffnung ist, dass unter den Gästen auch jemand ist, der mal als Bootsmann an Bord mitarbeiten möchte. „Wir brauchen dringend einen neuen Bootsmann“, so Schröder. Der alte Bootsmann war nach Jahrzehnten der Mitarbeit unerwartet im vergangenen Jahr verstorben.

Suche nach einem Seemann mit Erfahrung

Von den 290 Vereinsmitgliedern sind 85 an Bord beim Betrieb ehrenamtlich aktiv. Ein Bootsmann braucht allerdings auch eine Ausbildung als Schiffsmechaniker. „Und davon gibt es immer weniger in der Seefahrt. Wir haben auch schon mit der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel Kontakt aufgenommen. Vielleicht finden wir dort einen Bootsamann, der sich ehrenamtlich bei uns einbringen will“, so Schröder.

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Aktuell wird die Position bei den Fahrten von einem Mitglied mitgemacht, das eigentlich für die Planung und Buchung der Charterfahrten zuständig ist. Doch diese Doppelfunktion ist im Ehrenamt auch eine enorme Herausforderung. „Deshalb wäre es schon toll, wenn wir bald wieder einen Bootsmann hätten“, so Schröder.

KN



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