In Moskau hat die Beisetzung des in russischer Haft gestorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny begonnen. Der Leichnam wurde in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone “Lindere meine Trauer” im Südosten der russischen Hauptstadt aufgebahrt. Auf einem Foto war zu sehen, wie der Leichnam in der Kirche in dem Sarg
lag. Mehrere Menschen standen neben ihm und hielten Kerzen in ihren
Händen. Die Trauerfeier wird von Nawalnys Team auf YouTube gestreamt.

Nur kurz darauf wurde der Sarg wieder aus der Kirche getragen und in ein Fahrzeug gebracht. Die Menschen, die sich vor der Kirche versammelten, warfen Blumen auf das Auto – über die Köpfe der Polizisten. Schließlich sollte der Sarg in einem Trauermarsch zum Borissowskoje-Friedhof gebracht werden, der nur wenige Kilometer von der Kirche entfernt ist. Zahlreiche Menschen folgten dem Fahrzeug und warfen teilweise Sicherheitsabsperrungen um. 

Nur wenige Minuten vor Beginn der offiziellen Trauerfeier war der hölzerne Sarg vor der Kirche eingetroffen – unter dem Applaus der anwesenden Menschen. Auch Nawalnys Eltern waren in der Kirche. Die Angehörigen des 47-Jährigen hatten seinen Leichnam in der
Leichenhalle in Moskau nur mit Verzögerung für die Beerdigung erhalten.

An der Kirche und am Friedhof sind zahlreiche Polizisten stationiert. Russische Medien berichten, dass sie Dokumente und persönliche Gegenstände von Passanten kontrollieren. Der Weg von der U-Bahn-Station zur Kirche ist von Metallabsperrungen gesäumt. Vor der Kirche klatschten die Menschen und riefen immer wieder im Chor “Nawalny, Nawalny”.

Schon seit Stunden haben sich in dem Moskauer Bezirk Marjino Tausende Menschen versammelt, um von dem langjährigen Oppositionsführer Abschied zu nehmen. Sie gehen ein hohes Risiko ein, bei Trauerkundgebungen kurz nach Nawalnys Tod waren zuletzt Hunderte Menschen verhaftet worden.

Westliche Diplomaten und Oppositionelle sind anwesend

Auch der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, und andere
westliche Diplomaten sind zugegen und planen, Blumen niederzulegen. Ebenfalls anwesend ist der bekannte russische Oppositionelle Jewgeni Roisman.

Nawalnys Tod wurde am 16. Februar von der Gefängnisverwaltung der nördlichen Region Jamal in Sibirien mitgeteilt, dort war der Oppositionelle seit Dezember inhaftiert.

Laut den russischen Behörden ist die Todesursache weiter unbekannt. Viele westliche Staats- und Regierungschefs sowie das Team Nawalny machen den russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich für seinen Tod verantwortlich.

Nawalnys Leiche wurde über Tage nicht freigegeben und sollte laut seiner Mutter geheim beigesetzt werden. Schließlich kündigte eine Sprecherin des Nawalny-Teams, Kira Jarmysch, doch eine öffentliche Beisetzung an. Sie berichtete, mehrere Kirchen in Moskau hätten allerdings abgelehnt, die Trauerfeier auszurichten. Mindestens einem Bestattungsinstitut sei auch verboten worden, mit Nawalnys Unterstützern zusammenarbeiten.

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